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NRW-Wahl: Gelsenkirchen bleibt AfD-Festung! Anwohner rechnen mit Stadt ab – „Drecksloch“

NRW-Wahl: Gelsenkirchen bleibt AfD-Festung! Anwohner rechnen mit Stadt ab – „Drecksloch“

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NRW-Wahl: Gelsenkirchen bleibt AfD-Festung! Anwohner rechnen mit Stadt ab – „Drecksloch“

NRW-Wahl: Gelsenkirchen bleibt AfD-Festung! Anwohner rechnen mit Stadt ab – „Drecksloch“

Landtag NRW: Hier werden die Entscheidungen getroffen

In Düsseldorf liegt das politische Machtzentrum von Nordrhein-Westfalen. Doch seit wann ist das so und wie viele Politiker sitzen eigentlich im Landtag.

Die NRW-Wahl hielt für einige Parteien Überraschungen bereit. So gehört die SPD zu den großen Verlierern, aber auch die AfD sackte deutlich ab.

Dennoch konnte die Alternative für Deutschland in ihren Hochburgen weiter viele Stimmen sammeln. Besonders in den Wahlbezirken Schalke-Ost (14,16 Prozent) und Erle (14,95 Prozent) entschieden sich bei der NRW-Wahl 2022 vergleichsweise viele Wähler für die Partei unter Spitzenkandidat Markus Wagner.

NRW-Wahl: Gelsenkirchen bleibt AfD-Hochburg – „War erwartbar“

Auch wenn kaum jemand in Gelsenkirchen offen zugibt, die AfD gewählt zu haben – das gute Ergebnis kommt für viele nicht überraschend. „Das AfD-Ergebnis war für mich erwartbar“, sagt etwa Marco Egidio in Schalke gegenüber DER WESTEN. Der 36-Jährige hat einen italienischen Migrationshintergrund, die Partei selbst nicht gewählt – die Zustimmung kann er sich aber trotzdem erklären.

Der Krankenpfleger: „Viele Leute hier sind mit sich selbst unzufrieden“. Sie seien arbeitslos, leben in Armut. Egidio weiter: „Der Verfall in Gelsenkirchen ist unfassbar.“

NRW-Wahl: Kiosk-Mitarbeiterin rechnet mit Gelsenkirchen ab – „Drecksloch“

Genau diese negativen Veränderungen in der Stadt haben zumindest Kiosk-Mitarbeiterin Nicole (46) aus Erle in der Vergangenheit die AfD wählen lassen. „Es tut mir leid, aber die haben am meisten meine Meinung vertreten“, erklärt sie gegenüber DER WESTEN. Die 46-Jährige lebt seit ihrer Geburt in Gelsenkirchen, sagt: „Es war mal schön hier. Jetzt ist es ein Drecksloch geworden.“

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Das ist die AfD:

  • AfD steht für „Alternative für Deutschland“
  • Parteivorsitzender ist Tino Chrupalla
  • Gründung am 6. Februar 2013 in Berlin als zunächst rechtsliberale und EU-skeptische Partei
  • 2015 erste Spaltung eines wirtschaftsliberalen Flügels unter Parteigründer Bernd Lucke – Partei rückt dadurch deutlich nach rechts
  • Bei der Bundestagswahl 2017 holte sie 12,6 Prozent, 2021 noch 10,3 Prozent
  • Stärkstes Wahlergebnis war 27,5 Prozent bei der Landtagswahl in Sachsen 2019

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Sowohl ihr Sohn, als auch ihre Tochter wurden bereits auf der Straße angegriffen, seit 2013 sei es in der Stadt immer schlimmer geworden. Doch trotz ihren vergangenen Kreuzchen bei der AfD spricht sich Nicole ganz klar gegen die rechten Forderungen der Partei aus, „da möchte ich mich nicht mit identifizieren.“ Bei der NRW-Wahl 2022 hat sie nun gar nicht mehr gewählt – ganz bewusst, wie sie angibt. „Das ist sowieso alles nur noch Lug und Trug.“

NRW-Wahl: Rentnerin mit Verständis für AfD-Wähler

Auch Marianne (70) lebt seit 50 Jahren in Gelsenkirchen, hat selbst die CDU gewählt. „Die AfD ist überhaupt kein Thema für mich“, sagt sie zu DER WESTEN. Aber: Sie erlebt die Zustände auf Schalke „jeden Tag hautnah“ mit und „kann schon verstehen, dass die Leute keinen Bock mehr haben“. Die vielen Stimmen aus Gelsenkirchen für die AfD wundern sie daher nicht, die Menschen fühlen sich angesichts hoher Migration und wenig Integration „überfordert“, vermutet die Rentnerin.

Das Gefühl der Überforderung oder auch der Enttäuschung gegenüber der regierenden Politik kommt der AfD in Orten wie Gelsenkirchen zugute, erklärt auch Politikwissenschaftler Heiko Giebler, der sowohl an dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, als auch an der Freien Universität tätig ist.

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Die Partei positioniere sich demnach als Ansprechpartner für die Menschen, die sich von den etablierten Parteien nicht gesehen fühlen. „Natürlich ist das eine Möglichkeit, diese Wählergruppen zu erreichen“, so Giebler zu DER WESTEN. In der Realität sei das jedoch „Quatsch“. Gerade sozialpolitisch finden sich im Parteiprogramm wenig Lösungen für einkommens- oder sozialschwache Menschen.

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Mehr zur NRW-Wahl:

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Die AfD hat übrigens nicht in Gelsenkirchen die meisten Stimmen bei der NRW-Wahl geholt. Wo die Partei noch mehr Zustimmung erhielt, liest du hier.