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Dieser Donnerstag ist „Tag der Linkshänder“

Dieser Donnerstag ist „Tag der Linkshänder“

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Foto: Bildkombo dpa
Wer etwas „mit links“ machen möchte, hat in einer Welt der Rechtshänder oft Probleme. Zudem kämpfen Linkshänder oft mit einer Flut von Vorurteilen.

Essen. 

Ältere haben es in der Schule noch abgewöhnt bekommen: mit der linken Hand zu schreiben, ist aber auch verkrampft. In Zeiten, in denen in der Schule noch mit Füller geschrieben wurde, liefen Linkshänder stets Gefahr, das frisch Geschriebene zu verwischen. Was dafür spricht? Man fällt auf, minunter. Und: Linkshänder haben gar einen eigenen ‚Gedenktag‘ – an diesem Donnerstag!

„Rechts“ und „links“ sind nicht einfach nur neutrale Seitenbezeichnungen, die Begriffe drücken traditionell auch eine Wertung aus. Rechtshänder gelten als normal, denn nur 10 bis 15 Prozent der Menschen sind nach Schätzungen Linkshänder.

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Auf ihre Probleme in einer für Rechtshänder ausgerichteten Welt soll jährlich am 13. August der Internationale Tag der Linkshänder aufmerksam machen.

Ganze Generationen kleiner Linkshänder wurden gedrillt, das „schöne Händchen“ rechts zu nutzen. Links gilt als schlecht und schwach, rechts dagegen als gut und stark. Schon der liebe Gott schien Rechtshänder gewesen zu sein. Verkündet doch Moses: „Deine Rechte, Herr, ist herrlich an Stärke.“ Christus sitzt der biblischen Überlieferung nach zur Rechten Gottes, der Teufel kam vom rechten Weg ab. Linkshänder – besonders Frauen – galten darum einst als vom Teufel besessen.

Aberglaube: links gilt als weiblich

Der rechten Seite werden männliche Eigenschaften zugeschrieben, links gilt als weiblich. Dieser Aberglaube zeigte sich noch vor gar nicht so langer Zeit in der strengen Sitzordnung mancher Dorfkirchen: Rechts saßen die Männer, links die Frauen. Auch bei der Hochzeit haben die Geschlechter meist feste Seiten: der Bräutigam rechts vom Altar, die Braut links.

Solche Traditionen blieben nicht ohne Einfluss auf unsere Sprache. So geht etwas mit rechten Dingen zu, man hat das Herz am rechten Fleck, ist auf dem rechten Weg, bringt alles ins rechte Lot oder ist als eine rechte Hand die hilfreiche Stütze für einen Mitmenschen.

Wenn man aber von einem linken Vogel mit linkischem Verhalten auf die linke Tour gelinkt wird, sollte man diese Person am besten links liegen lassen. Und wer mit dem linken Fuß aufgestanden ist oder gar zwei linke Hände hat, ist zu nichts Rechtem zu gebrauchen.

Linkshänder gelten als ideenreicher

Doch ist die Minderheit nicht (mehr) bedroht: Betroffene tauschen sich in Linkshänder-Clubs aus, sogar Rückschulungsberatungen für Umerzogene werden angeboten.

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Spezielle Läden finden mit Scheren, Dosenöffnern, Armbanduhren, Computertastaturen und sogar Bumerangs für Linkshänder zunehmend selbstbewusste Kunden.

Heute gelten Linkshänder als assoziationsfähiger und ideenreicher. Bei Linkshändern sind Teile der rechten Hirnhälfte stärker ausgeprägt, bei Rechtshändern umgekehrt. Musikalische oder künstlerische Fähigkeiten sollen eher von der rechten Hälfte dominiert sein, logisches und mathematisches Denken findet dagegen wohl eher links statt.

US-Präsident Obama ist Linkshänder

Sind Linkshänder intelligenter als die rechte Mehrheit? Auch wenn das einige von ihnen behaupten – bewiesen ist es nicht. Der Intelligenzquotient von Links- und Rechtshändern ist im Schnitt gleich. Allerdings gibt es unter Hochbegabten mehr Linkshänder als im Durchschnitt. Andererseits haben auch viele Linkshänder Lernschwierigkeiten. Eine mögliche Erklärung: Sie müssen besonders viele Hürden in der Rechtshänder-Welt bewältigen.

Wie vielen das mit Bravour gelingt, zeigen historische Vorbilder. Der römische Feldherr und Herrscher Gaius Iulius Caesar war ebenso Linkshänder wie das Renaissance-Universalgenie Leonardo da Vinci oder der französische Kaiser Napoleon Bonaparte. In der Kunst reicht ihr Spektrum von Ludwig van Beethoven über Paul McCartney und Robert Redford bis Lady Gaga und Angelina Jolie. Betroffene, denen es immer noch am rechten Selbstbewusstsein fehlt, seien an den Wahlkampfslogan des Linkshänders Barack Obama von 2008 erinnert: „Yes, we can!“ (dpa/WE)