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Skandal um Schienenkartell weitet sich aus

Skandal um Schienenkartell weitet sich aus

Essen. 

Das Bundeskartellamt weitet seine Ermittlungen im Fall des deutschen Schienenkartells aus. Wie jetzt bekannt wurde, wurde in der letzten Woche auch das Weichenbauwerk des österreichischen Konzerns Voestalpine in Butzenbach durchsucht.

Nach Recherchen der WAZ hat ein Schienenkartell unter Beteiligung der Voestalpine und einer Tochter des ThyssenKrupp-Konzerns über zehn Jahre lang die Deutsche Bahn durch illegale Preisabsprachen mindestens um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag geschädigt.

Sollten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Schienenkartell nun auf das Weichengeschäft erweitert werden, wäre das für Voestalpine ein harter Schlag. Das Unternehmen hatte sich im Fall des Schienenkartells selbst angezeigt, um als Kronzeuge niedrigere Strafen zu erhalten. Sollte aber Voestalpine nicht auf mögliche Preisabsprachen im Weichenbau hingewiesen haben und müsste dies als Teil des Schienenkartells angesehen werden, würde der Konzern den Kronzeugenstatus verlieren und müsste mit einer erheblichen Strafe rechnen.

Kartell liebte das Geheimnisvolle

Die Staatsanwaltschaft Bochum und das Bundeskartellamt ermitteln wegen des Verdachts auf Ausschreibungsbetrug und unerlaubter Preisabsprachen gegen gut 30 Beschuldigte in zehn Unternehmen. Es droht eines der größten Kartellverfahren der letzten Jahrzehnte.

Das Kartell der „Schienenfreunde“ liebte das Geheimnisvolle. Die Beteiligten trafen sich bis zu sechsmal jährlich an wechselnden Orten. In Mainz, am Standort der DB Netz AG, die den Schieneneinkauf für die Deutsche Bahn organisiert. In Bottrop, wo das tschechische Stahlwerk Trinec eine Handelsniederlassung unterhält. In Seevetal bei Hamburg, wo die niederländisch-britische Corus-Gruppe ihre Beteiligung Stahlberg-Roensch pflegte. Und in Duisburg, im Lokal „Da Bruno“, das seit einer Mafia-Schießerei bekannt ist.

Die grundsätzliche Festlegung der Quoten im Kartell erfolgte bei persönlichen Besprechungen der „Schienenfreunde“, erzählt einer, der dabei war. Etwa vier Mal im Jahr gab es zudem Treffen, um Probleme im Kartell zu klären oder das Auftreten gegenüber der Bahn zu koordinieren. Die Feinabstimmung über konkrete Lieferungen fand am Telefon oder über verschlüsselte Datenleitungen statt.