Am diesem Wochenende gedenkt Duisburg der Opfer der Loveparade. Im Interview plädiert Duisburgs Alt-Oberbürgermeister Josef Krings für eine neue Duisburger Politik – ohne Adolf Sauerland.
Duisburg.
Josef Krings gilt als moralische Instanz in Duisburg. 22 Jahre lang, von 1975 bis 1997, war er Oberbürgermeister und wurde durch seinen Einsatz für die Krupp-Arbeiter in Rheinhausen auch überregional bekannt. Eine Woche nach der Loveparade-Katastrophe hatte der 85 Jahre alte Ehrenbürger als einer der Ersten die richtigen Worte gefunden. Er hielt die Reden beim Trauermarsch und bei der Aufstellung des Loveparade-Mahnmals. Im NRZ-Interview spricht Josef Krings über den Jahrestag der Katastrophe und einen Neuanfang für Duisburg.
Herr Krings, was werden Sie am morgigen Jahrestag der Loveparade tun?
Josef Krings: Ich werde die zentrale Gedenkfeier im Stadion besuchen, auch wenn ich die Salvatorkirche als Ort für die Gedenkfeier für geeigneter halte. Aber wir müssen den Wunsch der Betroffenen respektieren, und es steht mir nicht zu, dies zu kritisieren.
Wie haben Sie den Tag der Katastrophe erlebt?
Josef Krings: Ich war nicht in Duisburg, sondern in Essen beim 50-jährigen Priesterjubiläum des früheren Duisburger Stadtdechanten Heinz-Josef Tillmann. Die ersten schrecklichen Meldungen habe ich auf dem Weg im Radio gehört. Beim Festgottesdienst hatte sich die Nachricht bei vielen noch gar nicht herumgesprochen.
Was sagen Sie dazu, dass OB Adolf Sauerland erst jetzt nach einem Jahr die moralische Verantwortung übernimmt?
Josef Krings: Man sollte sich fragen, was der Begriff überhaupt bedeutet. Verantwortung übernimmt man nicht, sie gehört zum politischen Amt einfach dazu.
Wird er dieser Verantwortung denn jetzt gerecht?
Der Ort, an dem vor einem Jahr 21 Menschen tödlich verletzt wurden, am Abend des Jahrestages. Foto: Stephan Eickershoff
Der Ort, an dem vor einem Jahr 21 Menschen tödlich verletzt wurden, am Abend des Jahrestages. Foto: Stephan Eickershoff
Der Ort, an dem vor einem Jahr 21 Menschen tödlich verletzt wurden, am Abend des Jahrestages. Foto: Stephan Eickershoff
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Der Ort, an dem vor einem Jahr 21 Menschen tödlich verletzt wurden, am Abend des Jahrestages. Foto: Stephan Eickershoff
Der Ort, an dem vor einem Jahr 21 Menschen tödlich verletzt wurden, am Abend des Jahrestages. Foto: Stephan Eickershoff
Von 16.30 bis 18.30 Uhr sperrte die Polizei den Tunnel und die Rampe, damit die Hinterbliebenen der Todesopfer und die bei der Massenpanik Verletzten in Ruhe trauern konnten. Foto: Jakob Studnar/dapd
Von 16.30 bis 18.30 Uhr sperrte die Polizei den Tunnel und die Rampe, damit die Hinterbliebenen der Todesopfer und die bei der Massenpanik Verletzten in Ruhe trauern konnten. Foto: Jakob Studnar/dapd
Am Jahrestag der Loveparade von Duisburg besuchten Hunderte Trauernde den Ort der Katastrophe, legten an Tunnel, Treppe und Rampe Blumen nieder und zündeten Kerzen an.
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Am Jahrestag der Loveparade von Duisburg besuchten Hunderte Trauernde den Ort der Katastrophe, legten an Tunnel, Treppe und Rampe Blumen nieder und zündeten Kerzen an.
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Am Jahrestag der Loveparade von Duisburg besuchten Hunderte Trauernde den Ort der Katastrophe, legten an Tunnel, Treppe und Rampe Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Foto: reuters
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Am Jahrestag der Loveparade von Duisburg besuchten Hunderte Trauernde den Ort der Katastrophe, legten an Tunnel, Treppe und Rampe Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Foto: reuters
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Am Jahrestag der Loveparade von Duisburg besuchten Hunderte Trauernde den Ort der Katastrophe, legten an Tunnel, Treppe und Rampe Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Foto: reuters
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Am Samstagabend gedachten die Menschen am Loveparade-Mahnmal der 21 Toten, sie zündeten Kerzen an und legten Blumenkränze nieder. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Ab 22 Uhr gedachten der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA), art@work und der Verein Massenpanik Selbsthilfe am Mahnmal der Opfer.Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Auf der Wiese am Mahnmal gab es eine Performance zu sehen. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Projiziert werden Ausschnitte aus dem „Szenischen Konzert im Gedenken an die Opfer der Duisburger Loveparade“, das am 13. April in der Salvator-Kirche zu hören war…Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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…sowie Texte und Fragen zur Loveparade-Katastrophe.Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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…wie schon im Konzert, begleitete Phillippe Micol dies am Saxophon. Micol zog auch musizerend durch den Tunnel…Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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…während die Menshen im Tunnel der Opfer gedachten. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Entgegen aller Befürchtungen waren es aber immer nur kleine Gruppen von Menschen, die im Tunnel unterwegs waren. Aus Sicherheitsgründen wurde der Zugang auf maximal 900 Menschen begrenzt.Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Mit 1200 Kerzen, die an den Wänden des Karl-Lehr-Tunnels aufgereiht waren, erinnerte der Verein „Never forget“ an die Tragödie vom 24. Juli 2010.Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Gedenken im Tunnel und an der Rampe.Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Gedenken im Tunnel und an der Rampe.Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Mitglieder der Initiative „Neuanfang für Duisburg“ im Tunnel an der Karl-Lehr-Straße.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Am frühen Samstagnachmittag legten Mitglieder der Abwahl-Initiative im Gedenken an die Toten und Verletzten…Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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…einen Kranz an der Rampe nieder. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Gedenken an die Toten und Verletzten der Loveparade 2010. Foto: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool
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Gedenken an die Toten und Verletzten der Loveparade 2010. Foto: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool
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Am Samstag gedenken die Menschen der 21 Opfer im Unglücks-Tunnel an der Karl – Lehr – Straße in Duisburg. Auch sind fast 100 Seelsorger aus dem Umfeld an diesem Wochenende im Einsatz. Foto: Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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Am Samstag gedenken die Menschen der 21 Opfer im Unglücks-Tunnel an der Karl – Lehr – Straße in Duisburg. Auch sind fast 100 Seelsorger aus dem Umfeld an diesem Wochenende im Einsatz. Foto: Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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Josef Krings: Mein Eindruck ist, er ist traumatisiert und hat seine Kraft verloren. Dass er aus Mitleid toleriert wird, das kann nicht gut sein für jemanden, der sich auf der politischen Bühne bewegt. Wenn er schon überlegt, ob er einen Termin wahrnehmen kann oder ein Veranstalter damit hadert, ihn einzuladen, dann ist er nicht mehr haltbar.
Warum will Adolf Sauerland seinen Stuhl nicht räumen?
Josef Krings: Das Amt des Oberbürgermeisters birgt eine gewisse Verlockung. Man wird oft hofiert, erfährt Anerkennung, Akzeptanz und Zuwendung. Ich denke, Adolf Sauerland ist dafür empfänglich.
Diese Anerkennung hat sich aber doch in Ablehnung gewandelt. Innerhalb eines Monats haben bereits mehr als 30 000 Bürger für seine Abwahl unterschrieben.
Josef Krings: Er hält ja bei bestimmten Empfängen und Gelegenheiten immer noch Reden, bei denen es auch Beifall gibt. Jetzt zum Jahrestag wird aber eben vieles wieder wachgerufen und in den Fokus gerückt, was das ganze Jahr über vielleicht nur latent vorhanden war.
Da kein Rücktritt in Sicht ist, bleibt das Abwahlverfahren. Werden die nötigen 55 000 Unterschriften dafür bis Oktober zusammenkommen?
Josef Krings: Davon gehe ich aus. Aber wenn es dann zu dem eigentlichen Abwahlentscheid kommt, wird es bei der generell schwachen Wahlbeteiligung in Duisburg schwierig, die notwendigen 92 000 Stimmen zu erreichen.
Sollte die Abwahl scheitern, kann sich die Stadt an einen derart umstrittenen OB gewöhnen?
Josef Krings: Nein. Das glaube ich nicht und das sollte sie auch nicht. So kann es keinen Neuanfang geben, das gelingt nur mit einer neuen Person auf dieser Position. Aber ich plädiere auch für eine generelle Entschleunigung der Politik und für eine Abkehr von der Besessenheit auf Größe.
Können Sie das näher erläutern?
Josef Krings: Es gibt auch in Duisburg genug Beispiele für dieses Höher, weiter, größer. Dazu gehört auch die Loveparade, die als größtes Musikereignis der Welt betitelt wurde. Oder nehmen Sie die Erweiterung des Museums Küppersmühle am Innenhafen das ein Leuchtturm-Projekt für die Stadt werden soll. Dieser Schuhkarton oben auf dem Dach werde ein echter Hingucker, höre ich immer…
…der momentan aber droht, wegen der explodierenden Kosten am Boden zu bleiben…
Josef Krings: Ich denke, in einem Museum sollten eher die Exponate wirken und nicht die Architektur. Und nebenbei lässt man für dieses Projekt auch womöglich noch die städtische Wohnungsgesellschaft über die Wupper gehen.
129.833 Duisburger stimmten beim Bürgerentscheid für Sauerlands Abwahl als OB, 21.557 dagegen. Die Wahlbeteiligung war mit 41,16 Prozent unerwartet hoch.
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Herbeigeführt hatte die Abstimmung die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“. Sie sammelte zwischen dem 20. Juni und dem 17. Oktober 2011 insgesamt 79.193 Unterschriften für ein Abwahlverfahren. Die Stadt erkannte 67.329 der Unterschriften als gültig an – das waren weit mehr als zur Einleitung des Abwahlverfahrens nötig (54.885).
Gemeinsam mit Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, unabhängigen Gruppen und Einzelpersonen machte die Abwahlinitiative seit der Einleitung des Abwahlverfahrens Abwahlkampf gegen den CDU-Politiker (im Bild eine Sauerland-Karikatur des Designers Martin Tazl).
Seit der Katastrophe bei der Loveparade am 24. Juli mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten stand Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) unter schwerem Beschuss. Nicht nur Vertreter anderer Parteien forderten seinen Rücktritt. Seine Kritiker werfen ihm unter anderem vor, …
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… die Loveparade in Duisburg rücksichtslos durchgedrückt zu haben, obwohl sie auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs nicht hätte stattfinden dürfen.
Sie nehmen ihm auch sein Verhalten in den ersten Tagen und Wochen nach der Katastrophe übel, als er zum Beispiel die Todesfälle zunächst mit „individuellen Schwächen“ einzelner Besucher erklärte und …
… später jede Schuld von sich und der Stadtverwaltung wies.
Der erste Versuch, ihn abzuwählen, scheiterte zwar im September 2011, aber der Zorn auf ihn verrauchte nicht. Bei seinen ersten Ausflügen zurück ins öffentliche Leben wurde der OB am 10. November 2011 von Rolf Karling aus Rheinhausen von oben bis unten …
… mit Ketchup besudelt. Der Ketchup-Attentäter sagte, er habe „Sauerlands Gefühle treffen“ wollen. Unsere Bildergalerie …
… beschreibt Adolf Sauerlands Werdegang (im Bild: am 26. September 2004, am Tag seiner Wahl zum OB) als Politiker bis zum 24. Juli 2010 – und …
… seine Amtszeit nach der Katastrophe bis hin zu …
… seiner Abwahl am 12. Februar 2012.
An der Spitze der Duisburger Stadtverwaltung stand Sauerland ab Oktober 2004.
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Stadt Duisburg, Referat für Komm
Der CDU-Politiker löste Amtsinhaberin Bärbel Zieling (SPD) ab und konnte mehr als 60 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Zuvor hatte Sauerland schon im Rat der Stadt Duisburg gesessen.
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Bevor er Oberbürgermeister wurde, arbeitete er als Oberstudienrat am Berufskolleg Uerdingen. Studiert hat er Maschinenbau, Geschichte und Pädagogik an der Universität-Gesamthochschule Duisburg.
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Unter seiner Regie entstand unter anderem das neue Einkaufszentrum Forum Duisburg. Das geplante „Multi Casa“ dagegen erblickte nie das Licht der Welt, weil Sauerland als Verwaltungschef den Bau zwar empfahl, als Mitglied der CDU-Fraktion aber ablehnte.
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Gerne in die Stadt geholt hätte der 55-Jährige die „World Games 2013“. Doch die Haushaltssperre durch den Düsseldorfer Regierungspräsidenten machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Seine Wiederwahl 2009 hat die Absage jedoch nicht beeinträchtigt: …
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Mit 44,6 Prozent der Stimmen konnte er sein Amt verteidigen. Bereits im Juli 2005 hatte der CDU-Politiker alle Parteiämter niedergelegt, um gegenüber allen Parteien und Meinungen neutral und offen sein zu können.
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Sauerland war bis zur Loveparade-Katastrophe ein Mann zum Anfassen. Seine politischen Gegner warfen ihm allerdings vor, zu viel Wert auf das Repräsentieren zu legen: …
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Hier übergibt er Heimatkunde-Bücher an weiterführende Schulen, hier …
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… eröffnet er die Beachvolleyball-Anlage „Beach Arena“ am Toeppersee in Duisburg-Rheinhausen.
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Der brasilianische Hafenminister Pedro Brito (Mitte) zu Besuch in Duisburg. Auf der Karl Jarres besichtigte er den Binnenhafen, begleitet von Oberbürgermeister Adolf Sauerland.
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Auch für Bilder zum Schmunzeln ist sich Sauerland nicht zu schade: Das Foto zeigt ihn beim traditionellen Prinzenfrühstück 2009 im Duisburger Ratssaal. Beim Prinzenfrühstück ein Jahr darauf …
… trat er als Scheich auf. Beim Prinzenfrühstück 2011, im Jahr nach der Loveparade, …
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… verzichtete Sauerland auf seine Büttenrede und ein Kostüm. Dafür erhielt er stehenden Applaus.
März 2010: Ausnahmsweise ohne Helm drehte Sauerland eine kleine Runde auf dem Firmengelände der Stadtwerke Duisburg AG. Anlass war der Besuch von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle zur Ausweitung eines Förderprogramms für Elektromobilität.
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Auch zahlreiche andere Spitzenpolitiker hat Adolf Sauerland schon in Duisburg begrüßt, etwa den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers …
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… oder den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler (2.v.l.).
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Die Moschee in Marxloh lag Sauerland von Beginn an am Herzen. Zusammen mit Polizeipräsident Rolf Cebin prägte Sauerland die ersten von 5000 Buttons mit der Aufschrift: Wir in Duisburg friedlich für Toleranz und Menschlichkeit – als Zeichen für friedlichen Protest gegen Rechts.
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Am 6. Dezember 2009 fand die erste Kanzelrede in Duisburg statt. Erster prominenter Redner war – der Oberbürgermeister.
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Seine Sympathie für den MSV Duisburg stellte Sauerland im Kommunalwahlkampf 2009 auch auf Wahlplakaten zur Schau.
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„Ich bin schon so lange MSV-Fan, meine Mitgliedsnummer ist niedriger als die von Walter Hellmich“, erklärte er, als DerWesten nachfragte, ob er auf den Plakaten tatsächlich einen MSV-Schal trage. Hier das „Beweisfoto“.
Im Februar 2009 steckte Sauerland dem damaligen MSV-Boss Walter Hellmich das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse an. Da konnte noch niemand ahnen, wie sehr Sauerland …
… später einmal auch den MSV spalten würde. Zwei Tage nach der Niederlage der Zebras im Pokalfinale gegen Schalke – das Bild zeigt Sauerland beim Empfang der Zebras in Duisburg – wird bekannt: Bei einem Empfang des Vereins mit Ministerpräsidentin Kraft und Innenminister Jäger im Berliner Hotel Ritz-Carlton stand Sauerland, der sich im Foyer des Hotels aufhielt, vor verschlossenen Türen. Er war nicht eingeladen. MSV-Aufsichtsratschef Hans-Werner Tomalak sprach von einem Eklat und entschuldigte sich später bei Sauerland im Namen des Vereins.
Sauerlands Ausschluss vom MSV-Empfang ist einerseits symptomatisch für das Verhältnis der Duisburger zu ihrem ersten Bürger nach der Loveparade. Andererseits löste der OB seit dem 24. Juli 2010 weitaus heftigere Reaktionen aus: Dieses Foto etwa zeigt ihn und Besucher der Unglücksstelle am Tag nach der Katastrophe. Unter Pfiffen und Buh-Rufen verließ Sauerland den Ort der Trauer.
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Nach der Absage der Loveparade in Bochum im Jahr 2009 wollte Duisburg die Loveparade unbedingt l stemmen. Sonst wäre die Loveparade tot gewesen, sagte Sauerland in einem TV-Interview am 24. Juli nur wenige Stunden vor dem Unglück.
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Um 20 Uhr, wenige Stunden nach der tödlichen Massenpanik, sagt Adolf Sauerland auf einer Pressekonferenz mit Innenminister Ralf Jäger (Mitte) und Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe (2. von links), was ihm später als Verhöhnung der Opfer ausgelegt werden wird: Die Ursache für die Katastrophe sieht er schon zu diesem Zeitpunkt nicht im Sicherheitskonzept oder im Handeln der Ordnungskräfte vor Ort. 15 Menschen seien, so Sauerland, offenbar gegen 17.15 Uhr am Tunnel über die Absperrung eine Mauer hoch geklettert und aus vermutlich acht bis neun Metern Höhe abgestürzt. Darauf deuteten laut Sauerland …
… die Berichte der Notärzte von Rückenmarksverletzungen hin: „Alle Sicherheitsvorkehrungen, die notwendig waren, sind von den Ordnungskräften eingeleitet worden. Es ist dafür gesorgt worden, dass nur die Größenordnungen in den Tunnel geleitet wurden, die der Tunnel verkraftet“, erklärte Sauerland. „Aber soweit wir das Szenario kennen, sind die Toten entstanden, weil man Sicherheitsvorkehrungen überklettert hat und dann abgestürzt ist.“ Zu den Todesfällen hätten, so der OB, wohl „individuelle Schwächen“ der Besucher geführt.
Bei einer peinlichen Pressekonferenz am Tag danach gaben sich der Veranstalter und die Stadt zugeknöpft. Am Montag, zwei Tage nach der Katastrophe, sagte Sauerland, er wolle sich der Verantwortung stellen.
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Anfang August wird bekannt, dass Adolf Sauerland über eine Anwaltskanzlei einen Medienberater engagiert hat. SPD, Grüne und Linke kritisieren die Beschäftigung eines hochbezahlten PR-Beraters. Nach Erkenntnissen der SPD-Fraktion liegt das Honorar bei bis zu 2000 Euro am Tag. Nach nur wenigen Tagen beendet PR-Berater Karl-Heinz Steinkühler sein Engagement für die Stadt Duisburg.
Den nächsten Sturm der Entrüstung löst Sauerland nur wenige Tage später aus, als er einräumt, dass im Vorfeld der Loveparade falsche Besucherzahlen genannt wurden. „Wir sind vom Veranstalter aufgefordert worden, die realen Zahlen nicht zu veröffentlichen“, sagt der CDU-Politiker dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Während offiziell von einer Besucherzahl im Millionenbereich in die Rede war, …
… gab es nur eine Genehmigung für 250.000 Technofans. „Mehr ging gar nicht“, wird Sauerland zitiert. Mit den hohen Zahlen habe man nur Marketing betrieben. Sauerland verteidigt zudem erneut die Genehmigungsprozesse für die Großveranstaltung. Drei Wochen nach der Loveparade-Katastrophe spricht der Duisburger CDU-Oberbürgermeister Sauerland im Interview – vor allem über sich selbst:
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Einen Rücktritt lehnt er nach wie vor ab, eine persönliche Schuld sieht er nicht. „Ein Getriebener“, so nennt er sich. Er, der Morddrohungen erhalte und seine Familie in Sicherheit bringen musste.
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Er, der mit aller Kraft an der Aufklärung mitwirken, bis dahin aber im Amt bleiben wolle. Er, der jeden Abend vor dem Einschlafen über seine moralische Verantwortung grüble. Dann kommt das nächste Unheil auf ihn zu:
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In einem TV-Interview sagt Sauerland zwei Tage nach der Veröffentlichung des WAZ-Interviews, er habe die Namen der Loveparade-Opfer nicht gekannt. Doch das Standesamt hatte die Namen für die Sterbeurkunden. Dessen Chef wiederum ist – Adolf Sauerland.
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Heftige Kritik an Lopavent und Adolf Sauerland wird am 2. September im Innenausschuss der Landtags laut. Auch diesmal klingen Sauerlands Bekundungen, wie „entsetzlich alle Duisburger und ich besonders“ unter dem schrecklichen Unglück leiden, wie auswendig gelernt. Er mag es so empfinden, aber die Worte wirken leer – …
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Sergej Lepke
… vor allem deshalb, weil er wie so oft zuvor, sein eigenes Verhalten wie das seiner Verwaltung nicht in Frage stellt. Einzig, dass er dieses Mal von der Verantwortung spricht, die er als Oberbürgermeister der Stadt trage, eben weil es in Duisburg geschah.
Auch die Frage danach, wer die Verantwortung für das Sicherheitskonzept trug, bleibt offen. Die Rechtsanwältin Ute Jasper, die neben Sauerland sitzt, schiebt den Schwarzen Peter der Polizei zu. Für Sicherheit seien die Sicherheitsbehörden zuständig, nicht die Baugenehmigungsbehörde der Stadt.
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Josef Krings, ehemaliger Oberbürgermeister von Duisburg, spricht am 8. September 2010 beim politischen Nachtgebet in Marxloh über sein Verhältnis zu seinem Amtsnachfolger Adolf Sauerland. Krings sieht Adolf Sauerland …
… differenziert, sagt, dass er ihn mag. Sauerland (hier bei der Sportmeisterehrung am 7. September 2010) habe aber eine Geste zur rechten Zeit – wie etwa Willy Brandts Kniefall – verpasst. Nun sei das Elend riesengroß: „Im Rathaus ist die Atmosphäre völlig vergiftet. Das ist inzwischen auch mit einem Rücktritt nicht mehr erledigt.“
Krings über Sauerland (das Foto zeigt beide bei der Grundsteinlegung zur Landmarke „Tiger and Turtle“ am 7. September 2010): „Ich bewundere ihn für das, was er geschafft hat. Und ich bewundere ihn, wie er das Immigrantenproblem angegangen ist.“ Marxloh sei besser aus der Krise gekommen als andere Stadtteile in Duisburg. Der Alt-OB weiß: „Menschen in Führungspositionen werden oft hofiert. Aber hat Sauerland nicht einen Menschen, der ehrlich zu ihm ist? Für mich ist er traumatisiert, braucht Hilfe.“
Sauerland hatte in den ersten Wochen nach der Loveparade alle öffentlichen Termine aus seinem Kalender gestrichen. Erst Ende August folgt er wieder Einladungen, etwa zu Richtfesten oder Firmeneinweihungen.
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Für den Antrag, den Oberbürgermeister nach der Katastrophe mit 21 Toten aus dem Amt wählen zu lassen, stimmten 41 Ratsmitglieder. 28 stimmten mit Nein, Enthaltungen gab es keine. Sauerland selbst war nicht anwesend – wegen Befangenheit.
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Mehr als 10.000 Menschen hatten den Stadtrat mit ihrer Unterschrift aufgefordert, die Abwahl von Sauerland vorzunehmen. Einer davon ist Werner Hüsken (rechts). Das Foto zeigt ihn bei der Übergabe der Unterschriften an Stadtdirektor Peter Greulich am 20. August 2010.
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Vor der außerordentlichen Ratssitzung am 13. September geht es auf dem Burgplatz vor dem Rathaus laut zu. Anhänger von Oberbürgermeister Adolf Sauerland brüllen gegen dessen Gegner an.
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WAZ FotoPool
Nach der gescheiterten Abwahl von Adolf Sauerland nimmt die Polizeigewerkschaft ihn gegen Kritik in Schutz. Die „Hetzjagd“ müsse aufhören, appelliert Gewerkschaftschef Rainer Wendt in einem Zeitungsbericht.
Es dürfe in einem Rechtsstaat nicht sein, dass ein Mensch öffentlich vernichtet werde, er seine Familie verstecken müsse und sich massivsten Attacken bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt sehe, sagt Wendt.
Bei einem Moped-Unfall zieht sich Adolf Sauerland Mitte September einen Schlüsselbein-Bruch zu. Er sagt deshalb mehrere Termine ab, etwa die Eröffnung des Weltkindertages. Dass er wenige Stunden nach dem abgesagten Kinder-Termin bei der Vorstellung Norbert Röttgens bei der CDU (ebenfalls am Innenhafen) anwesend war, wird ihm in Internet-Foren vorgeworfen. Das Archivbild zeigt Sauerland im Juli 2008 bei der Firma „Monkey Cars“ in Walsum.
Knapp 100 Tage nach der Katastrophe verbreiten Unbekannte am 30. Oktober eine offiziell wirkende Erklärung, in der Sauerland seinen Rücktritt erklärt. An dem „offenen Brief“ mit OB-Briefkopf und -Unterschrift und einer begleitenden Mitteilung unter dem Absender des städtischen Presseamtes, die der Redaktion von DerWesten gefaxt werden, ist auf den ersten Blick nichts verwunderlich – bis auf den Inhalt. Darin werden dem OB die Worte untergeschoben, er sei sich „keiner Schuld bewusst“, ziehe aber die Konsequenzen „aus dem negativen Klima“ und den Medienberichten nach der Katastrophe.
Der lautstarke Protest, der den Duisburger Oberbürgermeister bei seinen Auftritten nach der Loveparade begleitet, erreicht am 11. November einen Höhepunkt: Bei der Neueröffnung eines Marktplatzes in Duisburg-Rheinhausen geht ein Mann mit einer Ketchup-Flasche auf Sauerland los.
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Der Mann stürmt vor die kleine Bühne und spritzt den OB von oben bis unten mit Tomatensoße voll. Sauerland wischt sich den Ketchup aus dem Gesicht und bleibt noch mehrere Minuten lang mit besudelten Haaren und befleckter Jacke auf der Bühne stehen.
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Der Täter ist Rolf Karling. Karling ist in Duisburg kein Unbekannter. Er ist Vorsitzender eines gemeinnützigen Vereins, der Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt und eine Straßenambulanz für Obdachlose betreibt. Er sagt: „Ich wollte dem OB zeigen, dass im Leben etwas passieren kann, womit man nicht rechnet. Ich habe es als die einzige Möglichkeit gesehen, ihn in seinem Gefühl zu treffen.“
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Auch Duisburgs Politiker protestieren gegen Adolf Sauerland: Sie wollen zum Zeichen der Kritik am Verhalten des OB nach der Loveparade der Eröffnung des Dorfplatzes in Bissingheim am 25. November fernbleiben – denn Sauerland hatte seinen Besuch angekündigt.
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25. November: Ein halbes Dutzend Kamerateams kommt zur Einweihung des Dorfplatzes in Duisburg-Bissingheim – weil Adolf Sauerland den Platz einweihte und Rolf Karling zuschaute. Eine erneute Attacke des … „Ketchup-Spritzers“ bekamen sie zwei Wochen nach Karlings Attacke auf Sauerland nicht zu filmen.
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Karling, der Provokateur aus Rheinhausen, ließ sich filmen, mahnte mit seinem bedruckten T-Shirt das Gedenken an die 21 Todesopfer der Loveparade an. Mitglieder einer Bürgerinitiative verwickelten andere Repräsentanten der Stadt in Diskussionen darüber. Aber da ist Sauerland längst wieder verschwunden.
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Am 8. Dezember 2010 wird OB Adolf Sauerland bei der Mitarbeiterversammlung der Stadt Duisburg von seinen eigenen Mitarbeitern ausgepfiffen. Etwa 100 Angestellte verlassen die Mercatorhalle, als er zum Rednerpult tritt.
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Der Personalrat der Stadt Duisburg fordert Sauerland zudem erneut zum Rücktritt auf. Sauerland selbst betont, ihn und die Mitarbeiter der Verwaltung treffe keine Schuld an der Loveparade-Katastrophe.
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Als Sauerland Mitte Dezember verdiente Duisburger Kommunalpolitiker mit den neuen Ehrensiegeln und -wappen auszeichnen will, bleiben 15 SPD-Mitglieder der Feierstunde fern. Sie kritisieren Sauerlands Verhalten nach der Katastrophe. Bereits Anfang November war SPD-Ratsherr Dieter Lieske einer Ehrung für soziales Engagement (im Bild) wegen Sauerland ferngeblieben.
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Im Skandal um den Bau des neuen Landesarchivs im Innenhafen nimmt die Staatsanwaltschaft Wuppertal Adolf Sauerland (2.v. r., beim Spatenstich am 12. April 2010) Mitte Dezember aus der Schusslinie: Sauerland hatte Kölbl & Kruse im Januar 2007 geraten, wegen des Verkaufs städtischer Areale in Duisburg einen Notartermin zu machen. Dennoch ermittelt die Staatsanwaltschaft …
… nicht gegen ihn. Im Raum steht der Verdacht des Geheimnisverrats: Die Essener Investoren von Kölbl & Kruse hatten dem Landesbetrieb Liegenschaften Speicher und Grundstück quasi vor der Nase weggeschnappt. Danach kam es zu einer Zusammenarbeit, bevor das Land wegen explodierender Kosten Speicher und Grundstücke kaufte. Nach Durchsuchungen im Februar 2011 …
18. Dezember: Gegen Adolf Sauerland wird einem Zeitungsbericht zufolge wegen der Katastrophe auf der Loveparade vorerst kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sauerland hatte in den vergangenen Monaten jede persönliche und politische Verantwortung von sich gewiesen.
Öffentlich will Adolf Sauerland sich nicht mehr zur Loveparade-Katastrophe äußern. In seinem „Weihnachtsgrußwort“ auf der Website der Stadt bedauert er, „der Situation“ und „den Gefühlen der Geschädigten“ nicht gerecht worden zu sein.
Anfang 2011: Auch knapp sieben Monate nach der Katastrophe kommt Adolf Sauerland nicht aus den bundesweiten Schlagzeilen heraus. In einem Beitrag des ZDF-Magazins „Frontal 21“ spricht Sauerland auch zum Thema Rücktrittsforderungen in die Kamera: „Er (Bundespräsident Christian Wulff, d. Red.) hat mir mehrmals geschrieben, dass er mich persönlich nicht angesprochen hat.“ Doch genau diese Schreiben, …
… auf die der OB anspielt, existieren nicht. Die Pressestelle des Bundespräsidenten erklärt: „Einen solchen Brief hat es nicht gegeben.“ Das Foto zeigt Wulff und Sauerland (links) am 12. September 2010 im Duisburger Landschaftspark. Auf Einladung von Fritz Pleitgen (Mitte) besuchten der Bundespräsident (2.v.r.) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (rechts) dort die Aufführung der „Sinfonie der Tausend“. Abseits stand Duisburgs OB Adolf Sauerland, neben ihm Gerda Pleitgen.
Bei ihrem Neujahrsempfang machen die Rheinhauser Christdemokraten das alte Wahlkampf-Motto zum Treueschwur auf Adolf Sauerland. Am Ende einer übertriebenen Inszenierung entschuldigt sich dieser abermals. Den Neujahrsempfang der Stadt Duisburg …
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… nutzen Sauerland (hier mit Rolf Milser, ehemaliger Olympiasieger im Gewichtheben) und Ex-MSV-Chef Hellmich, um Aufbruchstimmung zu verbreiten. Hellmich: „Wir müssen wieder zum Alltag übergehen.“ Nach dem Schock wachse wieder ein positiver Blick auf Duisburg, sagt Sauerland und verweist auf die zahlreichen Vorhaben des Jahres von Bahnhofsplatte über Küppersmühle und Königsgalerie.
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Im WAZ-Interview erklärt Sauerland im Januar, dass er Duisburg aus dem Imagedilemma befreien will, aus der Krise führen und an die „erfolgreiche Zeit vor der Loveparade“ anknüpfen will. Zu der Katastrophe, sagt er, wolle er sich erst nach Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen äußern. Die kommen scheinbar voran: …
Am 18. Januar 2011 leitet die Staatsanwaltschaft Duisburg ein Ermittlungsverfahren ein. Gegen 16 Personen besteht ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (rechts) und Veranstalter Rainer Schaller (Mitte) sind aber nicht unter den Beschuldigten.
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Was haben Ex-Bischof Walter Mixa, der Fußballer Kevin Prince Boateng (der, der Ballack foulte), DSDS-Sternchen Menowin Fröhlich und Duisburgs OB Adolf Sauerland gemeinsam: Sie gehören zu den elf Kandidaten, unter denen in dem Meinungsportal „Deutschland-stimmt-ab“ bis Anfang Februar die „Unperson des Jahres 2010“ gewählt werden konnte. Sauerland kommt auf den ersten Platz mit 32,8 Prozent, gefolgt vom DSDS-Mann (17,8 %) und Walter Mixa (13,2,%).
Den Oberbürgermeister seiner Stadt schätzte Uwe Tegtmeyer lange als Mann der Tat, als einen „Duisburger Jung“, der viel in Bewegung gebracht hat. Und dennoch wagt der Rechtsanwalt einen ungewöhnlichen Schritt: Weil die Staatsanwaltschaft wegen des Loveparade-Unglücks nicht gegen OB Sauerland und Lopavent-Chef Schaller ermittelt, erhebt er im Januar 2011 Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Behörde.
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Von 2004 bis 2012 war Adolf Sauerland Oberbürgermeister in Duisburg. Nach der Loveparade-Katastrophe der CDU-Politiker abgewählt. Eine Chronik.
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Bundesweit verbinden die Menschen „Duisburg“ nicht in erster Linie mit der Loveparade-Katastrophe, …
… Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) allerdings schon. Das ist das Ergebnis einer Studie der Fachhochschule Westküste aus Schleswig-Holstein im Auftrag des Duisburger Stadtmarketings, die Anfang März bekannt wird.
„Unseren Bürgermeister schicken wir ins Sau-, Sau-, Sauerland“, kalauern die Duisburger Polit-Popper von „Die Bandbreite“. Das Video zum Protestsong gegen OB Sauerland drehte die Band am Rosenmontag. Es zeigt Narren als Revolutionäre. Nach der Veröffentlichung erklärt Sänger Marcel „Wojna“ Wojnarowicz, der im Video Sauerland spielt, Mitte April: Sauerland werde „gut bezahlt, dass hier alles richtig läuft. Dann ist etwas unfassbar falsch gelaufen – und er ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden.“
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Am 29. April, beim traditionellen Arbeitnehmerempfang der Stadt Duisburg, spielt OB Sauerland eine Neben- und dennoch die Hauptrolle: Die IG Metall hatte Wochen vor dem Empfang in einem offenen Brief gefordert, …
… Sauerland müsse der Feierstunde fernbleiben. Nach der Loveparade könne die Gewerkschaft ihn nicht mehr als ersten Repräsentanten anerkennen. Das löst Empörung bei CDU-Vertretern und einen verbalen Schlagabtausch in den Tagen vor dem Empfang aus. Sauerland kommt aber zum Empfang ins Rathaus, zahlreiche Gewerkschafter protestierten dagegen – vor dem Rathaus.
Und er spricht doch öffentlich über die Loveparade: In einem Interview mit der „Bild“ sagt Sauerland Ende Mai zur Stimmung gegen ihn: „Es gibt immer noch Unmutsäußerungen, ich will’s nicht beschreien, aber es ist, in Anführungszeichen, normaler geworden.“ Sauerland räumt in dem Interview persönliche Fehler ein: …
Die Kraft fürs Weitermachen ziehe er aus dem Glauben, „dass das, was wir zu verantworten hatten, verantwortbar war, und die Regeln, die wir zu erfüllen hatten, von uns erfüllt wurden.“ Daher stelle er sich auch vor seine Mitarbeiter. „Wir halten dieses gemeinsam aus und gemeinsam durch. Deshalb halte auch ich das durch.“ (Das Foto zeigt ihn bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW in Duisburg.)
Doch der nächste Rückschlag lässt nicht lange auf sich warten: Vertreter der Wohlfahrtsverbände bescheinigen dem Oberbürgermeister Anfang Juni die vollständige Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze in Duisburg. Bei einem Treffen wurden sie Zeuge eines heftigen Streits zwischen dem OB und den Beigeordneten Karl Janssen (im Bild bei der Grundsteinlegung für „Tiger and Turtle“ im September 2010), …
… Wolfgang Rabe (hier bei der Pressekonferenz am Tag nach der Loveparade-Katastrophe) und …
… Reinhold Spaniel (hier bei seiner Wiederwahl 2009). Wörtlich schreibt Stefan Kiepe-Fahrenholz, Geschäftsführer der Diakonie, dem OB, dass die bislang in der Öffentlichkeit anzutreffenden Feststellungen von einer „Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze und namentlich des Herrn Oberbürgermeisters … am 18. Mai eine vollständige Bestätigung erfahren“ habe. Und weiter: „Unter vergifteten und von Misstrauen geprägten Rahmenbedingungen kann die Gestaltung der „sozialen Stadt“, für die die Wohlfahrtsverbände eine gesetzliche Mitverantwortung tragen, nur zum Scheitern verurteilt sein.“
Am 4. Juni tritt die geänderte Gemeindeordnung in Kraft, die die Abwahl von Stadt-Oberhäuptern ermöglicht. „Duisburg 21“ heißt die Gruppe um Werner Hüsken (rechts), die das Abwahlverfahren koordinieren will und erstmals im Land die von Rot-Rot-Grün in Düsseldorf Mitte Mai beschlossene Möglichkeit der Direktabwahl eines Stadtoberhauptes in die Tat umsetzen will.
52.000 Unterschriften – das sind 15 Prozent der Wahlberechtigten – müssen die Organisatoren binnen vier Monaten sammeln, um das zweite Abwahlverfahren gegen Sauerland (hier beim Antrittsbesuch von Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am 25. Mai) nach der Loveparade in Gang zu setzen. Dann brauchen die Sauerland-Gegner beim Abwahl-Urnengang 92.000 Stimmen, ein Viertel der Wahlberechtigten.
Initiator Werner Hüsken hatte bereits in den Wochen nach der Katastrophe 10.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zur Abwahl des OB gesammelt. Das Vorhaben scheiterte an der erforderlichen Mehrheit des Stadtrates. Hüsken selbst musste am Tag der Loveparade um seinen jüngsten Sohn, der dort seinen Geburtstag feiern wollte, bangen. Ihm ist nichts passiert.
Am Montag, 20. Juni, startet die Initiative ihre Unterschriftensammlung. Der Auftakt ist aus Sicht der Gruppe vielversprechend. Rund 100 Unterschriften in den ersten 15 Minuten – …
… wenn sich das fortsetzen sollte, würde die Initiative „Neuanfang für Duisburg“ keine vier Monate brauchen, um 15 Prozent der Wahlberechtigten zu erreichen. Auf www.neuanfang-fuer-duisburg.de informiert die Gruppe über den Stand der Sammlung. Nach neun Tagen haben bereits mehr als 10.000 Duisburger gegen Sauerland unterschrieben.
„Sie kamen, um zu feiern, und fanden den Tod“. Das steht auf einer Glastafel des Loveparade-Mahnmals über den Namen der 21 Todesopfer. Am 26. Juni weiht die Initiative Spendentrauermarsch an der Ostseite des Unglückstunnels die zehn Tonnen schwere Skulptur des Duisburger Künstlers Gerhard Losemann ein. 500 Menschen sind gekommen, OB Adolf Sauerland …
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Stephan Eickershoff
… gehört nicht zu ihnen. Während Alt-OB Josef Krings (links) und Hermann Kewes von der Initiative zur Einweihung sprechen, verleiht Sauerland in der Oper Preise an junge Musiker. Dort erklärte er in seiner Rede, …
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… dass es nun wohl wieder einen „medialen Aufschlag“ geben werde, weil er nicht „an der Parallelveranstaltung“ teilnehmen könne. Die Worte Loveparade oder Mahnmal nahm er dabei nicht in den Mund. „Aber ich kann mich ja nicht klonen und an zwei Terminen gleichzeitig teilnehmen“, so Sauerland.
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Den Duisburger Bürgern gab stattdessen Josef Krings eine Stimme: „Unsere Stadt muss ihr Selbstbewusstsein zurückfinden.“ Der Alt-OB appellierte an alle Entscheidungsträger der Stadt, dass sie künftig noch gewissenhafter prüfen, ob sie ihre Entscheidungen auch verantworten können.
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Zeit.de veröffentlicht am 6. Juli Zitate aus einem Interview der Journalistin Eva Müller mit Adolf Sauerland. Müller hatte das Interview einige Zeit zuvor für die WDR-Dokumentation „Die letzte Loveparade“ geführt. Für das Zeit-Magazin, das am 7. Juli erscheint, schreibt sie einen Gastbeitrag und zitiert Sauerland. Der räumt Fehler im Umgang mit den Angehörigen der Opfer ein: …
„Die Übernahme moralischer Verantwortung, sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen“, das hätte von ihm kommen müssen, so Sauerland. In der Folge melden bundesweit Medien, Sauerland habe sich nun, beinahe ein Jahr nach der Loveparade, endlich bei den Opfern entschuldigt. Zwei Tage nach der Veröffentlichung des Interviews kommentiert ein Vertreter der Hinterbliebenen und Opfer die Aussagen des Oberbürgermeisters.
Jürgen Hagemann vom Verein „Massenpanik Selbsthilfe“ sagt zur vermeintlichen Entschuldigung: „Von vielen Betroffenen werden Sauerlands Aussagen als geheuchelt empfunden.“ Noch dazu habe Sauerland nicht die Entschuldigung ausgesprochen, auf die Angehörige der 21 Todesopfer und viele der mehr als 500 Verletzten bis heute warten: „Er hat sich lediglich dafür entschuldigt, sich nicht entschuldigt zu haben.“
Bereits einen Tag nach dem Medienrummel um seine Worte im WDR-Film kündigt Sauerland eine Erklärung zur Frage seiner Verantwortung an. Die folgt am 11. Juli. Der OB nutzt die letzte Sitzung des Stadtrates für seine Stellungnahme. Das Foto zeigt ihn im Paternoster des Rathauses kurz vor seinem Auftritt, den …
… im Saal etwa 15 Kamerateams und 50 Journalisten erwarten.
Vor Eintritt in die Tagesordnung sollen sich alle Anwesenden erheben. Sauerland beginnt, mit zittriger Stimme: „Dies ist die letzte Sitzung vor dem Jahrestag der Loveparade. 21 junge Menschen fanden den Tod in einer beispiellosen Tragödie. …
… Ungezählte wurden verletzt und leiden zum Teil noch heute unter den Folgen“, sagt Sauerland. Auch noch nach einem Jahr schmerze die Erinnerung sehr, die Wunden seien noch längst nicht verheilt. Dann geht er zum Rednerpult und liest die Erklärung ab, auf die alle gewartet haben: …
„Als Oberbürgermeister dieser Stadt trage ich die moralische Verantwortung für dieses Ereignis. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, mich an dieser Stelle bei allen Hinterbliebenen und Geschädigten zu entschuldigen.“
Länger als die eigentliche Entschuldigung dauern seine Dankesworte: „Ich danke allen, die im Jahr nach der Loveparade-Tragödie Opfer und Angehörige begleitet und Betroffene gestärkt haben. …
… Ich danke allen, die als Polizeibeamte oder in Ordnungs-, Sicherheits- und Hilfsdiensten ihr Bestes gegeben haben und das Erlebte nicht vergessen können. Ich danke allen, die sich für einen würdigen Umgang mit der Erinnerung engagieren und allen, die das Geschehene verstehen wollen und Gerechtigkeit suchen. Ich danke allen, die mithelfen, dass unsere Stadt wieder nach vorne blicken kann.“
Im Anschluss kommentiert er Medienberichte vom Tage über Ermittlungsergebnisse: Er kritisiert, dass in den Berichten Namen genannt wurden. Nach wie vor gelte die Unschuldsvermutung für alle Beschuldigten: „Ich stelle mich an dieser Stelle ausdrücklich vor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Die heute wieder zitierten ersten Ermittlungserkenntnisse der Staatsanwaltschaft nehmen keine gerichtliche Bewertung vorweg.“
In den Tagen vor und nach dem ersten Jahrestag der Loveparade taucht der OB ab. Einen Neuanfang mit Sauerland, sagt Duisburgs Alt-OB in einem Interview, könne es nicht geben. Der 86-jährige Ehrenbürger erklärt: „Mein Eindruck ist, er ist traumatisiert und hat seine Kraft verloren. Dass er aus Mitleid toleriert wird, das kann nicht gut sein für jemanden, der sich auf der politischen Bühne bewegt. Wenn er schon überlegt, ob er einen Termin wahrnehmen kann oder ein Veranstalter damit hadert, ihn einzuladen, dann ist er nicht mehr haltbar.“
Seinen ersten Großauftritt nach der Loveparade absolvierte Adolf Sauerland am26. August 2011: Der OB eröffnet die Beecker Kirmes mit dem Fassanstich. In der ersten Reihe stehen auch Sauerland-Gegner, die bei seiner nur wenige Sekunden dauernden Ansprache buhen und pfeifen. Einige Besucher jubeln, als der OB dann ankündigt, der MSV solle im nächsten Spiel drei Punkte holen. Zwei Wochen nach …
… dem Auftritt erklärt Sauerland sein Trauerjahr nach der Loveparade in einem WAZ-Interview für beendet. Er wolle seine repräsentativen Aufgaben wieder wie vor der Katastrophe wahrnehmen und politisch wieder offensiver agieren. Zum umstrittenen Beschwerdebrief seines Stadtdirektors Greulich an die Staatskanzlei – die Stadt hatte die Loveparade-Gedenkfeier des Landes nicht genehmigen wollen – sagt er: „Jeder, der Verwaltungshandeln kennt, weiß, dass der Stadtdirektor richtig gehandelt hat.“
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Tanja Pickartz
Anfang September 2011 fliegen die Kosten für das von der Stadtspitze in Auftrag gegebene Loveparade-Gutachten nach einer Buchungspanne auf: Die Stadt hat der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek 420.260,15 Euro für die von Kritikern als Gefälligkeitsgutachten kritisierte Expertise gezahlt. Nachträglich war damit die Zustimmung des Stadtrates für das Gutachten erforderlich, das Sauerland eigenmächtig in Auftrag gegeben hatte.
SPD, Linke und FDP bezweifeln, dass der Dringlichkeitsbeschluss zu der Umbuchung nur eine Formalie war, mit der sie genau deshalb nicht befasst wurden. Der Vorwurf des SPD-Fraktions-Vize Jürgen C. Brandt: Die Verwaltung habe die Kosten durch „buchungstechnische Manipulationen“ verstecken wollen. Sauerland versichert: „Die Verwaltung hat nichts zu verbergen.“ Auf Nachfrage der SPD erklärt die Bezirksregierung, die Kosten für das Gutachtens seien aus Sicht der Kommunalaufsicht „nicht zu beanstanden“.
Im September 2011 gerät Sauerland zudem wegen zweier Personalien ins Gerede: Er stellt seinen Fahrer als Controller im eigenen Dezernat ein. Der Chaffeur übernimmt eine frei gewordene Stelle im gehobenen Dienst – auch weil diese wegen einer von der Bezirksregierung geforderten Sperre für ein Jahr nicht wiederbesetzt werden könne, so OB-Sprecher Sosic. Nach NRZ-Informationen soll die Stelle nicht wie üblich ausgeschrieben worden sein. Von Kämmerer Peter Langner ließ Sauerland im Falle der wegen ihrer Einkaufstour mit städtischer Kreditkarte suspendierten Leiterin des Zentraleinkaufs (ESD) ausrichten, …
Das sind seit Juni 2011 Adolf Sauerlands hartnäckigste Gegner: die Sprecher und Initiatoren der Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“, Harald Jochums, Werner Hüsken und Theo Steegmann (von links). Die Initiative sammelt vom 20. Juni an Unterschriften für einen Bürgerentscheid zur Abwahl des OB. Den ermöglicht die vom Landtag im Mai 2011 beschlossene Novellierung der Gemeindeordnung.
Am 17. Oktober dann übergibt die Initiative dem Stadtrat nach eigener Zählung 79.193 Unterschriften. Bei Bekanntgabe der Zahl jubeln die Sauerland-Gegner, viele Journalisten und Politiker sind dann doch überrascht, wie viele Duisburger gegen ihren OB unterschrieben haben sollen.
Die Unterschriften-Listen füllen 17 Ordner. Zur Einleitung des Abwahlverfahrens sind in Duisburg 54.885 gültige Unterschriften notwendig. Mitarbeiter der Stadtverwaltung beginnen sofort mit der Überprüfung der Unterschriften. Als die Kamerateams und Journalisten den Ratssaal verlassen haben, kommt der Oberbürgermeister herein, …
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… um zur Tagesordnung überzugehen und die Ratssitzung zu leiten. Als er auf dem Podium Platz nimmt, hält es Bürger Franz Möhring nicht auf seinem Platz. Auf seinem Weg hinaus aus dem Saal fällt er dem Stadtoberhaupt mit Aufregung und Zorn in der Stimme ins Wort: „Treten Sie zurück, Herr Sauerland!“ Als dieser ihn zur Ordnung ruft, brüllt der alte Mann zum Abschied über das diffuse Unbehagen im Saal hinweg: „Sie spielen hier doch Normalität nur vor.“
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Knapp einen Monat später, am 14. November, wird bekannt: Das notwendige Quorum für eine Zulässigkeit des Bürgerbegehrens wurde nach der Prüfung der Unterschriften durch die Stadt erreicht. Und zwar mehr als deutlich: Die Stadtverwaltung erkannte 67.329 Unterschriften als gültig an. Allein 4790 Unterschriften wurden nach den Kriterien der Behörde ungültig, weil die Unterzeichner ihre Hausnummer nicht angegeben hatten.
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Am 24. November ist es beschlossene Sache: Auf einer Sondersitzung erkennt der Stadtrat den Bürgerantrag einstimmig als zulässig an. Auch beim (Ab-)Wahltermin herrscht trotz Parteiengezänks in den Tagen zuvor Einigkeit: Am 12. Februar 2012 dürfen die Duisburger entscheiden, ob Adolf Sauerland im Amt bleiben darf oder nicht. Der Oberbürgermeister ist abgewählt, …
„Obwohl schon vor der Kommunalwahl 2009 auch mit Verunglimpfungen und Gerüchten Stimmung gegen mich gemacht wurde, haben die Wählerinnen und Wähler meine geleistete Arbeit als Oberbürgermeister gewürdigt und mich mit einem weiteren Mandat beauftragt. Ich habe das Wählervotum angenommen und mich verpflichtet, mein Amt bis 2015 weiterhin zum Wohle der Stadt auszuüben.“
Noch vor der offiziellen Einleitung des Abwahlverfahrens läuten Sauerland und die CDU den (Ab-)Wahlkampf ein: Vor der CDU-Mittelstandsvereinigung geht der umstrittene OB in die Offensive. Er warnt vor der Rückkehr „zu alten sozialistischen Zeiten“ im Falle seiner Abwahl. Den Medien wirft er eine Kampagne und „Scheiß-Journalismus“ vor.
Die CDU Duisburg entscheidet sich für einen Lagerwahlkampf, wirkt aber unschlüssig, wie sie nun mit der eigentlichen Abstimmung am 12. Februar umgehen soll: Einige Funktionäre wollen ihren Mitgliedern empfehlen, nicht an der Abstimmung teilzunehmen. Später wird der Kreisverband doch Wahlkampf-Flyer drucken. Selbst Adolf Sauerland wird sich dem Wahlboykott widersetzen.
Beim Kreisparteitag am 12. Dezember stärkt die CDU Adolf Sauerland den Rücken, muss sicher auch mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wuppertal beschäftigen: Die ermittelt im Zusammenhang mit dem Eurogate-Projekt im Innenhafen gegen OB Sauerland. Duisburgs Oberbürgermeister steht unter dem Verdacht der Vorteilsnahme.
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Am 16. Dezember wenden sich mehr als 100 Erstunterzeichner eines Wahlaufrufes an die Duisburger, darunter prominente Vertreter aus Gewerkschaften und Parteien. Auch Alt-Oberbürgermeister Josef Krings engagiert sich für das Abwahl-Bündnis und einen Neuanfang in Duisburg.
Am 14. Januar startet das Abwahlbündnis um die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ (hier: Theo Steegmann) den Abwahlkampf gegen Adolf Sauerland. Vier Wochen lang will die Initiative in der City informieren.
Am 12. Januar geben die ersten Duisburger ihre Stimme ab: Sie können in sieben Bezirksämtern und im Wahlamt die Briefwahl beantragen – und vor Ort direkt im Anschluss wählen. Wer Sauerlands Abwahl ablehnt, muss auf dem Stimmzettel „Nein“ ankreuzen, …
… wer sie befürwortet, muss „Ja“ ankreuzen. Am Rande des Neujahrsempfanges der Stadt Duisburg Mitte Januar erklärt Adolf Sauerland, er werde an der Abstimmung teilnehmen, bei der es um sein Verbleiben oder vorzeitiges Entfernen aus dem Amt des OB geht: …
Er will seinen Sohn zur Stimmabgabe begleiten, der mit 16 Jahren erstmals wahlberechtigt sei und da er von der „ganzen Sache dermaßen die Schnauze voll“ habe. Er werde also in Walsum seinen Sohn bei der Wahl begleiten und vermutlich dann auch selber abstimmen.
Ende Januar, Anfang Februar wird der Ton im Abwahlwahlkampf rauer: Adolf Sauerland bezeichnet den Abwahl-Entscheid als „SPD-Wahlkampf“. Im Duisburger Westen bauen Unbekannte mehrere hundert Plakate ab, die zur Teilnahme am Entscheid am 12. Februar aufrufen. Der Designer Martin Tazl ärgert sich über Sauerland und …
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… bewirbt den Abwahltermin 12. Februar mit Comic-Zeichnungen. Tazl veröffentlicht Zeichnungen, Comicstrips, ein Malbuch und ein Computerspiel mit und über den „kleinen Bürgermeister“.
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Beim traditionellen Neujahrsempfang in der DiTiB Merkez-Moschee in Marxloh sagt Adolf Sauerland: „Ich bin überhaupt nicht in Wahlkampfstimmung. Es hat bisher keinen Wahlkampf meinerseits gegeben und das wird es auch in den nächsten Wochen nicht mehr.“ Wenige Tage später aber geht eine Website online, die CDU lässt Flyer drucken und verteilen. Darin rechtfertigt der OB erneut sein Verhalten nach der Loveparade und die Sicherheitsvorkehrungen der Stadt.
Ende Januar ruft Sauerland in den deutschen Ausgaben der türkischen Zeitungen die türkischen Migranten dazu auf, beim Bürgerentscheid mit „Nein“ – also gegen seine Abwahl – zu stimmen. Die „Hürriyet“ titelt: „Sein Schicksal ist an die türkischen Wähler gebunden.“ Türkischstämmige Verfechter eines Neuanfangs widersprechen dem Eindruck, Duisburgs Migranten stünden geschlossen hinter Sauerland. Es mache sie wütend, dass der OB versuche, Türkischstämmige über türkische Medien zu vereinnahmen.
Kurz vor dem Abstimmung um seine Abwahl hat sich OB Adolf Sauerland einen grippalen Infekt eingefangen. So ist noch nicht sicher, ob er am Sonntagabend ins Rathaus kommen kann. Er will am Sonntag spazieren gehen, sich das MSV-Spiel im Fernsehen anschauen – und abwarten. Einen Tag vor dem Bürgerentscheid kündigt er an, nach Bekanntgabe des Ergebnisses im Rathaus Stellung zu beziehen.
Am Sonntagnachmittag bricht er Richtung Walsumer Brauhaus auf, um von dort die Verkündung des Abstimmungsergebnisses gemeinsam mit Parteifreunden zu verfolgen.
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Vor dem Rathaus machten ab dem Nachmittag Sauerland-Gegner Stimmung.
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… auf den Weg ins Rathaus. Dort will er seine letzte Stellungnahme als Duisburger …
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… Oberbürgermeister abgeben und das deutliche Abstimmungsergebnis …
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„Ich bedaure sehr, dass es bei dieser Abstimmung zu so einem Ergebnis gekommen ist. Ich war mir ziemlich sicher, dass bei den vielen Erfolgen, die wir in den letzten acht Jahren hier in Duisburg erzielt haben, das Abstimmungsergebnis anders sein wird. Zu mir und meiner Amtszeit gehören viele, viele positive Ereignisse, aber …
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… eben auch die Loveparade. Damit werde ich, damit wird meine Amtszeit und damit wird die Stadt leben müssen. Ich war gerne Oberbürgermeister dieser Stadt. Ich habe dieses Amt mit Herzblut und Leidenschaft ausgeführt.
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Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei meinen loyalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken (. . . ) und hoffe, dass nach dieser Abstimmung, nach der Neuwahl einer neues Oberbürgermeisters in dieser Stadt, die politischen Parteien die Kraft haben, aufeinander zuzugehen, um für diese Stadt eine gute, eine aussichtsreiche Zukunft zu gestalten.
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Herzlichen Dank Ihnen allen. Gott schütze die Stadt Duisburg.“
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Drei Tage später, mit der Feststellung des Abstimmungsergebnisses im Wahlausschuss am 15. Februar, scheidet Adolf Sauerland aus dem Amt.
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Nach seiner Abwahl kassiert er noch drei Jahre lang ein Ruhegehalt von mindestens rund 8.700 Euro pro Monat. Laut Besoldungstabelle bezog er als B11-Beamter ein Grundgehalt von 11.500 Euro plus Zulagen im Monat.
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Seit 2015 erhält der frühere Lehrer monatliche Bezüge entsprechend seiner Pensionsansprüche – als Beamter auf Lebenszeit 8268 Euro. Wäre Sauerland zurückgetreten, hätte er zumindest den Anspruch auf Übergangsgeld und Ruhegehalt verloren.
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Wie soll Politik stattdessen aussehen?
Josef Krings: Der zunehmende Protest gegen Großprojekte und die Ereignisse in Stuttgart sollten einen doch stutzig machen. In Norddeutschland würde man sagen, Politik muss sich um den Kiez bewegen. Dort muss man die Bürger aktivieren. Das Loveparade-Mahnmal ist ein gutes Beispiel für ein neues Denken. Es wurde von Bürgern initiiert, sie haben den Entwurf ausgewählt. Dann haben andere Bürger geholfen, Unternehmen haben das Material, die Herstellung und den Transport gesponsert. So kann die Stadt wieder Selbstbewusstsein aufbauen.
André Lapehn, PR-Berater, Inhaber der Kommunikationsagentur „wirjetzthier“: „Der Tag der Loveparade, der 24. Juli 2010, war mein erster Hochzeitstag. Damals war ich mit meiner Frau in Amsterdam, über Twitter haben wir erfahren, was in Duisburg passiert. Es liegt immer noch ein Schatten über Duisburg. Bei der Arbeit sprechen mich viele auswärtige Kunden auf Duisburg und den Oberbürgermeister hier an. Vor dem 24. Juli 2010 gab es so eine Art Aufbruchstimmung hier in der Stadt, auch durch das Still-Leben auf der A 40 und die Duisburger Akzente. Davon ist nichts mehr da. Wie Stadt und Verantwortliche seither kommuniziert haben, ist einfach nur beschämend. Von der Targobank hatte ich kürzlich Werbung im Briefkasten, da stand groß drauf: ‚I love Duisburg’. So etwas empfinde ich momentan als eher taktlos. An unserem zweiten Hochzeitstag fahren wir nach Holland ans Meer.“
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Franca Cerutti, Diplom-Psychologin, Ehefrau von André Lapehn, arbeitet in der Psychiatrie des Marien-Hospitals in Hochfeld und in einer psychotherapeutischen Praxis in Duissern: „Nach dem ersten Schock sind Scham und Verbitterung geblieben. Die Leute schämen sich zu sagen: Ich lebe in Duisburg. Vor der Loveparade gab es hier eine Aufbruchstimmung, auch durch die Kulturhauptstadt-Projekte. Das ist alles weg. Vor allem für die Dinge, die hier nach der Loveparade passiert sind, kann man sich nur in Grund und Boden fremdschämen. Durch meine Arbeit weiß ich, wie die Betroffenen immer noch mit den Folgen zu kämpfen haben: Die Patienten mit post-traumatischen Belastungsstörungen belastet der Jahrestag und alles, was da an Medienberichten dranhängt. Ich kann nur an die Betroffenen appellieren, sich bei Psychotherapeuten – in Krankenhäusern oder Praxen – Hilfe zu suchen.“
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Achim Schürmann, ehemaliger Handball-Profi und Trainer des OSC Rheinhausen: „Es ist mein Eindruck, dass Duisburg in der öffentlichen Wahrnehmung sehr gelitten hat. Mit dem OSC Rheinhausen komme ich viel herum in Deutschland. In anderen Städten wird man da immer noch auf Duisburg und die Situation hier angesprochen. Wir müssen trauern und dürfen nie vergessen, aber wir Duisburger sollten immer auch daran erinnern, was die Stadt Positives zu bieten hat. Spitzensport zum Beispiel. Nach zehn Jahren in Lemgo bin ich mit meiner Frau 2003 wieder hierhin zurückgezogen, eben weil Duisburg eine tolle Stadt ist.“Foto: Tanja Pickartz / WAZ FotoPool
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Armin Schneider, Superintendent evangelischer Kirchenkreis Duisburg: „Ich arbeite ja auch als Seelsorger im Krankenhaus. Da erlebe ich, wie wichtig es ist, solche Katastrophen ins Leben zu integrieren. So muss Duisburg lernen, mit diesen 21 Toten zu leben. Das heißt nicht, auf ewig in Sack und Asche zu gehen. Von den politisch Verantwortlichen sind in Richtung der Verletzten und Hinterbliebenen Gesten und authentische Worte der Anteilnahme nicht so gekommen, wie es notwendig gewesen wäre. Aber Duisburg ist nicht sprachlos und gelähmt. Das zeigen zum Beispiel die vielen Bürgergruppen und Initiativen, die sich dafür einsetzen, dass Duisburg mit diesen 21 Toten leben kann. Ihrem Einsatz muss man Respekt entgegenbringen.“Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
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Gabriela Grillo, Unternehmerin und Sprecherin im „Bürgerkreis Gedenken“: „Die Duisburger haben das Bedürfnis, ihre Emotionen und ihr Mitgefühl offen zu zeigen. Sie haben nach dieser schrecklichen Katastrophe gelernt, zusammenzurücken und sich aktiv zu engagieren statt zu fordern, dass etwas getan werden muss. Das sind zumindest meine Beobachtungen aus dem Bürgerkreis Gedenken und der Bürgerstiftung.“ Foto: Tanja Pickartz
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Kai Kassen aus Duisburg: „Ich bin Duisburger und ich war bei der Loveparade. Kurz vor der Katastrophe war ich noch im Tunnel. Seit dem Unglück vermeide ich es, in Duisburg wegzugehen. Die Stadt ist für mich seit der Loveparade uninteressant geworden. Ich wohne hier zwar noch, aber zum Feiern fahre ich eher nach Moers oder in andere Städte.“Foto: Sabrina Neef / FotoPool
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Lothar Evers, freier Journalist und Gründer der Recherche-Plattform „DocuNews.org“: „Die Stadt hat ein Bewusstsein dafür bekommen, dass sie von einer nicht unbedingt verantwortlichen Elite regiert wird. Im Rathaus sitzt eine Mannschaft, die nicht das macht, was richtig ist: Die Wahrheit sagen.“Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool
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Christina Bellinghoven, Torhüterin des FCR Duisburg, studiert Wirtschaftsinformatik: „Ich war selbst bei der Loveparade. Wir haben das Gelände damals so etwa um 16.15 Uhr über Bauzäune eine Böschung hinunter verlassen, da wirkte der Tunnel noch relativ leer. Ich habe damals dennoch gelernt, wie schnell man in Lebensgefahr kommen kann. Neulich habe ich einen Erste-Hilfe-Kurs in Leverkusen gemacht, als der Kursleiter erfuhr, dass Duisburgerin bin, waren wir sofort bei der Loveparade und beim Thema Erste Hilfe. In der Mannschaft und an der Uni sprechen wir selten drüber. Kurz danach war es Thema, jetzt ist es wegen des Jahrestages wieder eines. Am Freitag spielen wir mit dem FCR beim Benefizturnier für die Opfer der Loveparade mit.“Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Arno Eich, Kultur- und Bürgerzentrum Duisburg Süd Steinhof Huckingen und Initiative Spendentrauermarsch: „Der Bürger ist nachdenklicher geworden, die Verwaltung unsicherer, die Politik misstrauischer. Das Unglück bietet zugleich aber auch die Chance, verantwortlicher zu werden.“Foto : Jürgen Metzendorf
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Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister: „Ich habe den Eindruck, dass Duisburg gelähmt ist. In der Verwaltung gibt es keine Entscheidungsfreudigkeit mehr. Die Menschen sind verbittert und sehnen sich nach der frischen Luft, die es vor dem Unglück gab.“ Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
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Drago Orec, Inhaber des Eventschlosses Pulp in Duisburg-Hochfeld und des neuen großen Zelts im Rheinpark: „Wir sind immer noch fassungslos, dass so etwas vor unserer Tür passieren konnte. Freunde unserer Tochter sind auch betroffen, da leidet man mit. Die Gäste sind weniger ausgelassen. Und wenn man auf Leute zugeht, um Großveranstaltungen zu organisieren, winken die meisten gleich wieder ab, wenn mehr als 100 Leute zusammen kommen sollen. Es gibt so viele bürokratische Hürden.Foto: Andreas Mangen
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Anne Bünnig, Fotografin: „Im Freundeskreis haben wir in den ersten Wochen nach der Katastrophe viel darüber gesprochen. In den zehn Monaten danach war die Loveparade kaum noch ein Thema. Durch den Jahrestag ist sie jetzt wieder präsent. Als Fotografin hat all das keinen Einfluss auf meine Arbeit. Auch mit Kundinnen spreche ich nicht darüber. Mein Verhältnis zu Duisburg? Ich lebe nach wie vor gern hier.“
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Frank Jebavy, Leiter des Traumzeit-Festivalbüros: „Natürlich hat sich was verändert in Duisburg. Für das Traumzeit-Festival mussten wir zum ersten Mal zwei Brandschutzkonzepte erstellen lassen, das war zeitlich und finanziell sehr aufwendig. Im Veranstaltungsbereich herrscht wegen der Sicherheitsbestimmungen eine große Verunsicherung. Atmosphärisch haben wir Auswirkungen der Loveparade beim Traumzeit-Festival nicht bemerkt. Unter Besuchern und Mitarbeitern war das kein Thema.“Foto: Andreas Mangen
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Elke Backes, Inhaberin der Baguetterie „Gaulois“ an der Königstraße, „Ich war am Unglückstag hier im Laden, alle Raver waren gut drauf. Ich wohne in Neudorf in der Nähe des Tunnels und erinnere mich, wie die Stimmung kippte. Hier im Laden sind die Katastrophe und die Folgen ständig ein Thema unter den Gästen. Jetzt vor dem Jahrestag ist die Stimmung wieder trauriger in der Stadt. Für mich als Duisburgerin ist es manchmal komisch, außerhalb zu sagen, dass ich aus Duisburg bin. Auch wenn ich mich dafür nicht schäme. Aber seit der Loveparade ist es noch komischer.“ Foto: Sabrina Neef
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Stefan-Reinhard Becker-Schmitz, Künstler: „Ich habe mich eben noch auf künstlerischer Ebene mit der Loveparade beschäftigt. Mein Kölner Kollege Allan Gretzki hat für das Projekt „Am Güterbahnhof“ Fundstücke fotografiert, die er in Duisburg gefunden hat (zu sehen auf: www.allangretzki.de, d. Red.). Diese Arbeit ist würdevoll inszeniert, finde ich. Oft lese ich vom kulturellen Niedergang in Duisburg, speziell nach der Loveparade. Ich empfinde das anders hier. Es gibt die Traumzeit, das Kollektiv „I heart Ruhr York“, neuerdings das Goldengrün. Auch in Duisburg findet noch ein kultureller Austausch statt.“ Sein ganz persönlicher Umgang mit den Ereignissen um die Loveparade: https://beckerschmitz.tumblr.com/tagged/Loveparade Foto: Pascal Bruns
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Jana Filtmann aus Duisburg: „Es ist schon auffällig, dass alle Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden sind. Ich wäre gerne mit Freunden zum Parkfest nach Moers gegangen, aber das wurde abgesagt. So etwas wäre doch vor der Loveparade nicht passiert.“Foto: Sabrina Neef
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Rainer Zimmermann, Pressesprecher des FCR Duisburg, ehemaliger Chefredakteur Radio Duisburg: „Die Stimmung in der Stadt ist gedämpfter, vor allem bei öffentlichen Veranstaltungen merkt man das. Alle, die in der Stadt politisch denken, sagen: So geht’s nicht weiter. Durch die Medien sehen sich die Duisburger immer wieder mit der Loveparade und den Folgen konfrontiert. Das ist dann an jedem zweiten Biertisch Thema. Ich glaube, dass das, was hier passiert ist, viele Duisburger betroffen gemacht hat. Aber viele sind eben nicht persönlich betroffen – und wollen endlich nach vorne blicken, wollen weiterkommen.“Foto: Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
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Claudia Thümler, stellvertretende Leiterin des Lehmbruck-Museums: „Das Thema Loveparade begegnet mir im Job und privat selten. Für mich als Duisburgerin hat sich seither nicht viel verändert. Ich wohne immer noch sehr gerne hier.“
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Michael Rubinstein, Geschäftsführer Jüdische Gemeinde Duisburg – Mülheim/Ruhr – Oberhausen: „Es hat sich schon was verändert. Vor der Loveparade haben wir im Bekanntenkreis über Duisburgs tolle Entwicklung gesprochen. Darüber, dass die Stadt schöner ist, als man sie außerhalb wahrnimmt. Im vorigen Jahr tappt Duisburg von einem Fettnäpfchen ins andere, da gibt’s ja auch noch die Küppersmühle und das Landesarchiv. Das bedrückt mich schon sehr. Ich habe in ganz Deutschland viele Freunde und Bekannte, die sprechen mich seit der Loveparade schon massiv auf Duisburg an. Da empfinde ich oft solch einen Rechtfertigungsdruck. Da fällt es schwer, Duisburgs Vorzüge anzubringen. Die echten, ehrlichen Menschen hier zum Beispiel. Es sind ja dieselben Menschen, die hier leben. Und ich fühle mich trotz allem immer noch sauwohl hier.“Foto: Friedhelm Geinowski/WAZFotoPool
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Stefan Wilken, Mannschaftsbetreuer beim FCR Duisburg, Junior-Chef bei „Fisch Wilken“ am Sonnenwall und ehemaliger Duisburger Karnevalsprinz: „Als Geschäftsmann fällt mir auf, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehemmt wirken, wenn sie etwas entscheiden sollen. Sie begutachten Sachverhalte zuweilen übervorsichtig. Bei den Bundesliga-Spielen des FCR kommen die Leute, weil sie Fußball sehen wollen, da ist die Loveparade am Platz kein Thema mehr. Auch außerhalb werden wir als FCR kaum darauf angesprochen. In der Session 2011 hat sich auch Vieles verändert: Die KG Allemann an Bord etwa durfte aus Sicherheitsgründen erstmals das Foyer am Mannesmann-Gymnasium nicht mehr nutzen. Die Karnevalisten haben aber nicht anders gefeiert als in den Jahren zuvor. Auf den Sitzungen sind die Loveparade und die Folgen eigentlich kein Thema.“Foto: Archiv
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Bodo Malsch, bis Mai Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karnevals (HDK): „Bei den Veranstaltungen in der Session war keine getrübte Stimmung festzustellen. Prinz Jürgen II. hat das schön gesagt: Es gibt eine Zeit zu trauern und eine Zeit zu feiern. Und gerade vor dem Hintergrund erschwerter Genehmigungsverfahren war die Grundhaltung vieler Jecken: Jetzt erst recht! Beim Prinzenfrühstück im Rathaus, als OB und Bürgermeister nicht verkleidet waren, war eine ganz seltsame Stimmung. Sich nicht zu kostümieren, aber mitzusingen und zu klatschen – das war schon merkwürdig.“ Foto: Friedhelm Geinowski
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Sascha Bertoncin, freier Kulturschaffender: „Das Jahr nach der Loveparade war für mich vor allem dadurch geprägt, dass viele Freunde und Bekannte die Stadt verlassen haben. Die Überlegungen für einen Umzug standen häufig zwar schon länger im Raum, die Art und Weise, wie Duisburg mit der Katastrophe umgegangen ist, war für viele dann jedoch das auslösende Moment. Die Stadt scheint sich in einer Schockstarre zu befinden, die sich nur langsam und vor allem momentan nur unter der Oberfläche löst. Als positiver Effekt ist allerdings derzeit auch zu beobachten, dass eine große Solidarität unter denen herrscht, die Duisburg wieder zu einem lebenswerten und lebensfähigen Orten machen wollen und es nicht bloß als eine Marke sehen, die es zu verkaufen gilt.“
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Alica Kunze aus Duisburg: „Das letzte Jahr ist davon bestimmt, dass alle von der Loveparade reden. Gerade außerhalb von Duisburg ist die Loveparade ein großes Thema, man wird als Duisburger immer wieder darauf angesprochen. Schade finde ich, dass man nichts von den Ermittlungen mitbekommt.“
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Thomas Amshove, Inhaber Goldengrün (eröffnet im Oktober 2010): „Nach der Loveparade ist es noch schwieriger geworden, hier Veranstaltungen durchzuführen. Die Kluft zwischen der Stadt einerseits und Kulturschaffenden und Veranstaltern andererseits ist noch größer geworden. Der eine traut dem anderen nicht mehr. An den Tischen ist sicher Herr Sauerland ab und zu noch ein Thema, aber da gibt’s für uns Wichtigeres: beispielsweise, dass hier eine ganze Infrastruktur wegbricht. Es gibt in Duisburg keine einzige Tanzfläche mehr! Je mehr Optionen, desto mehr Gäste. Seit es Djäzz und Hundertmeister nicht mehr gibt, fehlen auch uns die Leute, gerade am Wochenende.“
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Ursula Taubert aus Duisburg: „Ich finde, das Denken ist im vergangenen Jahr anders geworden. Man geht vorsichtiger mit allem um. Meine 14-jährige Tochter war nicht bei der Loveparade, aber wenn sie jetzt zu einer Veranstaltung mit vielen Menschen gehen wollte, hätte ich schon ein richtig ungutes Gefühl.“ Foto: Sabrina Neef / FotoPool
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Hildegard Knöpfel aus Duisburg: „Das Image der Stadt hat im letzten Jahr sehr gelitten. Ärger und Wut sind zu spüren, weil einfach niemand die Verantwortung für die Katastrophe übernehmen will. Oberbürgermeister Sauerland muss zurücktreten. Am Freundeskreis meines Sohnes sehe ich, dass Treffen eher in kleiner Runde stattfinden, als auf Massen-Veranstaltungen.“Foto: Sabrina Neef
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