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Ein Toter nach einem erbitterten Nachbarschaftsstreit in Gevelsberg

Ein Toter nach einem erbitterten Nachbarschaftsstreit

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Symbolfoto Blaulicht.
Mehrere Schüsse, drei Treffer, ein Toter – das ist die Bilanz eines Nachbarschaftsstreits. Aus Wut über eine nächtliche Ruhestörung soll Giovanni S., ein 60-jähriger Gevelsberger, zur Waffe gegriffen und abgedrückt haben.

Gevelsberg. 

Aus purer Angst will Giovanni S. seinen Nachbarn erschossen und zwei weitere Männer zum Teil schwer verletzt haben. Am Montag hat der Prozess gegen den Gevelsberger vor dem Hagener Schwurgericht begonnen. Der Vorwurf: Totschlag und gefährliche Körperverletzung.

Als die Polizei in den frühen Morgenstunden des 4. Juni am Tatort – ein Hinterhof in der Haßlinghauser Straße – eintraf, stieß sie auf einen jungen Mann, der tot am Boden lag, auf zwei weitere Verletzte und aufgeregte Zeugen. Der mutmaßliche Täter betrat die „Szene“ mit erhobenen Händen. Er habe einen Mann vor seiner Tür erschossen, soll er zuvor am Telefon offenbart haben. Die Handschellen klickten. Giovanni S. sitzt seitdem in U-Haft.

Erbitterter Nachbarschaftsstreit

Den teils tödlichen Schüssen ging offenbar ein erbitterter Nachbarschaftsstreit voraus. Der 25-jährige Mann, der im Hof verblutete, und der Angeklagte waren Nachbarn. Giovanni S. ärgerte sich über die späteren Opfer, die sich im Hof aufgehalten und ihn aus dem Schlaf gerissen hatten. Im Zuge der Auseinandersetzung, so die Anklage, griff er plötzlich zur Pistole, einer geladenen Smith & Wesson. Er drückte ab, mehrfach.

Giovanni S. (60) ist ein eher kleiner Mann mit grauen Haaren und Schnauzbart – ein unauffälliger Typ. Auf der Anklagebank sitzt er zwischen seinem Verteidiger Andreas Trode und einem Dolmetscher. Beim Sprechen springt er, vermutlich ohne es überhaupt zu merken, zwischen Deutsch und Italienisch. Seine Worte unterstreicht er durch Gesten, die nicht selten dramatische Züge annehmen. „Ich konnte nicht schlafen“, beginnt er seine Einlassung. Dann berichtet er, vor die Tür gegangen zu sein. Er habe die Männer gebeten zu gehen. Er müsse schlafen. Der Nachbar habe ihn daraufhin beleidigt. Als er angekündigt habe, die Polizei zu rufen, habe der gedroht: „Du beendest dein Leben damit.“ Da habe er Angst bekommen. „Ich hatte den Eindruck, dass die mich angreifen wollen. Die hatten was in der Hand. Ich wollte mein Leben retten. Ich habe die Waffe aus dem Schrank geholt. Dann ist das passiert.“

„Ich wollte sie nur erschrecken“

Die Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen insistiert: „Die haben doch gar nichts getan. Die standen da nur.“ Giovanni S. bleibt bei seiner Version und legt noch eins oben drauf: „Ich habe nicht gezielt geschossen.“ – „Aber drei Mal getroffen“, pariert die Richterin und versucht gar nicht erst, ihre Skepsis zu verbergen. Der Angeklagte lässt sich nicht beirren: „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich sie treffe. Die versteckten sich hinter Autos. Ich habe nur in die Richtung geschossen. Ich wollte sie nur erschrecken. Ich hatte nicht die Absicht, jemandem zu schaden, jemanden zu verletzen.“

Aus den Reihen der Zuschauer erhebt sich Protest. Die Familie des Toten kann es nicht fassen. „Das stimmt doch gar nicht“, ist zu hören.Der Prozess gegen Giovanni S. wird morgen fortgesetzt. (sam)