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Energiediscounter Teldafax wird komplett umgebaut

Energiediscounter Teldafax wird umgebaut

Teldafax wird komplett umstrukturiert. Der Gas- und Stromdiscounter war immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil Netzbetreiber drohten, den Teldafax-Kunden die Leitung abzudrehen. Damit soll jetzt Schluss sein, kündigte der neue Chef Hans-Gerd Höptner an. Teldafax soll wieder Geld verdienen.

Düsseldorf. 

Hans-Gerd Höptner hat bislang nur wenige Antworten parat. Der 69-Jährige, der sich bereits mit der Sanierung des angeschlagenen Wäsche-Herstellers Schiesser einen Namen machte, soll jetzt beim Billig-Stromanbieter retten, was zu retten ist. Höptner hatte das Amt des Vorstandschefs vor kurzem überraschend übernommen. „Ich bin erst seit gut 48 Stunden mit dem Unternehmen befasst“, sagt der Sanierer am Freitag. „Bitte verstehen Sie, wenn ich noch nicht all Ihre Fragen beantworten kann.“

Das Unternehmen, das ist Teldafax. 800.000 Kunden hat der Strom- und Gasdiscounter zurzeit in Deutschland. Die meisten band der Energieversorger mit langfristigen Lieferverträgen an sich. Das brachte Teldafax in Schwierigkeiten. Teldafax hatte Energie kurzfristig zu Marktpreisen eingekauft, war aber durch die Verträge gezwungen, Strom und Gas unter dem Einkaufswert an die Kunden weiterzureichen. Ein solches Geschäftsmodell könne auf Dauer nicht funktionieren, sagte Höptner. Jetzt wolle man wieder Geld verdienen.

Teldafax, so versicherte Höptner am Freitag, stehe nicht vor der Insolvenz. Aber es sei nicht von der Hand zu weisen, dass das Unternehmen überschuldet sei. „Zahlungsunfähigkeit droht allerdings nicht.“ Das Geschäftsgebaren von Teldafax hatte in der jüngsten Vergangenheit diese Vermutung aber nahegelegt. Weil das Unternehmen nur sehr zögerlich Entgelte für die Anmietung von Strom- und Gasleitungen bei Netzbetreibern wie Stadtwerken und anderen Energieversorgern beglich.

Netzbetreiber drohten mit Sperrung der Leitungen

Vor kurzem mussten 3000 Kunden in Hagen und in Südwestfalen darum bangen, ihren günstigen Strom- und Gastarif zu verlieren. In Dortmund drohte der Netzbetreiber DEW21 mit der Sperrung der Leitungen. Das „Handelsblatt“ berichtete von einer Liste mit 70 Netzbetreibern, bei denen ähnliche Probleme aufgetaucht sein sollen.

In allen Fällen konnte Teldafax durch Eilüberweisungen eine Netzsperre verhindern, Teldafax-Kunden blieben Teldafax-Kunden. Denen dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. Denn zahlreiche Strom- und Gasbezieher hatten bereits im voraus für ihre Energie bezahlt, viele gingen für ein Jahr in Vorleistung.

Höptner versprach am Freitag, all diese Ungereimtheiten in den kommenden Tagen und Wochen auszuräumen. „Wir sind mit den wichtigsten Netzbetreibern im Gespräch“, sagte der neue Teldafax-Chef. Für Teldafax geht es bei den Netzentgelten um Geld, viel Geld. „Viele Betreiber sind durch die negative Berichterstattung in den Medien nervös geworden“, so Höptner. Teldafax musste Zugeständnisse an die Netzbetreiber machen, zum Teil auch durch Vorauszahlungen. Das Unternehmen habe so mehr Kapital aufwenden müssen, als im normalen Geschäftsbetrieb notwendig sei, so der neue Firmenchef. Jetzt soll mehr Ruhe rein. Wenn er sich mit den großen Betreibern geeinigt habe, werde das auch die kleineren Betreiber beruhigen, hofft der neue Chef. Es gebe einfach zu viele kleinere Partner, um mit allen persönlich ins Gespräch zu kommen.

Großangelegte Umstrukturierung geplant

Höptner kündigte am Freitag eine großangelegte Umstrukturierung des Unternehmens an. Teldafax besitze zahlreiche Tochterfirmen im Portfolio. Das Unternehmen müsse nun prüfen, ob diese alle für das Kerngeschäft nötig seien, sagte der neue Chef. Oberstes Ziel müsse es sein, Strukturen zu vereinfachen. Komplexe Strukturen kosteten nämlich Zeit, und die Geld. Ob das auch zu Entlassungen führe? „Das kann ich nicht ausschließen“, sagte Höptner. Teldafax beschäftigt laut eigener Aussage rund 550 Mitarbeiter.

Die Turbulenzen bei Teldafax gipfelten vor wenigen Tagen in einem abrupten Eigentümerwechsel. Seitdem gehört das Unternehmen zu 51 Prozent dem Finanzinvestor Sigma Citation Capital Strategies und zu 49 Prozent dem Fondsanbieter Debi Select. Laut Höptner habe das Unternehmen kürzlich ein Darlehen über 44 Millionen Euro erhalten, allerdings nicht vom russischen Geldgeber Energo Stream, „sondern internationalen privaten Investoren“. In der Vergangenheit war immer wieder berichtet worden, Energo Stream sei ein weißer Ritter, der Teldafax in der Not beispringe.

Teldafax-Chef Höptner bat alle Beteiligten am Freitag um Zeit. „Die nächsten Wochen werden entscheidend für die Zukunft des Unternehmens sein“, sagte er. Er müsse sich jetzt erst einmal ein genaues Bild vom Unternehmen machen und die dringendsten Fragen klären. Höptner wandte sich direkt an die Kunden seines Unternehmens: „Die Kunden werden weiter beliefert, sie werden nicht in die Grundversorgung zurückfallen.“