Die Freundinnen tragen glänzende Leggings, die Kumpel große Brillen oder Basecaps mit Schirm zur Seite. Viele Jugendliche fragen sich da: Passt dieser Stil auch zu mir? Experten zeigen, wie man seinen Stil findet – und gegen Sprüche der Freunde und Eltern besteht.
Karlsruhe.
Die Mädels tragen gerne weite Pullis oder Leggings, die Jungs Basecaps mit Schirm zur Seite: Die Stile in deutschen Klassenzimmern sind manchmal so unterschiedlich wie Haarfarben oder Zeugnisnoten. Manche sind sich mit ihrem Kleidungsstil aber gar nicht so sicher. Wie Jugendliche ihren Stil finden können, zeigen die folgenden Tipps:
Ausprobieren, experimentieren, kreativ sein
Keiner geht in einen Laden und kommt mit dem perfekten Dress wieder heraus. Deshalb gilt: So viel wie möglich ausprobieren. Die Styleberaterin Karin Mertens rät Jugendlichen, sich erstmal selbst zu hinterfragen: „Wer bin ich? Welche Interessen habe ich? Welche Aussage soll mein Stil haben?“ Die Imageberaterin und Autorin Anneli Eick ergänzt: Auch mal auf Komplimente hören. Wenn etwas anderen auffällt, kann das selten hässlich oder stillos aussehen.
Zeit lassen
Nicht jeder muss mit 16 Jahren den perfekten Stil gefunden haben. „Die Pubertät ist eben die Zeit der Suche“, sagt Nina Pirk, Kinder- und Jugendberaterin beim Verein „Nummer gegen Kummer“. Das gilt besonders für die Mode. „Es ist wichtig, nicht im Turbogang etwas finden zu wollen. Der Weg ist das Ziel – und auch viel spannender, als immer gleich fertig zu sein“, sagt Mertens.
Sich immer wieder neu erfinden
Mit 14 Jahren hat man natürlich einen anderen Stil als mit 20, sagt Styleberaterin Mertens. „Ein Justin Bieber wechselt jetzt zum Beispiel gerade sein Image. Das ist jetzt ein junger Erwachsener.“ Sich immer wieder neu zu erfinden und das mit der Kleidung auszudrücken, kann durchaus spannend sein.
Richtige Materialien und Formen
Je nach Körperbau und -proportionen sollten junge Leute die richtigen Schnitte und Stoffe wählen, um mögliche körperliche Defizite auszugleichen. „Wenn du zum Beispiel als junger Mann hängende Schultern und einen Bauchansatz hast, ist es vorteilhafter, eine Cabanjacke anzuziehen“, sagt Mertens. Die ist leicht tailliert, hat aufgesetzte Taschen und Epouletten, so dass der Körper optisch mehr Spannung erhält.
Wer dünne Beine hat, sollte niemals ganz weiche Stoffe oder gar eine Jogginghose tragen. Auch für Mädchen sollten lockere Klamotten nicht zum Dauerzustand werden, sagt Eick: „Sehr weit macht nicht wirklich schlanker. Es ist auch viel schöner, wenn man noch etwas vom Körper erkennen kann.“
Gute Mode muss nicht teuer sein
Mertens kritisiert, dass sich viele Jugendliche mit günstigen Klamotten großer Billigketten eindecken. „Das ist schlimm, wenn man immer nur diese Ganz-Billig-Marken sieht. Da können sie tütenweise einkaufen, sehen aber am Ende alle gleich aus.“ Dabei gibt es auch anderswo günstige Klamotten: „Man kann gern auch mal Second Hand oder auf dem Flohmarkt einkaufen. Damit kann man kreativ sein.“
Aufpassen beim Hipstertum
Nicht jedem stehen dicke Randbrille, Schnurrbart und Jutebeutel. „Dann ist er die Lächerlichkeit in Person. Ich will ich sein und mich wohlfühlen. Man wird dann vielleicht gar nicht ernst genommen“, warnt Mertens.
Mit Kritik der Kumpel umgehen
Das funktioniert am besten, indem man sie selbstbewusst an sich abprallen lässt, sagt Mertens. Irgendwann finden auch die Freunde die Kleidung cool – und machen es dann vielleicht sogar nach.
Die Kleidung kann sogar dazu dienen, herauszufinden, ob man im richtigen Freundeskreis ist, sagt Eick. „Wenn man sich da unwohl fühlt, dann passt meistens auch etwas anderes als die Kleidung nicht.“
Vorbilder suchen
„Vorbilder sind wichtig, Ich brauche Ideenquellen“, sagt Eick. Diese sollten aber seltener Prominente sein – obwohl die meistens eigene Stilberater haben. „Lady Gaga ist kein Vorbild, Justin Bieber auch nicht. Die spielen ja richtige Rollen.“ An wem sollte man sich dann orientieren? „Vorbilder sollten Freunde und Klassenkameraden sein oder Jugendliche auf der Straße im gleichen Alter,“ sagt Eick. Auch Zeitschriften liefern oft gute Fashion-Tipps.
Innerhalb einer Clique ist der Kleidungsstil oft sehr ähnlich – nicht ohne Grund. Dadurch entstehe eine Zusammengehörigkeitsgefühl, weiß Jugendberaterin Nina Pirk. „Man gehört dazu und grenzt sich gleichzeitig von anderen ab. Das sorgt für Orientierung in der Pubertät.“
Kein Bock auf Mode ist okay
„Wer keine Lust auf Mode hat, der muss das auch nicht, aber er sollte wissen, dass es bei dem dann auch genauso aussieht“, sagt Mertens. Modemuffel könnten überwiegend schwarze Klamotten tragen. Wichtig ist, keine Null-Bock-Stimmung mit seiner Kleidung zu zeigen. „Alles, was ich trage und von mir zeige, hat immer eine Aussage.“ (dpa)