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Alzheimer-Medikamente Galantamin und Rivastigmin können schädlich sein

Alzheimer-Medikamente können schädlich sein

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Foto: WMN WAZ FotoPool
Die bei Alzheimer und Demenz eingesetzten Medikamente Galantamin und Rivastigmin haben nur einen eingeschränkten positiven Einfluss. Und: Sie können dem Patienten sogar Schaden zufügen.

Köln. 

Ob bei Alzheimer-Demenz der Wirkstoff Galantamin und das Rivastigmin-Pflaster hilft, hat jetzt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht. Dafür wurden bisherige Studiendaten ausgewertet. Demnach haben beide Arzneistoffe einen eingeschränkten positiven Einfluss, können aber auch Patienten Schaden zufügen.

Der positive Effekt: Galantamin kann bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer Demenz zumindest bei einer höheren Dosis die Denk- und Merkfähigkeit positiv beeinflussen. Bezüglich der Fähigkeiten, den Alltag zu bewältigen und begleitende psychopathologische Symptome wie etwa Unruhe oder depressive Verstimmung zu mildern, konnten die Wissenschaftler zwar Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen feststellen. Diese vermochten sie jedoch nicht nicht als Beleg für einen Nutzen werten: Denn diese Unterschiede waren so klein, dass zweifelhaft ist, ob Betroffene oder Angehörige sie überhaupt als Vorteil wahrnehmen.

Häufiger Übelkeit, Erbrechen, Durchfall

Allerdings hat die Einnahme von Galantamin auch Nachteile: Die Patienten in den Studien haben häufiger unter Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall gelitten als diejenigen, die ein Scheinmedikament erhalten haben. Zudem brachen sie die Untersuchung oft wegen unerwünschter Nebenwirkungen ab. Diese Befunde gelten für einen Behandlungszeitraum von bis zu sechs Monaten. Zudem zeigt die Langzeitstudie, dass eine Weiterbehandlung mit Galantamin über mehr als zwölf Monate hinaus keinen Nutzen hat.

Für das Rivastigmin-Pflaster konnten weder für die Verbesserung der kognitiven noch für die alltagspraktischen Fähigkeiten Belege gefunden werden. Im Vergleich zu einem Scheinmedikament zeigte sich lediglich in der höheren Dosierung bei Patienten unter 75 Jahren ein Unterschied bei der Kognition, den das IQWiG als Hinweis auf einen Nutzen wertet. Wie beim anderen Wirkstoff, so besitzt auch das Pflaster ein Schadenspotenzial: Neben Übelkeit und Erbrechen, die beim höher dosierten Pflaster häufiger auftreten, löst auch die niedrigere Dosis zusätzlich vermehrt Hautirritationen aus. Die Befunde zu Rivastigmin gelten nur für einen Behandlungszeitraum von 24 Wochen, Langzeitstudien gibt es bislang nicht. (mp)