rauchen und nichtrauchen in stadtteilkneipen in essen rütttenscheid am 23. märz 2007 Foto: Frank Vinken
Viele Raucher wollen mit dem Rauchen nicht aufhören, weil sie Angst davor haben, immens zuzunehmen und dadurch ihr Herz-Kreislauf-System stärker zu belasten. US-Forscher geben hier Entwarnung und raten dennoch zur Entwöhnung. Auch Diabetiker können die Zigarette unbedenklich zur Seite legen.
Chicago.
Zum Ärger vieler Raucher ist der dauerhafte Abschied von der Zigarette häufig mit einer Gewichtszunahme verbunden. Die gute Nachricht: Das zusätzliche Gewicht hat keine nachweisbare negative Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Das Risiko einer solchen Erkrankung halbiert sich durch den Rauchstopp dennoch. Das berichten US-Mediziner im Fachjournal „JAMA“ (doi: 10.1001/jama.2013.1644).
Wer mit dem Rauchen aufhört, verbessert damit in vielerlei Hinsicht seine Gesundheit. Von den wenigen Nebenwirkungen bereitet die häufig damit einher gehende Gewichtszunahme den meisten angehenden Nichtrauchern Sorge. Übergewicht ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ob dadurch die positiven Effekte des Rauchstopps auf das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung eingeschränkt werden, war bislang nicht geklärt.
Nach Entzug durchschnittlich 2,7 Kilo zugenommen
Die Medizinerin Carole Claire vom Massachusetts General Hospital in Boston und ihre Kollegen werteten die Daten von 3.251 Studienteilnehmern aus, die durchschnittlich über 25 Jahre begleitet und alle vier Jahre befragt wurden. Dauerhafte Nichtraucher hatten in den vier Jahren seit der letzten Befragung durchschnittlich ein halbes Kilo zugelegt. Teilnehmer, die bei der vorherigen Befragung berichteten, mit dem Rauchen aufgehört zu haben, hatten seitdem durchschnittlich mehr als fünf Mal so viel – 2,7 Kilo – zugenommen.
Lag der Abschied von der Zigarette noch länger zurück, hatte sich das Gewicht der Teilnehmer in den letzten vier Jahren um 0,9 Kilo erhöht. Bei Diabetespatienten, die in der jüngeren Vergangenheit mit dem Rauchen aufgehört hatten, betrug die Zunahme 3,6 Kilo. Diabetespatienten, deren Abschied von der Zigarette länger zurück lag, zeigten keine Gewichtsveränderung seit der letzten Befragung.
Im Zeitraum der Untersuchung traten 631 Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Trotz der Gewichtszunahme waren ehemalige Raucher nur halb so oft betroffen wie aktive Raucher. Von den Menschen ohne Diabetes hätten die, die mit dem Rauchen aufhörten, ein 50 Prozent verringertes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehabt, berichtet Seniorautor James Meigs vom Massachusetts General Hospital. Keine der Gewichtszunahmen habe diese Risikoverringerung verändert. Ob der Abschied von der Zigarette vier Jahre oder deutlich länger zurück lag, war praktisch unerheblich.
Auch Diabetespatienten profitieren vom Rauchstopp
Ähnliches beobachteten die Forscher auch für die Gruppe der Diabetespatienten – allerdings war die Gruppe zu klein, um eine statistisch signifikante Aussage abzuleiten. „Wir können jetzt ohne Zweifel sagen, dass es einen sehr positiven Effekt auf Herz-Kreislauf-Risiken hat, mit dem Rauchen aufzuhören“, resümiert Meigs. Das gelte gleichermaßen für Patienten mit und ohne Diabetes, und auch dann, wenn sie wie in dieser Studie moderat zunehmen.
In einem begleitenden Kommentar heißt es in JAMA, dass jede zweite Raucherin und jeder vierte Raucher sich Gedanken über eine mögliche Zunahme nach dem Entzug machten. Die neue Erkenntnis könne zwar nicht die Bedenken hinsichtlich des Aussehens beseitigen, hilfreich sei sie aber allemal. (dapd)