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US-Schauspieler Steven Seagal hinterlässt als Hilfssheriff eine Spur der Verwüstung

Steven Seagal jagt als Hilfssherrif unschuldige Farmer

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Steven Seagal
In den 80er Jahren war Steven Seagal Star grobschlächtiger Actionfilme. Heute lässt der alternde Hollywood-Schauspieler fragwürdige Polizeikontakte für neues Filmmaterial spielen. Als Hilfssheriff im Einsatz hinterlässt er dabei mitunter eine Spur der Verwüstung.

Washington/Phoenix. 

Wie es sich anfühlt, wenn Steven Seagal für „Law and Order“, für Recht und Ordnung eintritt, nicht im Film, im echten Leben, daran kann sich Jesus Llovera noch ungut erinnern. Der Geflügelzüchter aus Arizona bekam vor einem Jahr Besuch von einem Sondereinsatzkommando der Polizei.

Mit Panzerfahrzeugen, einem Bomben schmeißenden Roboter und Rammböcken waren die von Sheriff Joe Arpaio angeführten 40 Beamten auf Lloveras Farm angerückt. Angeblich, um eine kriminelle Kampfhahn-Zucht aufzudecken. Am Ende war ziemlich viel kaputt und 100 Hühner ließen finale Federn.

Steven Seagal, in den 80er Jahren als saurierträger Knochenbrecher in gröbstschlächtigen Hollywood-Kinofilmen (“Abow The Law”) unterwegs, war live und in Farbe zugegen. In Doppelfunktion. Zum einen reüssiert der wortkarge Spezialist für Zen und die asiatische Kampfsportart Aikido, seit 20 Jahren in Amerikas Südstaaten angelegentlich für Stundenlöhne zwischen 11 und 15 Dollar als Hilfssheriff diverser Polizeistationen, um, wie er sagt, “seinem Land zu dienen”.

Steven Seagal braucht Bilder für Reality-Serie „Lawman“

Zum anderen galt es, auf Lloveras Farm frisches, authentisches Bild-Material für die Reality-TV-Serie „Steven Seagal: Lawman“ („Gesetzeshüter“) zu beschaffen. Problem dabei: Der Verdacht gegen den Hühnerzüchter war nach Recherchen der Zeitung „Arizona Republic“ und anderer Medien bereits Wochen vor dem Sturm-Einsatz ausgeräumt.

Llovera hat vergangene Woche Schadenersatzklage eingereicht. Es steht der Verdacht im Raum, so die Medien in Arizona, dass der keines Marketing-Tricks unverdächtige Sheriff Joe Arpaio dem mit überschaubarem Talent gesegneten Schauspieler und Halbtags-Schutzmann billige Dreharbeiten verschafft hat; auf Kosten eines Unschuldigen. Seagal gibt seither reihenweise Interviews, spielt den Entrüsteten.

Prozess gegen Seagal aus Mangel an Beweisen eingestellt

Wie vor zwei Jahren, als Kayden Nguyen ihn verklagte. Bei den Dreharbeiten zu “Lawman” soll Seagal die junge Frau fortgesetzt sexuell missbraucht haben. Das Verfahren wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt. Diese Vorgeschichte(n) blieben unerwähnt, als gestern Meldungen ihren Weg über den Atlantik fanden, die den nächste Woche 60 Jahre alt werdenden Seagal als Mann der patriotischen Tat an der Süd-Grenze Amerikas darstellen.

Irgendwo in der Wüste Arizona, so berichteten zunächst lokale Zeitungen und Fernsehsender auf Grundlage einer Presse-Erklärung von Sheriff Arpaio, soll Seagal tüchtig mitgeholfen haben, drei Drogen-Kurriere mit gut 250 Kilogramm Marihuana abzufangen. Zum Beweis gerieten Fotos in Umlauf, die den reichlich aus dem Leim gegangenen Schauspieler in gewohnt martialischer Pose mit automatischem Gewehr zeigen. Worin genau Seagals Mitwirkung bestanden hat? Der Reporter der “Phoenix New Times” wartet bis heute auf eine Antwort. Süffisant merkt Matthew Handley an, dass Seagal seit Jahren mit der Staatsgewalt kooperiert. Ob in Louisiana oder zuletzt in Hudspeth County/Texas; überall, wo der Gerechtigkeit aushilfsweise Genüge getan werden muss, sei “erst Seagal zur Stelle”, sagen Eingeweihte, “und dann eine Kamera-Crew.”

Sheriff Joe Arpaios Umgang mit Verbrechern ist berüchtigt

Das Bündnis mit Arpaio ragt dabei heraus. Der Sheriff von Maripoca County, ein bald 80-jähriger Sohn neapolitanischer Einwanderer, hat sich weit über Arizona hinaus den Ruf erworben, besonders demütigend mit Gesetzesbrechern umzugehen. Unter sengender Sonne hält er nach Augenzeugenberichten in Phoenix Häftlinge in dem ihm unterstehendenden Knast in Zelten. Insassen müssen rosa Unterwäsche tragen. In seinem Kampf gegen das Schlechte und Böse macht Arpaio vor niemandem Halt. Anhand einer Geburtsurkunde will er allen Ernstes nachweisen, dass Präsident Barack Obama kein echter Amerikaner ist.

Verschwörungs-Theoretiker lieben den Mann, dem ein elastisches Verhältnis zu Recht und Gesetz nachgesagt wird. Am Ende des Polizeiberichts über den vereitelten Drogen-Deal in der Wüste empfiehlt Sheriff Arpaio ausdrücklich, die nächste landesweit ausgestrahlte CNN-Talkshow mit Pierse Morgan einzuschalten. Gast: Steven Seagal. Thema: die zweite Staffel der dumpfen Reality-TV-Serie “True Justice” (Wahre Gerechtigkeit). Hauptdarsteller und Mit-Produzent: Na wer wohl?