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Dortmund: Nach „Trauermarsch“ für „SS-Siggi“ und Gegen-Demos – Polizei zieht Fazit

Dortmund: Nach „Trauermarsch“ für „SS-Siggi“ und Gegen-Demos – Polizei zieht Fazit

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Dortmund: An dem „Trauermarsch“ für den verstorbenen Rechtsextremisten „SS Siggi“ nehmen über 350 Menschen teil. Foto: Der Westen

Dortmund. 

Letzten Sonntag starb der Neonazi Siegfried Borchardt („SS-Siggi“). Er galt als eine der führenden Personen der rechtsextremen Szene in Dortmund.

Die rechtsextreme Partei „Die Rechte“ hatte deshalb für Samstag zu einem „Trauermarsch“ für den Kriminellen nach Dortmund eingeladen. Die Polizei reagierte mit einem massiven Aufkommen – und verärgerte mit einer Maßnahme direkt zu Beginn die Teilnehmer.

Dortmund: Rechtsextreme Szene versammelt sich und sorgt für Ärger

Um sich von dem verurteilten Straftäter zu „verabschieden“, hatte die rechte Szene am Samstag um 14 Uhr eine Veranstaltung vor dem DFB-Museum gegenüber vom Hauptbahnhof in Dortmund angemeldet.

Von dort waren die Rechtsextremen zum letzten Wohnort von „SS-Siggi“ in der Emscher-/Thusneldastraße im Stadtteil Dortstfeld gezogen. Doch schon zum Start gab es Ärger zwischen Polizei und Anhängern der Szene.

Anbei die Chronoligie der Ereignisse am Samstagnachmittag:

Samstag, 9.10.2021

19.37 Uhr: Polizei zieht Fazit nach Einsatz

Der Einsatz der Polizei ist nun seit fast zwei Stunden beendet. Die Bilanz der Beamten:

  • Vor Beginn des Marsches fanden die Polizisten bei einem Versammlungsteilnehmenden ein Paar Quarzhandschuhe und eine Vermummungsmaske. Die Gegenstände stellten die Polizisten sicher. Ein Strafverfahren wurde eingeleitet.
  • Durch die intensiven Kontrollmaßnahmen sowie Maßnahmen zum Schutz des friedlichen Charakters einer Versammlung verzögerte sich der zuvor angemeldete Beginn (14 Uhr), da einzelne Teilnehmende und Ordner gegen Auflagen verstießen.
  • Im Bereich der Kampstraße, des Hoher Walls sowie der Huckarder Straße wurden insgesamt drei angemeldete Gegenveranstaltungen mit ca. 200 Teilnehmenden durchgeführt. Der Gegenprotest war lautstark, bunt und friedlich. Alle Gegendemonstrationen waren gegen 17.15 Uhr beendet.
  • Abschließend bilanziert die Polizei ein nahezu störungsfreies Demonstrationgeschehen. Es kam zu zwei Strafverfahren.

18.28 Uhr: Straßensperrungen aufgehoben

Alle Straßensperrungen in Dortmund sind nun aufgehoben. In einer ersten Bilanz teilt die Polizei Dortmund mit, dass die Veranstaltung weitgehend friedlich und störungsfrei verlief.

18.01 Uhr: Versammlung ist beendet

Die Versammlung ist mittlerweile beendet. Nun geht es für die Polizei darum, die Straßensperrungen an der Rheinischen Straße wieder aufzuheben und dafür zu sorgen, dass es am frühen Abend zwischen den Rechtsextremen und den Gegendemonstranten nicht doch noch knallt.

17.26 Uhr: Teilnehmer haben Ziel in Dorstfeld erreicht

Der Marsch ist nun an seinem Ziel in der Emscherstraße in Dorstfeld angekommen. Hier findet jetzt noch eine Abschlusskundgebung statt. Dann ist die Veranstaltung offiziell beendet.

Bislang verlief das Ganze friedlich. Doch für die Polizei ist der Arbeitstag noch lange nicht beendet. Denn auch in der Emscherstraße gibt es viele Gegendemonstranten.

17.11 Uhr: Marsch erreicht Dorstfeld

Die Teilnehmer haben nun Dorstfeld erreicht. Von der Dorstfelder Allee biegt der Marsch gleich in die Emscherstraße, wo der Verstorbene wohnte. Dort endet der Marsch.

Es bleibt dabei: Zu befürchteten Ausschreitungen ist es bisher zum Glück nicht gekommen.

16.28 Uhr: Marsch nähert sich Dorstfeld – bislang keine Zwischenfälle

Der Marsch kommt dem Ziel in Dorstfeld immer näher. Aktuell befinden die Teilnehmer sich an der Haltestelle Heinrichstraße. Zu nennenswerten Zwischenfällen kam es bislang nicht.

15.20 Uhr: „Trauermarsch“ geht los – Störungen von Gegendemonstranten

Die Teilnehmer setzen sich in Bewegung, der „Trauermarsch“ für „SS Siggi“ startet mit über einer Stunde Verzögerung. Direkt wird der Zug von Gegendemonstranten gestört, „Wir pissen auf dich Siegfried Borchert“ und „Nazis raus“ ist zu hören.

15.10 Uhr: Erneut Zoff! Teilnehmer sollen sich „die nächsten Wochenenden frei nehmen“

Wieder ärgern sich „Die Rechten“ über die Polizei vor Ort. Der Grund: Die Teilnehmer des „Trauermarsches“ wollten währenddessen Dortmund-Fahnen halten, das wurde ihnen nun von den Beamten untersagt. Der Sprecher der Veranstaltung äußert sich per Mikrofon: „Da kann man nur im Nachgang was machen“ – die heutigen Teilnehmer sollen sich die nächsten Wochenenden frei nehmen. Wofür genau wird nicht gesagt.

14.35 Uhr: Verzögerung des Marsches sorgt für Zoff – Sprecher der „Rechten“ macht Polizei Vorwürfe

Der Marsch ist noch immer nicht gestartet, die Personenkontrollen laufen noch. Das sorgt für Unmut unter den Teilnehmern, der Sprecher macht eine Durchsage: „Wir bedanken uns bei der Polizei, dass wir wegen der langen Kontrollen im Zelt eine Stunde später anfangen.“

Außerdem teile man mit, dass man die Veranstaltung um eine Stunde verlängere, von 18 Uhr auf 19 Uhr. Eine Sprecherin der Polizei bestätigt die neue Zeit gegenüber Der Westen.

14.30 Uhr: Mehr Teilnehmer als angemeldet vor Ort – Polizei kontrolliert

Es sind jetzt deutlich mehr Teilnehmer als angemeldet vor Ort, mindestens 350 Personen, wie eine Sprecherin der Polizei Dortmund gegenüber Der Westen angibt. Angemeldet waren 250 Menschen.

Die Polizei kontrolliert jeden Teilnehmer einzeln, sie werden in einem weißen Zelt auf ihre Person kontrolliert, ebenso ihre Taschen. Man möchte wissen, mit wem man es zu tun hat.

14.13 Uhr: Leichenzug für „SS-Siggi“

Es wird voller, die „Rechte“ haben einen richtigen Leichenzug für den verstorbenen Kriminellen gemacht und mitgebracht.

14.00 Uhr: Lage am Treffpunkt noch ruhig

Die Anhänger des Marsches versammeln sich am Hauptbahnhof Dortmund, die Polizei registriert weniger Menschen als erwartet. Noch ist die Lage ruhig, die Teilnehmer des „Trauermarsches“ werden in einem gesonderten Bereich gesammelt. Zugänge zum Hauptbahnhof oder den Wällen sind nicht beeinträchtigt.

Freitag, 8.10.2021

20:48 Uhr: Dortmunder Polizei richtet Bürgertelefon ein

Neben einer Reihen von Maßnahmen, hat die Dortmunder Polizei ein Bürgertelefon eingerichtet. Dieses ist am Einsatztag ab 10.00 Uhr unter der Telefonnummer 0231/132-5555 zu erreichen.

14:59 Uhr: Auf diesen U-Bahn-Linien drohen in Dortmund Probleme

Das Dortmunder Nahverkehrsunternehmen DSW21 warnt im Vorfeld der Demonstrationen ab Mittags vor „spürbaren Einschränkungen im Bus- und Stadtbahnverkehr“. Das Nahverkehrsunternehmen geht davon aus, dass vorwiegend die Innenstadt, Dorstfeld und Marten und dabei insbesondere die Stadtbahnlinien U43 und U44 betroffen sein werden.

11.23 Uhr: Polizei Dortmund warnt vor Einschränkungen im Stadtgebiet

Die Polizei Dortmund fürchtet, dass der Aufzug der rechtsextremen Szene Einschränkungen für Anwohner haben dürfte.

So warnen die Beamten ab dem frühen Nachmittag bis in die Abendstunden vor Verkehrsproblemen in der westlichen Innenstadt sowie auf der Verbindung Rheinische Straße, Dorstfelder Hellweg in Richtung Dortmund-Dorstfeld.

Auch der öffentliche Nachverkehr könnte nach Angaben der Polizei davon betroffen sein

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Das war „SS-Siggi“ aus Dortmund:

  • Bürgerlicher Name: Siegfried Borchardt
  • Galt als Kopf der rechtsextremen Szene in Dortmund
  • War mehrfach im Knast, u.a. wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung
  • Bei der Kommunalwahl 2014 gewann er für „Die Rechte“ einen Sitz im Stadtrat
  • Nach schwerer Krankheit verstarb „SS-Siggi“ Anfang Oktober 2021

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11.16 Uhr: Gegenveranstaltungen in Dortmund – Polizei hat wichtiges Ziel

Es wird nicht die einzige Veranstaltung an diesem Tag in Dortmund bleiben. So wurden anlässlich des rechtsextremistischen Aufzugs zahlreiche Gegenveranstaltungen bei der Polizei angemeldet.

Die Polizei Dortmund ist gewarnt und setzt am Samstag eine große Zahl an Kräften ein, um die Lager zu trennen: „Das Ziel der Maßnahmen wird es sein, friedliche Demonstrationen zu schützen, aber auch mit aller gebotenen Konsequenz gegen Straftäter einzuschreiten“, so ein Sprecher der Polizei Dortmund.

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Weitere Meldungen aus Dortmund:

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11.01 Uhr So viele Rechtsextreme werden in Dortmund erwartet

Nach Angaben der Polizei Dortmund rechnet der rechtsextremistische Anmelder mit rund 250 Teilnehmern. Der Aufzug sei unter „sehr strengen und umfangreichen Auflagen“ genehmigt worden. (ak, kk, kv)