Es ist ein warmer Dienstagvormittag in Essen-Altenessen. Zahlreiche Händler haben auf dem Marktplatz ihre Stände aufgebaut, verkaufen unter anderem Klamotten, Wurst und Backwaren. Der Wochenmarkt findet hinter dem Einkaufszentrum Allee-Center statt. Szenen, die sich in jedem Teil der Stadt abspielen könnten.
Doch der Essener Norden hat mit Problemen zu kämpfen. Besonders der Stadtteil Altenessen gilt als abgehängt. Schrottimmobilien, Leerstände, Kriminalität und unkontrollierte Zuwanderung nennen Einwohner als Missstand. „Ich fühle mich hier nicht sicher und traue mich nachts kaum noch auf die Straße. Ich habe Angst überfallen zu werden“, sagt ein Mann, der ursprünglich aus Stoppenberg kommt, aber häufig im benachbarten Altenessen unterwegs ist.
Mit Spannung blickt er auf die anstehende Kommunalwahl in NRW. Vor der Wahl hat sich DER WESTEN im Essener Norden umgehört. Was bewegt die Menschen in dem Brennpunkt und was wünschen sie sich von der Kommunalpolitik?
Essener moppern: „Was haben wir denn noch?“
Um das Image von Altenessen aufzupolieren, hat die Stadt Essen vor einiger Zeit eine Studie in Auftrag gegeben. Dabei kam heraus: Altenessen hat ein starkes „Faszinations-, Bindungs- und Identifikationspotenzial“. Um den abgehängten Stadtteil wieder auf Vordermann zu bringen, wird jedoch ein Aufbauplan benötigt. Altenessen soll hellerer und sauberer werden, die Infrastruktur soll aufgewertet werden. Perspektive also, doch an einem nachhaltigen Plan fehlt es bislang.
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Aber nicht nur Altenessen hat mit Image-Problemen zu kämpfen. Auch benachbarte Stadtteile wie Vogelheim und Karnap genießen nicht den besten Ruf. „Was haben wir in Karnap denn noch? Der Markt besteht aus drei Ständen. Außerdem gibt es kaum noch Geschäfte. Überall nur noch 1-Euro-Shops und Barber-Shops“, klagt ein weiterer Markt-Besucher.
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Doch es gibt nicht nur Probleme, finden zwei Frauen, die wir etwas außerhalb des Marktrubels treffen. Sie stammen aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien, wohnen beide schon seit Jahrzehnten in Altenessen. „Wir fühlen uns hier sehr wohl. Deutsche und Ausländer leben hier friedlich zusammen“, betonen sie.
„Das verkommt hier immer mehr“
Hans-Georg Winkler ist gebürtig aus Altenessen und wohnt auch hier. „Ich habe bisher sehr gerne hier gelebt, aber das verkommt hier leider immer mehr. Das muss ich eindeutig sagen. Wir sind ein abgehängter Stadtteil. Es gibt immer mehr Zuwanderung und wir können das gar nicht stemmen. Immer mehr Geschäfte gehen kaputt. Keiner tut was“, betont der 65-Jährige.

Sein Appell an die Politik: „Mehr Kümmern und den Zuzug auch so ein bisschen steuern, weil ich glaube wir sind da sehr überfordert mittlerweile mit. Aber sonst bin ich eigentlich gerne hier, falls ich jetzt noch ein positives Wort sagen darf, weil ich hier aufgewachsen bin.“
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Müll und Baustellen als Problem
Und auch Alfred Botzek (70) nimmt ein immer mehr heruntergekommenen Stadtteil wahr. Seiner Meinung nach tragen auch herumliegender Müll und einige Langzeit-Baustellen zu dem schlechten Stadtbild bei. „Ich habe wenig Hoffnung, dass sich was tun wird. Egal, wer gewählt wird“, so der 70-Jährige, weiß aber die Menschen im Essener Norden zu schätzen: „Man kann nicht so ohne weiteres weg, weil man Freunde und Bekannte hier hat. Hier hat man eine Gemeinschaft, wo man immer wieder sagen kann, hier kann man hinkommen.“