Vor allem Frauen leiden häufig unter Harninkontinenz. Mit einem gezielten Beckenbodentraining lassen sich die Beschwerden aber heilen oder zumindest verbessern. Die Zahl entsprechender spezieller Angebote für Patientinnen in Deutschland nimmt stetig zu.
Berlin.
Nach der Geburt eines Kindes oder altersbedingt können Frauen unter Harninkontinenz leiden. Vor allem langfristiges Beckenbodentraining durch eine spezialisierte Physiotherapie hilft. Sie stellt die wichtigste Maßnahme dar, danach erst folgen medikamentöse und chirurgische Behandlungsmöglichkeiten.
Oberstes Ziel ist es, die Beckenbodenmuskulatur zu stärken und die Koordination der bewussten Beckenboden- kontraktionen zu verbessern. Der Erfolg der Methode hängt jedoch sehr von der Motivation und der aktiven Mitarbeit der Patientin ab. Bei konsequentem Beckenbodentraining liegen die Heilungs- und Besserungsraten zwischen 46 und 75 Prozent. Für viele Frauen ist es jedoch schwierig, das Übungsprogramm konsequent durchzuführen: Ein Großteil der Betroffenen bricht das Training im Laufe der Zeit ab.
Wachsende Zahl spezieller Therapeuten
‚Ein erster Erfolg zeigt sich frühestens nach sechs Wochen, aber erst nach drei bis vier Monaten kann bewertet werden, ob sich die Inkontinenz tatsächlich messbar gebessert hat‘, erklärt Professor Werner Bader von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin. Außerdem schafft es nur die Hälfte der Frauen, das Beckenbodentraining alleine oder nach kurzer Anweisung zu erlernen und dann selbständig weiterzuführen. Der Ausweg: Eine spezialisierte Physiotherapie. Sie erhöht die Erfolgsrate beträchtlich.
Inzwischen gibt es in Deutschland eine wachsende Anzahl spezialisierter Physiotherapeutinnen, die Patientinnen gezielt anleiten. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bei Inkontinenz sind Medikamente. Ist es nicht möglich die Erkrankung mit physiotherapeutischen und medikamentösen Mitteln zu beherrschen, hilft nur noch ein operativer Eingriff. Ziel ist der Wiederaufbau und eine Stabilisierung der Bänder und der Muskulatur des Beckenbodens. Auch kann künstliches Netzgewebe (Meshes) zur Korrektur, vor allem bei Frauen mit Gebärmutter- und Scheidensenkung, eingesetzt werden. (mp)