Warum manche Pullover kratzig sind und andere nicht
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Warum manche Pullover kratzig sind und andere nicht
Warum manche Pullover kratzig sind und andere nicht
Foto: Getty Images
Wolle, Kaschmir, Alpaka oder Viskose: Kleidung wird aus vielen Materialien gefertigt. Wir erklären, warum manche Pullover piksen und andere nicht. Pflanzliche Wolle etwa ist feiner als tierische, dafür aber auch lange nicht so wärmend. Allergiker sollten dagegen auf Alpakawolle zurückgreifen.
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Ein Pullover kann noch so schön aussehen, die perfekte Farbe haben, den perfekten Schnitt – wenn er kratzt, ist das für viele Kunden ein K.o.-Kriterium. Doch welche Materialien sind daran schuld, wenn unsere Kleidung kratzt? Oder wenn wir darin frieren oder schwitzen? Ein kleiner Blick in die weite Welt der Fasern und Gewebe.
Wolle und Baumwolle
Nicht jedes Gewebe, das „Wolle“ im Namen trägt, muss auch kratzen. Die pflanzliche Baumwolle hat viel glattere, feinere Fasern als die tierische Schurwolle, deren Fasern „kraus und etwas sperrig“ sind, wie die Diplom-Modedesignerin Hiltrud Schulze-Buxloh es nennt. Aus Baumwolle werden nicht nur klassische Shirts, Pullover oder Wäsche hergestellt, sondern auch Cord- oder Samtstoffe. Doch was in punkto Tragekomfort ein Vorteil ist, hat in Bezug auf die wärmenden Eigenschaften Nachteile: Baumwolle isoliert nicht gut, man friert schnell. Durch ihre gekräuselte Struktur kann Schurwolle hingegen sowohl wärmen als auch kühlen: Zwischen ihren Fasern ist viel Platz für Luft, die die Körperwärme nicht so schnell nach außen entweichen lässt und gleichzeitig zu große Hitze von außen abhält.
Allerdings kann Wolle verfilzen und neigt zum sogenannten Pilling, also der Bildung von unschönen Knötchen. Und: Für viele Menschen fühlt sich ein reiner Wollpullover einfach viel zu kratzig auf der Haut an. Wer sich daran nicht stört und Wollbekleidung kaufen möchte, sollte genau hinschauen: Das Gütesiegel „Woolmark“ kennzeichnet „reine Schurwolle“, also Wolle von lebendigen Schafen, im Gegensatz zu „reiner Wolle“, die auch von toten und kranken Schafen stammen oder recyceltes Material enthalten kann.
Merino und Kaschmir
Der Begriff „Wolle“ dient darüber hinaus als Sammelbegriff für viele verschiedene Tierwollen und -haare. Die Wolle des Merinoschafes beispielsweise unterscheidet sich stark von der herkömmlichen Schafwolle. Sie gilt als elastisch, weich und wärmend, sogar im nassen Zustand; sie trocknet schnell und kann außerdem Geruchsbildung verhindern, weshalb sie gern für Funktionsbekleidung eingesetzt wird.
Ebenfalls als „Wolle“ bezeichnet werden die Haare der Kaschmirziege. Sie sind teuer, weil die Ausbeute mit etwa 150 Gramm pro Tier im Vergleich zur Schafwolle sehr gering ist: Kaschmir wird meist durch Auskämmen des Unterfells statt durch Scheren gewonnen. Die Fasern lassen sich gut färben, sind leicht und weich aber auch sehr empfindlich, weshalb Kleidungsstücke aus Kaschmir oft auch andere Fasern enthalten.
Alpaka und Angora
Die Haare der Alpakas sind wegen ihrer glänzenden Oberfläche beliebt, außerdem sind sie wesentlich leichter und weicher als Schafwolle, isolieren besser und sind trotzdem strapazierfähig, ohne zum Pilling zu neigen. „Sie werden aus dem Bauchfell der Tiere ausgekämmt“, erklärt Hiltrud Schulze-Buxloh. Ihr besonderer Vorteil: Sie sind auch für Allergiker geeignet und haben antibakterielle Wirkung.
Auch die Wolle des Angorakaninchens hat gute Isolationseigenschaften, ist weich und nimmt Schweiß gut auf – seit jedoch bekannt wurde, dass die Kaninchen in manchen Betrieben bei lebendigem Leibe gerupft werden anstatt geschoren, haben einige Firmen ihre Angorakleidung aus dem Sortiment genommen. Von der Angoraziege stammt hingegen die Mohairwolle, die der Schafwolle ähnelt, aber weniger zum Verfilzen neigt, sehr langlebig ist und einen besonderen Glanz aufweist. Je jünger die Ziege, desto feiner ihre Haare.
Polyacryl
Statt (Baum-)Wollfasern weisen die Etiketten vieler Winterpullover Polyacryl als Hauptbestandteil aus. „Polyacryl äfft die Wolle nach“, sagt Hiltrud Schulze-Buxloh. Was stimmt, denn die Kunstfaser ist ähnlich bauschfähig und warm, allerdings auch sehr hitzeempfindlich. Außerdem neigt sie dazu, Schweißgeruch anzunehmen und sich elektrostatisch aufzuladen.
Ihr Vorteil: „Wie andere Kunstfasern ist sie günstiger herzustellen und kann besser gefärbt werden als Naturfasern“, erklärt die Expertin. „Besser“ bedeutet in diesem Fall auch „dauerhafter“ – denn während Naturfasern mit der Zeit und dem Waschen ausbleichen, sind Kunstfasern relativ farbbeständig.
Modal und Viskose
Modal und Viskose ähneln in ihrer Zusammensetzung der Baumwolle, bestehen aber aus dem Naturstoff Zellulose, der aus Holz gewonnen und in einem chemischen Verfahren zu Fasern verarbeitet wird; dabei gilt die Modalfaser als Weiterentwicklung der Viskosefaser. Kleidungsstücke aus diesen Materialien sind in der Regel glatter und weniger knitteranfällig als Baumwollbekleidung. Auch ihre Ökobilanz soll besser sein, weil für ihre Herstellung weniger Wasser und Energie gebraucht werden als für die Herstellung von Baumwolle, die zudem oft mit Pestiziden belastet ist, wenn es sich nicht um Biobaumwolle handelt. Dadurch, dass sie eher fein und glatt sind, wärmen die Fasern jedoch nicht gut – für den Winter empfiehlt Schulze-Buxloh eher bauschige Stoffe: „Alles, was viel Volumen hat, kann gut wärmen.“
Auch künstliche Webpelze eignen sich zum Beispiel als Innenfutter für Jacken, da sich zwischen ihren Haaren die Wärme halten kann. Wer es also schön warm haben möchte, ist mit tierischen Wollstoffen oder Materialien, die solche Stoffe imitieren, in der Regel besser beraten als mit pflanzlichen. Und wenn es doch mal kratzt: Langärmelige Baumwollshirts schützen vielleicht nicht so gut vor Kälte, dafür halten sie kratzende, piksende Fasern meist ganz zuverlässig von der Haut fern.