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„Fass mich an“ auf Bierfass – Sexismus-Vorwürfe gegen Lidl

„Fass mich an“ auf Bierfass – Sexismus-Vorwürfe gegen Lidl

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21 04 2014 Lidl zieht sexistisches Bierfass zurück Ein Shitstorm eine digitale Empörungswelle hat s Foto: Imago
Ein halbnackter Frauenkörper, darüber der Aufdruck „Fass mich an“ – so sieht das Bierfass aus, das der Discounter Lidl in seinem jüngsten Prospekt bewirbt. In den Sozialen Medien hagelt es Kritik: Nutzer empfinden die Aufmachung als sexistisch – und sind enttäuscht von der Reaktion des Unternehmens.

Essen. 

Lidl läutet die Grill-Saison ein. Dafür bemüht der Discounter in seinem neuesten Prospekt die Klischeekiste „Echte Männer, Feuer, Fleisch“ – und zieht mit einem Produkt den Ärger vieler Kunden auf sich. Streitobjekt: ein Fünf-Liter-Fässchen Bier, ab Dienstag im Handel. Es zeigt eine Frau in Hotpans, über den Beinen prangt ein Schriftzug: „Fass mich an“. Viele Menschen empfinden dies als diskriminierend und beleidigend, zumal der Frauenkörper auch noch „kopflos“ dargestellt wird.

Seit Tagen machen Nutzer auf der Facebook-Seite des Unternehmens ihrem Ärger Luft. „Fässer mit kopflosen Frauen und „Fass mich an“. Das ist langweilig und peinlich. Hoffe solche sexistische Werbung/Produkte bleiben auf Dauer aus“, schreibt ein User. Eine andere Nutzerin kommentiert: „Unfassbar dieses Bierfass. Diskriminierend, sexistisch, gefährlich, absurd und mit Verlaub: dumm“.

User bekommen bei Facebook standardisierte Antworten

Aber nicht nur die Kampagne an sich ärgert die User, auch die einseitigen und standardisierten Antworten auf empörte Kommentare bemängeln die Nutzer. Eine Social-Media-Managerin namens Jessica antwortet zwar auf sämtliche Beiträge – allerdings immer mit denselben Worten. Meist heißt es knapp. „Danke für dein Feedback. Grüße, Jessica.“

Die Antwort, die sie aus der „Fachabteilung“ weiterreicht, ist kaum tiefgehender: „Die Kritik an der Abbildung auf dem Bierfass unserer Eigenmarke ‚Grafenwalder‘ nehmen wir sehr ernst“, heißt es. Man bedaure, wenn es zu Verunglimpfung, Diskriminierung oder Beleidigung gekommen sei. „Wir möchten uns mit Nachdruck bei allen entschuldigen, die sich durch die Darstellung in ihren Gefühlen verletzt fühlen.“

Diskriminierung und Beleidigung „zu keiner Zeit beabsichtigt“

Das reicht den Kunden aber nicht. Wer seinen „Unmut über die sexistische Bierwerbung äußert, bekommt hier die selbe halbherzige PR-geprägte Entschuldigung“, kritisiert eine Nutzerin. „Daran wird deutlich ersichtlich, dass das Lidl-Marketing nicht verstanden hat, wozu eine Social-Media-Unternehmensseite da ist.“ Es gebe zu wenig Kommunikation mit den Kunden, die kritischen Beiträge würden immer mit demselben „halbherzigen Text“ beantwortet, beschweren sich auch andere Nutzer.

Viel auskunftsfreudiger war man am Dienstag auch in der Pressestelle des Unternehmens nicht. Auf Anfragen verschickte eine Sprecherin eine Stellungnahme. Man habe „die unterschiedlichen Kundenreaktionen (…) zur Kenntnis genommen“, heißt es darin. Und wieder: „Wir bedauern außerordentlich, wenn es durch die Produktabbildung zu Irritationen gekommen ist oder wenn dies als Verunglimpfung, Diskriminierung oder Beleidigung verstanden worden sein sollte. Dies war zu keiner Zeit beabsichtigt.“

Online wird das Bierfass inzwischen nicht mehr beworben, der Prospekt ist aber weiter im Umlauf – und das Fass auf dem Markt. Jeder Kunde könne selbst entscheiden, ob er es kaufen möchte oder nicht, teilte eine Lidl-Sprecherin auf Anfrage mit. (jug)