Veröffentlicht inPanorama

Flug MH 17 – „Kopfgeldjäger“ Josef Resch fürchtet um sein Leben

Flug MH 17 – „Kopfgeldjäger“ fürchtet um sein Leben

JR6 Schwaigeralm Foto Holger Schöttelndreier.JPG
Foto: Holger Schöttelndreier
Der bayerische Privatermittler Josef Resch glaubt Informationen über den Abschuss von Flug MH 17 über der Ost-Ukraine zu haben. Die Bundesanwaltschaft will, dass er aussagt. Aber das sei Selbstmord, glaubt er.

Essen. 

Josef Resch sagt, er hat Angst um sein Leben und das seiner Familie. Dabei ist es sonst eher umgekehrt: Es sind die anderen, die den 67-Jährigen fürchten. Resch, der kantige Mann vom Tegernsee, ist, salopp formuliert, ein Kopfgeldjäger. Den untergetauchten Börsenhai Florian Homm jagte er mit seinen Leuten vor einigen Jahren um den Globus, dem berüchtigten Drogenbaron Pablo Escobar will er einmal Kaiserschmarr’n in Kolumbien zubereitet haben. Jetzt glaubt der Privatermittler im Besitz besonders brisanter Informationen zu sein. Informationen zum Abschuss des malaysischen Fliegers MH 17, der 2014 mit 298 Menschen an Bord über der Ostukraine abstürzte.

Resch hat „erhebliche Zweifel, dass der Abschuss von proseparatistischem Gebiet erfolgt ist“. Einige Länder müssten sich vielleicht Sorgen machen. Und er ist sicher, dass weder Staaten noch Geheimdienste ernsthaft an einer Aufklärung interessiert seien. Mehr sagt er nicht.

Ermittlungsrichter drängen zur Aussage

Ein Wichtigtuer? Das sehen die Staatsanwälte mittlerweile nicht mehr so. Sie wollen ihn zwingen, zu reden, es könnte um das Verschleiern eines Kriegsverbrechens gehen, argwöhnen sie. Sein Haus wurde durchsucht, Handys und Computer durchleuchtet, sein Schließfach in der Schweiz geöffnet. Offenbar ohne Ergebnis. Auch die Generalbundesanwaltschaft hat sich eingeschaltet, nachdem Resch auch noch ein Buch mit seinen „spektakulärsten Fällen“ veröffentlicht hatte.

Resch beteuert, er werde auch weiterhin schweigen. „Die Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof drängen mich zu einer Zeugenaussage, aber ich habe keine Lust, auf dem Weg vom Gericht bei einem schrecklichen Unfall zu sterben“, erzählt er dieser Zeitung bei einem Telefonat. Und fügt sicherheitshalber hinzu: „Es nützt aber auch nix, mich über den Haufen zu fahren, weil ich nicht alleine Bescheid weiß.“ Ordnungshaft drohe ihm, dagegen gehe er vor. Er habe das Recht, die Aussage zu verweigern: „Der BGH bringt mich in Lebensgefahr.“

Reschs Erfahrungsberichte klingen zuweilen wie Agentenkolportagen, aber diesmal ist der ansonsten eher ausgeruhte Profi spürbar erregt. Eine Belohnung von 30 Millionen Euro hatte er vor zwei Jahren auf der Internetseite seiner Lübecker Firma Wifka ausgelobt für Hinweise, die zur Lösung des Rätsels führen. „Ein Mann mit Schweizer Akzent hatte mich über einen Kontaktmann angesprochen“, erzählt Resch, „der war durch den Fall Homm auf mich gekommen.“

„Kann auch sein, dass es eine Falle war“

In wessen Auftrag dieser Mann handelte? „Ich weiß es nicht“, sagt Resch. „Ich weiß nicht, ob es die Ukrainer sind, die dahinter stecken, die Russen oder Nachrichtendienste aus dem Westen. Kann auch sein, dass es eine Falle war, um mal zu prüfen, ob es irgendwo einen Maulwurf gibt.“ Aber der Mann habe ihm klargemacht: „Wenn Sie was erfahren, dann sagen sie nix, sonst haben sie ein Problem.“ Resch habe „natürlich von jedem Verschwörungstheoretiker Post bekommen und sehr lange geprüft und aussortiert, es ging nicht vorwärts.“

Dann habe der Unbekannte weitere 17 Millionen nachgeschossen: für die Beantwortung der Frage, wer die Wahrheit vertusche. Zumindest diese Frage wurde wohl beantwortet, wenn man Resch glauben darf. Nach Monaten habe es „einen Durchbruch“ gegeben. Resch brachte den Mann mit dem Schweizer Akzent in seinem Haus in Bayern mit einem Informanten zusammen. „Wir haben bei dem Vieraugengespräch mitgehört“, räumt Resch ein, „ich wollte ja nicht über den Leisten gezogen werden und hinterher gesagt bekommen, das war nix.“ Es sei in dem Gespräch nicht darum gegangen, „wer den Abzug gedrückt hat, sondern was danach passiert ist.“ Offenbar war sein Auftraggeber mit den Informationen zufrieden. Denn laut Resch wurden die 17 Millionen bezahlt. Und auch er.