Das lange erwartete Nachfolger des populären Kuschelroboters Furby ist jetzt verfügbar. Letzte Macken will der Hersteller per Software-Update beseitigen.
Nach fast einem Jahr voller Verschiebungen ist der kleine Roboter-Dinosaurier „Pleo“ nun endlich offiziell in den USA erhältlich. Das Spielzeug wurde von Caleb Chung entwickelt, der zu den Miterfindern des „Furby“ gehörte, einem fellbesetzten Kuschelautomaten, der Ende der Neunzigerjahre ein großer kommerzieller Erfolg war. Furby kam mit einer merkwürdigen Sprache aus dem Karton und lernte mit der Zeit, menschliche Worte zu verwenden, wenn man regelmäßig mit ihm redete. Pleo, angeboten von Chungs neuer Firma Ugobe, soll nun der nächste Schritt in der Evolution der Spielzeugroboter werden – er beherrscht Ansätze von Sozialverhalten und kann aus Erfahrungen „klug“ werden.
Bereits auf dem Markt erhältliche Konkurrenten besitzen zwar ebenfalls Licht- und Geräuschsensoren und können Hindernissen ausweichen, mit ihrer Umwelt interagieren und Emotionen ausdrücken. Doch der neue Dino geht noch weiter: Die Vision von Ugobe war es, eine „Lebensform zu schaffen, zu der die Menschen eine Bindung eingehen können“, wie Technikchef John Sosoka sagt. Pleo besitze organisch ablaufende Bewegungsmöglichkeiten und ein dynamisches Verhalten, das der Konkurrenz weit überlegen sei.
In der Tat erinnert Pleo in Aktion eher an ein Haustier als ein Spielzeug. Er lehnt seinen Kopf an die Brust seines Besitzers, als wolle er seine Liebe zeigen. Er kauert sich hin und wedelt mit Schwanz, wie es ein Hund tun würde, der spielen will. Pleo kann außerdem lange, klagende Schreie ausstoßen, Freude, Trauer oder Wut ausdrücken und schläfrig und sogar krank sein – niest er, gibt er seine Erkältung an andere Pleos weiter. (Mit einem Infrarotsensor, der sonst zur Erkennung der Umwelt dient.)
Dennoch gibt Ugobe zu, dass das Spielzeug noch nicht ganz so gelungen ist, wie es eigentlich geplant war. Eine Notiz auf der Website, die sich an alle Vorbesteller richtet, erläutert, dass die aktuell vorinstallierte Software nicht das eigentliche Ziel erreicht, dass das Spielzeuge anhand seiner „Erziehung“ eine einzigartige Persönlichkeit entwickelt. Das werde aber noch kommen: 2008 soll es ein Software-Update geben, das man sich kostenlos aus dem Netz herunterladen kann.
Die Pleo-Hardware besteht aus 38 Sensoren, 14 Motoren und mehr als 100 speziell angefertigten Steuereinheiten. Lichtsensoren und eine Kamera in der Nase helfen bei der Erkennung von Objekten, Farben oder Kanten. Audiosensoren bieten dem Roboter einen Höreindruck. Acht Berührungssensoren befinden sich in Schultern, Rücken, Beinen, Kopf und Kinn, um zu ermitteln, wie der Nutzer mit Pleo umgeht.
Ein Teil des realistischen Eindrucks resultiert sicherlich aus der tierähnlichen Bewegung des Spielzeugs. Ein Motor im Rückrat gibt dem Pleo-Gang einen Alligatoren-Look. Der bewegt sich ebenfalls erst mit dem Körper, bevor er einen Fuß absetzt, sagt Sosoka. Während die meisten anderen Spielzeugroboter ständig gleichartige Schritte vollführen, kann Pleo sie variieren.
Die eingebauten Force-Feedback-Sensoren in den Motoren können zudem ein Greifen und Ziehen erkennen – so humpelt der Kleine eine Zeit lang, wenn man zu stark an seinem Bein gezogen hat. Richtungssensoren erkennen Positionswechsel des Körpers, und vier Fußschalter zeigen Pleo, dass er fest auf dem Boden steht.
Laut Ugobe reichen die Nickel-Metall-Hydrid-Batterien in Pleos Magen für eine Stunde Spiel, wenn sie drei Stunden nachgeladen wurden. Sie sollen bei einer Aufladung pro Tag zwischen sechs und acht Monaten durchhalten.
Der 349 Dollar teure Roboter sollte eigentlich schon lange verfügbar sein – Vorbestellungen waren seit Juni 2007 möglich. Doch erst im Weihnachtsgeschäft war er dann auch zu haben. Zu den Problemen bei der Entwicklung gehörte, dass Ugobe relativ lange an der Ladesteuerung der Batterie optimieren musste. Schwierig war auch die Entwicklung von Pleos Haut, sagt Sosoka. „Die Haut ist zart – und wenn man Pleo viel streichelt, entwickelt sich ein Gebrauchsmuster.“ Wer die Farbe vor dem Abblättern bewahren will, muss Babypulver verwenden, so ein Tipp des Ugobe-Managers. Aber auch Softwareprobleme führten zu Verzögerungen. Pleo sollte eine Persönlichkeit haben, die sich mit seinem Erfahrungsschatz verändert. Und obwohl die Website betont, dass das Spielzeug bereits jetzt vollständig mit seinem Nutzer interagiert (organische Bewegung, Ausdruck von Gefühlen, autonomes Untersuchen der Umgebung und Reaktionen auf seine Umwelt), sei die tatsächliche Ausformung seines Temperaments doch eher „subtil“.
Trotzdem sind die meisten Besitzer begeistert. Tom Hershner, Veranstaltungsmanager beim New Yorker Roboterladen „Robot Village“, meint, dass es kein anderes Produkt dieses Kalibers gebe: „Das liegt an seinem realistischen Look.“ Andere Roboter sähen auch wie Roboter aus: „Pleo aber wie ein Dino.“