Schlaf Kindlein, schlaf… Jetzt schlaf endlich!!! Ab dem sechsten Lebensmonat hoffen viele Eltern auf Erholung. Aber wie klappt das?
Essen.
Zum Thema Babyschlaf sind unzählige Ratgeber geschrieben worden. Es soll sogar Eltern geben, die 50 dieser Ratgeber gelesen haben. Drei der Bücher werden hier vorgestellt und mit Ihnen die elf größten Irrtümer darüber, wie Babys richtig einschlafen und durchschlafen. Wir haben Baby/Eltern-Therapeutin Cornelia Fröhlich über die größten Irrtümer zum Babyschlaf gefragt.
1. „Die meisten Kinder schlafen durch.“
Falsch. Dass Babys durchschlafen, ist ein Ausnahme und nicht die Regel. Im Alter von vier bis sechs Wochen schlafen 6 Prozent der Kinder durch. Vom dritten bis vierten Lebensmonat sind es 36 Prozent. Nur 39 Prozent der Zweijährigen schlafen durch und unter den Vierjährigen sind es 38 Prozent. Diese Zahlen stammen aus dem Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ von Annette Kast-Zahn und Dr. med. Hartmut Morgenroth.
2. „Je weniger ein Baby tags schläft, desto besser schläft es nachts.“
Ebenso falsch. So seltsam es klingen mag: Müde Kinder schlafen häufig schwerer ein. Sie können sich schlecht selbst regulieren. Selbstregulation ist die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, beschäftigen und mit kleinen Frustrationen wie der abendlichen Trennung umzugehen, so schreibt Christine Rankl in ihrem Buch „Endlich durchschlafen“.
3. „Wenn man mit dem Baby herumtollt, schläft es gut ein.“
Grober Irrtum. Das Baby ist dann so aufgeregt, dass es nicht einschlafen kann. Es hilft, es schon in den letzten vier Stunden vor dem Zubettgehen ruhig angehen zu lassen und das Kind langsam auf die Nachtruhe vorzubereiten, sagt Cornelia Fröhlich.
4. „Wenn ein Kind Sie nachts nicht weckt, dann schläft es durch.“
Das ist eine Begriffsverwirrung. Das Kind hat dann zwar einen gesunden Schlaf, es wacht aber dennoch zwischen 3 und 5 Uhr auf, schaut sich möglicherweise ein bisschen um und schläft dann geruhsam weiter. Das ist super, betont Fröhlich. Kinder, die ihre Eltern nachts wecken, haben Schwierigkeiten, nach der ersten kompletten Schlafphase wieder einzuschlafen. Es handelt sich also um Einschlafprobleme und nicht um Durchschlafprobleme.
5. „Autofahren ist eine wirksame Einschlaf-Hilfe.“
Stimmt nicht. Monotone Bewegungen wie das Autofahren fördern nicht die Selbstregulation, also die Anpassung des Babygemüts an die Schlafsituation. Gleichförmiges hilft dem Kind nicht, selbst in den Schlaf zu finden, sagt Cornelia Fröhlich. Die Probleme fangen an, wenn die erste Schlafphase vorbei ist. Dann wacht das Baby auf und merkt, dass etwas in seiner Umgebung sich verändert hat und fordert lautstark nach weiteren Bewegungen. Nebenbei: Für die Eltern ist es unpraktisch, jedes Mal, wenn das Kind nicht einschläft, es in das Auto zu legen und es um den Block zu fahren.
6. „Ablenkung durch Mobiles hilft beim Einschlafen.“
Mobiles sind keine sinnvollen Einschlafhilfen. Das Einschlafen bei Geräuschen oder bei sich drehenden Mobiles ist anerzogen und nicht unbedingt schlaffördernd. Licht schadet allerdings nicht beim Einschlafen kleiner Kinder.
7. „Schlaf kommt von alleine, Routinen sind unwichtig.“
Das ist so nicht richtig. Routine gibt Sicherheit. Ab einem gewissen Alter (circa sechs Monate) weiß das Kind, was auf das Anziehen des Schlafsacks, die Gute-Nacht-Geschichte und den Gute-Nacht-Kuss folgt. Trennen kann sich das Kind am besten, wenn es sich sicher fühlt. Deshalb ist es wichtig, Rituale einzuführen, wie das Gute-Nacht-Lied, die immer gleiche Zubett-Geh-Zeit und das Dimmen des Lichts. Das Kind lernt: „Jetzt kann ich sicher einschlafen.“
8. „Ein Baby sollte schlafend ins Bett gelegt werden.“
Beliebter Fehler. Das Baby sollte nicht im Arm der Mutter oder des Vaters einschlafen und dann zum Schlafen gelegt werden. Nicht schlafend, sondern wach soll das Baby ins Bett gelegt werden. Dadurch lernt es, alleine einzuschlafen. Andernfalls wacht es nach der ersten Schlafphase wieder auf und fordert die gemütliche Position in Mamas Arm wieder ein.
9. „Man kann kleine Kinder verziehen – auch beim Thema Schlaf.“
Das ist ein Irrtum. Babys brauchen noch soviel Schutz und emotionale Nähe wie möglich. Kinder sollten sich ausdrücken dürfen, auch wenn sie einschlafen wollen. Ihre Gefühle müssen wahrgenommen werden. Cornelia Fröhlich betont, dass man sogar mitweinen darf, und dass man auf jeden Fall auf das Baby und das eigene Bauchgefühl in der Einschlafsituation hören soll.
10. „Babys sollten möglichst rasch lernen, alleine einzuschlafen.“
Für Kinder im Babyalter ist der Ansatz nicht geeignet. So etwas kann zu Trennungsängsten führen, denn die Babys verstehen noch nicht, warum sie die Mutter verlässt. Ab zwei Jahren ist es möglich, das Kind in seinem Zimmer zum Einschlafen alleine zu lassen, sagt Fröhlich. Dann versteht es bereits, was geschieht, wenn Rituale es langsam zum Schlaf führen. Es hat dann gelernt: „Wenn ich aufwache sind die Eltern auch wieder da.“
11. „Babys müssen, wenn sie nachts schreien, hochgenommen werden.“
Es ist nicht einfach dies zu unterlassen, jedoch für das Baby besser. In der Baby-Schlaf-Forschung mit Frühchen in der Babystation hat sich das sogenannte Minimal-Handling als besonders gut für Wachstum und Gehirnentwicklung erwiesen. Damit ist gemeint, dass das Baby in und zwischen den Schlafphasen besonders wenig berührt wird. Die Mutter oder die Babypfleger sind in der Nähe und legen wenn nötig die Hand auf die Brust des Babys, nehmen es jedoch nicht aus der Wiege.