In den Niederlanden können sich Schwerkranke künftig durch die Mitarbeiter einer Klinik töten lassen. In Deutschland kritisieren Medizinethiker, Patientenschützer und Politiker das Angebot.
Essen.
Die Eröffnung einer Sterbeklinik im niederländischen Den Haag stößt in Deutschland auf heftigen Widerstand. Er richtet sich gegen die institutionalisierte aktive Sterbehilfe im Nachbarland.
Ab diesem März bieten mobile Euthanasie-Teams des „Lebensende-Krankenhaus“ schwerkranken Patienten Sterbehilfe an. Die Klinik, die später auch Patienten stationär aufnehmen will, richtet sich an Menschen, deren Arzt den Sterbewunsch nicht erfüllen will. Anders als in Deutschland ist in den Niederlanden aktive Sterbehilfe erlaubt.
Die aktive Sterbehilfe sei keine menschliche Zuwendung, „sondern eine Kapitulation“, sagt der Essener Medizinethiker Prof. Eckhard Nagel der WAZ. „Wenn eine Gesellschaft die aktive Sterbehilfe bestärkt, ist das eine klare Aussage zur Wertigkeit des Lebens“, so Nagel. „Das bedeutet: Der schwerstkranke Mensch ist ein Mensch, der getötet werden darf.“ Dies sei mit unseren ethischen Werten nicht vereinbar.
„Der Tod muss überall und für jeden verfügbar sein“
Der CSU-Gesundheitspolitiker Johannes Singhammer spricht von einem Abgrund, der sich durch „professionelles Töten auf Verlangen“ auftue. Ähnlich äußerte sich auch Carola Reimann (SPD), Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses. „Ich bin strikt gegen aktive Sterbehilfe“, sagte Reimann. Für ein Sterben in Würde und ohne große Schmerzen sei ein Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung und des Hospiz-Angebots in Deutschland notwendig.
Eugen Brysch, Chef der Deutschen Hospiz-Stiftung, zeigte sich entsetzt über den Einsatz eines „mobilen Sterbehilfeteams“, wie es in Holland vorgesehen ist. „Das Konzept der Euthanasie-Lobby lautet: Der Tod muss überall und für jeden verfügbar sein.“ Die Folge für die schwerstkranken und sterbenden Menschen sei: „Sie geraten unter Druck.“
Bis gestern hatten sich bereits mehr als 70 Niederländer in der Sterbeklinik als Patienten angemeldet, teilte die „Vereinigung für ein Freiwilliges Lebensende“ mit. Die Organisation schätzt, dass jährlich rund 1000 Menschen das Angebot in Anspruch nehmen werden. Bislang lassen sich in den Niederlanden offiziell jedes Jahr 2500 Menschen töten.