Neuenrade.
Wie können wir die Selbstverwaltung so organisieren, dass der Schwerpunkt unserer kollegialen Arbeit sich wieder vermehrt dem Inhalt zuwenden kann? Unter anderem mit dieser Fragestellung wurde im Frühjahr 2010 an der Freien Waldorfschule Neuenrade das „Projekt 2015“ gestartet. Spätestens in drei Jahren will man gemeinsam die Strukturen neu geordnet haben, „..um unserer Lehrer für ihr eigentliches ‚Kerngeschäft‘ zu entlasten“, so Lehrer Wolfgang Dornwald.
Zusammen mit Geschäftsführerin Silvia van Loosen bildet Dornwald, als Vertreter der Lehrer, die Operative Schulleitung (OSL), die beiden sind für das Tagesgeschäft zuständig. Die OSL, das ist ein Baustein der neuen Organisationsstruktur, die man mit Hilfe eine Supervisors entwickelt hat. Eine Struktur, die helfen soll, zeitnahe und effektive Entscheidungen zu treffen. Beraten ließ man sich von Raymond diRonco, der sich als Ex-Lehrer an staatlichen Schulen und an einer Waldorfschule mit der Praxis bestens auskennt.
Die Mitarbeit ist freiwillig
In der neuen Schulführung finden sich sowohl der Vorstand des Trägervereins der Waldorfschule als auch die Schulleitungskonferenz (SLK) wieder. Die Mitarbeit der Lehrer in der SLK ist freiwillig, „…das muss jeder für sich entscheiden, ob er hier zusätzlich neben seiner Tätigkeit als Lehrer auch noch Teile der Freizeit investiert“, so Dornwald. Schon jetzt aber lässt sich absehen, dass dieses System ausgezeichnet funktioniert, viele Lehrer engagieren sich, das sind Ergebnisse, die man aus verschiedenen Arbeitskreisen hört.
Das eigentlich Ziel, um die Waldorfschule für die Zukunft gut aufzustellen, ist die Erhöhung der Schülerzahl auf 300, aktuell werden 250 Mädchen und Jungen in den Gebäuden am Remmelshagen unterrichtet. Das Einzugsgebiet der Waldorfschule umfasst den gesamten Märkischen Kreis, reicht auch bis nach Arnsberg. Die Beliebtheit ist bei vielen Eltern auch deswegen so groß, weil die Waldorfschule ein Alleinstellungsmerkmal hat, mit dem keine staatliche Schule mithalten kann: gemeinsamer Unterricht von der 1. Klasse bis zum Abitur; 2011 gab es in Neuenrade die ersten Abiturienten.
Die Erhöhung der Schülerzahl ist auch angestrebt, um wirtschaftlich größere Bewegungsmöglichkeiten zu haben, Silvia van Loosen: „Rund 80 Prozent unserer Kosten werden refinanziert, fließen an Landeszuschüssen zurück, den Rest müssen die Eltern in Form von Schulgeld finanzieren. Das Modell funktioniert mit 250 Schülern schon gut, 300 wären natürlich optimal!“ Beim Thema ‚Schulgeld‘ schiebt sie gleich nach, dass die Waldorfschule natürlich auch Schüler aufnehmen kann, deren Eltern vom Konzept der Schule überzeugt sind, vielleicht nicht das Einkommen, wo sie meinen, sich das nicht leisten zu können, van Loosen: „Über die Höhe des Schulgeldes wird dann in Einzelfällen entschieden.“
Samstag Tag der offenen Tür
Die Geschäftsführerin lobt die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Neuenrade, die enge Verbindung mit Bürgermeister Klaus Peter Sasse, Dierk Rademacher als zuständigen Amtsleiter für die Schulen, „…außerdem werden wir regelmäßig zu den Sitzungen des Schulausschusses im Rathaus eingeladen.“
Apropos „einladen“, die Waldorfschule Neuenrade lädt am kommenden Samstag, 29. September, alle Hönnestädter wieder zu einem „Tag der offenen Tür“ ein. Los geht es um 9.30 Uhr, ab 10 Uhr haben Gäste die Chance, eine Unterrichtsstunde zu besuchen. Die Klasse 7 sorgt im Café für das leibliche Wohl und während einer Fragerunde darf man auch Fragen nach dem Projekt 2015 stellen.
Vor 15 Jahren wurde die Freie Waldorfschule Neuenrade gegründet, immer wieder waren in dieser Zeit auch Vertreter der CDU aus der Hönnestadt dort zu Gast, um sich über aktuelle Entwicklungen ein Bild zu machen.
Die CDU-Fraktion besuchte Ende der vergangenen Woche die Waldorfschule, die längst einen festen Platz in der Neuenrader Schullandschaft hat. Hier sind alle staatlich anerkannten Abschlüsse möglich, vom Hauptschulabschluss über die Fachoberschulreife, Fachhochschulreife bis hin zum Abitur.
Nach Besichtigung einiger Klassenräume erläuterten Silvia van Loosen und Wolfgang Dornwald, das pädagogische Konzept der „Offenen Ganztagsschule“, in der die Arbeit in und mit der Natur einen breiten Raum einnimmt. Im Anschluss wurde in kleinen Diskussionsgruppen mit den Pädagogen der Schule weiter diskutiert. Im Mittelpunkt immer wieder die Fragen wie: Wie können wir unsere Schule der Bevölkerung, insbesondere in Neuenrade, näher bringen? Was kann die Politik tun, um diese Schule vor Ort weiter zu stärken?
Am Ende des Besuches dankte die Sprecherin des CDU Arbeitskreises Schule und Sport, Brigitte Reinken-Stork, für die informativen Gespräche. Auch in Zukunft sollen die informellen Gespräche zwischen Waldorfschule und Politik in Neuenrade fortgesetzt werden.