Veröffentlicht inPanorama

Der Playboy Rolf Eden feiert seinen 85.Geburtstag

Der ewige Playboy Rolf Eden wird 85

Er ist wohl das perfekte Gegenstück zum verstorbenen Gunther Sachs: Rolf Eden hat sich langsam hochgearbeitet und wurde zum Berliner Partylöwen.

Berlin/Köln. 

Er hört nicht mehr so gut. Das Laufen fällt ihm auch ein wenig schwer. Aber das erwähnt Rolf Eden erst gar nicht. Schließlich wird er heute 85 Jahre alt. Nur an seiner Manneskraft, da dürfen keine Zweifel aufkommen. Jedenfalls nicht, wenn man sich selber gerne als „Deutschlands letzter Playboy“ bezeichnet. „Alles in Ordnung“, sagt er deshalb. Und falls nicht, „gibt es ja diese Pillen“, zu denen er greifen kann, nach eigener Aussage ja praktisch greifen muss, denn: „Ich bin sehr gefragt bei den jungen Damen.“

Man weiß nicht, ob er glaubt, was er da sagt. Oder ob er es sagt, weil er glaubt, dass man es von ihm erwartet. Und es fällt auch schwer zu unterscheiden zwischen der Kunstfigur des ewigen Playboys und dem Menschen Rolf Eden, der nicht mehr rauskommt aus dieser Rolle und sich für nichts zu schade ist, um sie weiter zu spielen. Dass man ihn deshalb mal zum „peinlichsten Berliner“ gewählt hat, stört ihn nicht. Im Gegenteil. „Das ist eine Ehre.“

Vor ein paar Wochen erst ist er bei RTLs Suche nach Deutschlands „Supertalent“ aufgetreten. Weiß der Anzug, wirr das Haar, hat er auf der Bühne gestanden und gesungen. „Geld ist nicht wichtig, aber schön muss sie sein“ – ein Klassiker und ein Lied, wie für ihn geschrieben. „Musikalisch echt gut“, hat Dieter Bohlen anschließend gelobt, und Lena Gerke hat Eden „charmant“ gefunden. Eine Runde weiter gekommen ist der Berliner zwar nicht, aber das war ihm egal. Hauptsache, man hat mal wieder über ihn gesprochen. Und Lena Gerke hat er schließlich auch kennengelernt. Die würde er gerne wiedersehen. Mit seinem Rolls Royce will er sie abholen, will schick essen gehen mit ihr und dann „mal gucken, was sich so entwickelt“. Und wenn sich nichts entwickelt, ist das auch nicht schlimm. „Klar kriege ich ich viele Körbe. Aber davon lasse ich mich nicht entmutigen.“ Irgendwann sagt nämlich doch wieder eine „Ja“.

Von den späten 50ern bis in die 90er-Jahre ist Eden der „König des Kudamms“. Er veranstaltet Miss-Wahlen, macht den Striptease in Deutschland populär, und der Begriff „eine Frau abschleppen“ stammt angeblich auch von ihm. Die Rolling Stones, Liza Minelli oder Louis Armstrong feiern in seinen Nachtclubs, über denen immer der Name des Besitzers groß über dem Eingang leuchtet. Harald Juhnke bechert bei ihm, James Brown legt Platten auf, Ella Fitzgerald tanzt mit ihm. Gerüchte über wilde Feiern machen die Runde, Eden dementiert sie nicht. Viele Jahre ist das „Eden“ für Berlin, was das Studio 54 für New York war. Eine Touristenattraktion, in die die meisten Touristen nie reinkommen. Seinen Besitzer umweht die Aura des Verruchten, gepaart mit der Lässigkeit des Lebemanns. Kein Playboy aus dem Jet-Set, wie Gunter Sachs damals einer war, sondern einer aus dem Volk.

Wo er ist, ist Party. Bis heute. „Jede Nacht bin ich unterwegs.“ Er zieht durch Klubs und spricht Frauen an, die nicht mal so alt sind, wie seine Enkel. „Damen“ nennt er sie, manchmal auch „Madame“, ist immer freundlich, nie abgeneigt, gibt jeder das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Obwohl zuhause Freundin „Brigitte“ wartet, die er „Brischid“ ruft und die fast 50 Jahre jünger ist als er. „Er ist in der Pubertät stecken geblieben“, mutmaßt sie.

Sieben Kinder von sieben Frauen

Mit wie vielen Frauen er zusammen war in seinem Leben, das weiß er nicht so ganz genau. Wie viel Geld er hat, auch nicht. „Mehr als ich ausgeben kann.“ Es kommt ja auch reichlich etwas rein an Miete von den gut 800 Häusern und Wohnungen, die er besitzt. „Da muss man nur die Säcke mit dem Geld in die Bank tragen.“ Wie viel Nachwuchs er in die Welt gesetzt hat, das kann er sagen: „Sieben Kinder von sieben Frauen.“

Keines von ihnen redet schlecht über den Papa. Überhaupt scheint immer alles gut in Edens Welt. Über Krankheit oder den Tod spricht er nicht. „Das verdränge ich.“ Wie so vieles andere. Denn es gibt auch einen anderen Eden. Einen, der mit seiner Familie aus Berlin flüchten musste, als die Nazis an die Macht kamen. Weil er Jude ist. Einen, der gekämpft hat im israelischen Unabhängigkeitskrieg, dabei mehrfach nur knapp dem Tod entkommen ist. Das alles hat er vor ein paar Jahren in seiner Bio aufgeschrieben, darüber gesprochen hat er zuvor viele Jahre nicht. „Es hat“, sagt Eden lapidar, „ja niemand danach gefragt.“