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Oft gravierende Spätfolgen nach Prostata-Operationen wegen Krebs

Oft gravierende Spätfolgen nach Prostata-Operationen

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Foto: Thinkstock
Nach einer erfolgreichen Prostataoperation leiden Männer häufig unter gravierenden Spätfolgen, wie Impotenz oder Harninkontinenz. Experten zufolge müsse nun künftig verstärkt darüber nachgedacht werden, ob auf eine Operation oder Bestrahlung nicht verzichtet werden können.

Berlin. 

Trotz guter Heilungschancen leiden viele Männer nach einer Prostatakrebs-Operation unter gravierenden Spätfolgen. So klagten ein Jahr nach der Entfernung der Prostata 70 Prozent über Impotenz und knapp 16 Prozent über Harninkontinenz, wie aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Krankenhausreport 2012 der Barmer GEK hervorgeht. Die Lebensqualität sei dadurch oft erheblich beeinträchtigt. Befragt wurden insgesamt 1000 Patienten.

„Trotz guter Heilungschancen muss ein großer Teil der Patienten mit gravierenden Neben- und Folgewirkungen dieser Behandlung rechnen, oft ein Leben lang“, erklärte die Autorin des Reports, Eva Maria Bitzer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG). Gerade beim Prostatakrebs müsse die Behandlung nicht immer gleich Operation, Bestrahlung oder Medikamente nach sich ziehen.

Anstieg ist auf demografische Entwicklung zurückzuführen

Für eine Therapieentscheidung sollten sich Arzt und Patient Zeit nehmen und gegebenenfalls auch eine Überwachung und langfristige Beobachtung in Erwägung ziehen, erklärte Bitzer. Prostatakrebs ist nach dem Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung des Mannes und für etwa zehn Prozent der Krebssterbefälle bei Männern verantwortlich. Zwischen 1994 und 2010 stieg die Zahl der Krankenhausbehandlungen in Deutschland wegen eines Prostatakarzinoms demnach um rund 40 Prozent. Dieser Anstieg ist laut Studie allerdings allein auf die demografische Entwicklung und die älter werdende Bevölkerung zurückzuführen.

Gleichwohl bewegten sich die deutschen Fallzahlen im internationalen Vergleich „auf hohem Niveau“, erklärte der Vizechef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker. So wurden 2011 in Deutschland rund 83.000 Prostatakrebsfälle im Krankenhaus behandelt. Das waren etwa so viele wie in den USA.

In Deutschland wird Prostatakrebs häufig operiert

Zugleich werde Prostatakrebs in Deutschland ungefähr doppelt so häufig operiert wie in den Vereinigten Staaten. Positiv hob der Bericht den zunehmenden Einsatz gefäß- und nervenschonender Operationstechniken hervor, von dem derzeit 55 Prozent der Patienten profitierten. 2005 waren dies nur 30 Prozent.

Dennoch bleibe es weiterhin fraglich, „ob die gravierenden Neben- und Folgewirkungen eines operativen Eingriffs oder einer Bestrahlung nicht mehr Männern erspart bleiben könnten“, betonte Schlenker. Prostatakrebs ist eine Erkrankung älterer Männer, die vor dem 40. Lebensjahr praktisch nicht auftritt. Die meisten Patienten sterben aber dem Bericht zufolge nicht an der Erkrankung, sondern an etwas anderem. Die Gesamtkosten für die stationäre Versorgung von Prostatakrebs-Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung beliefen sich 2011 auf rund 364 Millionen Euro.

Psychische Erkrankungen nehmen weiter zu

Insgesamt sind laut dem Report psychische Störungen bei Frauen und Männern für die meisten Behandlungstage im Krankenhaus verantwortlich. Sie haben Krankheiten des Kreislaufsystems als Hauptanlass für Krankenhausbehandlungen abgelöst. Mittlerweile entfallen 17,7 Prozent aller Behandlungstage im Krankenhaus auf die Hauptdiagnose „Psychische Störungen“. 2011 wurden im Vergleich zum Vorjahr 13 zusätzliche Krankenhaustage mit dieser Diagnose je 1000 Versicherten registriert. (afp)