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Streit an der Uni Duisburg-Essen eskaliert

Streit an der Uni Duisburg-Essen eskaliert

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Foto: WAZ FotoPool

Essen. 

Der Streit um die geplante Schließung des Studiengangs Kommunikationswissenschaft (KoWi) an der Uni Duisburg-Essen eskaliert.

Denn der Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften hat massiven Widerstand gegen die Entscheidung des Rektorats angekündigt.

Der Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften, der Philosophie-Professor Dirk Hartmann, hat massiven Widerstand gegen die Entscheidung des Rektorats angekündigt. „Wir werden gegen die Schließung vorgehen, denn wir halten sie für einen großen Fehler“, sagt Hartmann. Seine Fakultät ist mit mehr als 9000 Studenten die größte der Hochschule.

Anfang August hatte das Rektorat beschlossen, den Studiengang nach mehr als 30 Jahren auslaufen zu lassen. Der Studiengang sei zu wenig nachgefragt; in Zeiten knapper Ressourcen sei ein Weiterbetrieb nicht sinnvoll. Derzeit machen 43 Studenten ihren „Master“ in KoWi; ein Bachelor-Programm gibt es nicht. Etwa 250 weitere arbeiten noch an ihrem Magister alter Prägung. Bis zu seiner Umstellung 2007 war der frühere Magisterstudiengang einer der populärsten geisteswissenschaftlichen Studiengänge am Standort Essen. Er produzierte tausende von Absolventen, die heute großteils in Medien- und Marketingberufen arbeiten. Einige hundert Absolventen protestieren mittlerweile im Internet gegen die angekündigte Schließung.

Hervorragende Chance, das Fach neu aufzustellen

Drei der vier „KoWi“-Professoren gehen im Jahr 2013 in den Ruhestand. Dies sei nach Einschätzung Hartmanns eine hervorragende Chance, das Fach neu aufzustellen. Aber: „Die Schließung“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der Fakultät, „lässt auf sachfremde Erwägungen schließen.“ Das bedeutet: Wie schon 2008, als die Romanistik und Teile der Philosophie zeitweise auf der Kippe standen (und dann aber gerettet wurden), befürchtet man, dass die frei werdenden Professorenstellen den Geisteswissenschaften weggenommen und den Naturwissenschaften zugeschlagen werden sollen.

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Gegen diesen Verdacht will sich Rektor Ulrich Radtke „aufs Schärfste“ verwahren: „Rein gar nichts spricht dafür, dass die Uni ihre Geisteswissenschaften vernachlässigt“, betont Radtke, von Hause aus Geograf. Er verweist auf die neu eingeführten geisteswissenschaftlichen Studiengänge „Niederlandistik“ und „Kulturwirt“. Wo die drei künftig vakanten „KoWi“-Stellen angesiedelt werden, sei aber noch völlig offen. Dem von Dekan Hartmann angekündigten Widerstand sieht Radtke „gelassen entgegen“.

Kein publikumswirksames Bachelor-Programm

Warum die „KoWi“ fast als einzige Geisteswissenschaft der Uni bis heute kein publikumswirksames Bachelor-Programm anbietet, darüber gehen die Meinungen auseinander: Während Kritiker des Fachs von gravierenden Versäumnissen sprechen, die auch mit jahrelangem Streit einiger „KoWi“-Professoren zu tun haben, werfen die Verteidiger des Fachs der Hochschulleitung vor: Fertige Konzepte für ein Bachelor-Programm seien seit Jahren ignoriert worden. Rektor Radtke kontert: „KoWi“-Vertreter hätten sich auf eine Vernetzung mit den anderen Kommunikations-Studiengängen der Uni nicht einlassen wollen. „Doch die Welt hat sich weitergedreht“, so Radtke. Entsprechend populärer sei heute der in Duisburg beheimatete „Komedia“-Studiengang (Kognitions- und Medienwissenschaften), der Informatik, Psychologie und BWL vereint. Er zählt als Ingenieurswissenschaft.