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Bahn will gegen aggressive Kunden Fahrverbote verhängen

Bahn will gegen aggressive Kunden Fahrverbote verhängen

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Polizeikräfte bei einem Einsatz an einem Bahnhof. Archiv-Foto: dpa Foto: dpa (Archivbild)
Die Deutsche Bahn will künftig härter durchgreifen. Die Zahl der Angriffe auf Bahnmitarbeiter hat sich seit 2010 verdoppelt. Aggressiven Kunden drohen bald Fahrverbote.

Essen. 

Die Bahn will massiver gegen aggressiv auftretende Fahrgäste vorgehen und künftig Fahrverbote verhängen. Grund ist die Verdoppelung der Angriffe auf Mitarbeiter der Bahn seit dem Jahr 2010. Während die Zahl der Körperverletzungsdelikte auf Bahnanlagen insgesamt zurückgeht, registriert der Staatskonzern im letzten Jahr 1500 solcher Attacken – ein Plus von 25 Prozent gegenüber 2013.

Kern des Fahrverbot-Plans: Schon wer einmal auffällt, weil er Bahn-Mitarbeiter oder Fahrgäste tätlich angreift, wird mit Beförderungsverbot auf allen Verkehrsmitteln der DB belegt. Damit wird das Hausverbot, das bisher nur für Bahnhöfe gilt, deutlich ausgeweitet. „Wer eine Gefahr für andere Menschen darstellt, erhält Hausverbot und Beförderungsausschluss“, sagt Sicherheitschef Gerd Neubeck. Die Mitarbeiterzeitung „DB Welt“ titelt: „Schläger müssen zu Fuß gehen“.

Trotz Verbots erwischt – sofort Anzeige

Doch wie wird das kontrolliert? Hier soll die zweite Maßnahme greifen. „Nicht jeder Regelverstoß wird erkannt. Wer aber erkannt wird, muss sofort mit einer Strafanzeige rechnen“, so Neubeck. Wer trotz des Verbots in Zug, Bus oder S-Bahn erwischt wird oder gar erneut mit Gewalt auffällt, wird künftig wegen Hausfriedensbruchs angezeigt – nach Angaben des Unternehmens kann dann eine Geld- oder Haftstrafe folgen.

Nach Angaben der Bahn-Gewerkschaft EVG nimmt die Aggressivität vieler Fahrgäste „Jahr für Jahr zu“. Auch „die, bei denen es erstmal nicht vermutet, sind öfter gewaltbereit“, sagt EVG-Sprecher Uwe Reitz.

Mit Bierdosen beworfen – wegen Verspätung

So wurde eine Zugbegleiterin von einem Schwerbehinderten mit dem Krückstock angegriffen, weil sie ihn gebeten hatte, den Stempel in seinem Ausweis erneuern zu lassen. Ein Lokführer wurde mit Bierdosen beworfen, weil der Zug fünf Minuten zu spät war. Schaffnerinnen wurden bei Kontrollen angespuckt.

Einen sehr schwerwiegenden Vorfall gab es erst am letzten Wochenende: BVB-Fans warfen auf der Rückfahrt aus Hamburg bei Tempo 110 eine komplette Bank aus dem Fenster des Sonderzugs. Nur viel Glück, nämlich einem in der Wurfbahn stehenden Eisenpfosten, ist es zu verdanken, dass im Osnabrücker Hauptbahnhof ein Bahnmitarbeiter unverletzt davongekommen ist.

Deutlich zugenommen hat die Graffiti-Schmiererei. Auch hier gibt es gegenüber 2013 einen Anstieg von 25 Prozent. Entsprechend gewachsen ist der Schaden, der jetzt bei 8,1 Millionen Euro liegt. Dieser Anstieg ist teilweise aber dem Lokführer-Streik zu verdanken, denn viele Züge wurden außerhalb der Bahnhöfe abgestellt.

Weniger Gewalt in Bahnhöfen, weniger Kupferdiebstahl

Bundesweit sind inzwischen 3700 DB-Sicherheitskräfte und 5000 Bundespolizisten im Einsatz. Die Videoanlagen auf 100 Bahnhöfen sollen ausgebaut werden. Möglicherweise ist es den ersten dieser verstärkten Sicherheitsmaßnahmen zu verdanken, dass die Zahl der Körperverletzungsdelikte auf Bahnanlagen um sieben Prozent auf 13 650 zurückgegangen ist. Auch der Diebstahl von Kupfer ist rückläufig – seit 2011 um mehr als 50 Prozent.

Gerd Neubeck hofft, dass die Bahn jetzt insgesamt eine geringere Kriminalitätsbelastung hat als andere öffentliche Räume.