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Jetzt bekommt sogar Putzmittel ein Haltbarkeitsdatum

Jetzt bekommt sogar Putzmittel ein Haltbarkeitsdatum

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Foto: NRZ
Die Verbraucherzentrale NRW kritisiert die Praxis von einigen Handelsketten, Haushaltsreiniger und Waschmittel mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zu versehen. Dies sei absolut überflüssig und könne Kunden unnötigerweise dazu verleiten, Putzmittel die Toilette herunterzuspülen. Experten stimmen dem zu.

Essen. 

Mit einer neuen Masche verunsichern derzeit einige Handelsketten die Verbraucher: So würden Lidl, Edeka, Netto, Marktkauf und Rossmann millionenfach ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf Reinigungs- und Waschmittel drucken und so suggerieren, dass die Produkte nach Ablauf dieses Datums entsorgt werden müssten, kritisiert die Verbraucherzentrale NRW. Sie befürchtet, dass Kunden in diesem Fall dazu verleitet werden sollen, neue Reinigungsmittel zu kaufen – was aber gänzlich überflüssig sei.

Georg Tryba von der NRW-Verbraucherzentrale bringt da seine Verwunderung über die Handelsunternehmen auf den Punkt: „Es gibt keinen Anlass und keine Notwendigkeit, ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf Haushaltsreiniger oder Waschmittel zu drucken.“ Er habe nicht einen Experten gefunden, der da anderer Meinung sein.

„Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht nötig und gesetzlich nicht erforderlich“

Im Gegenteil: Während die Unternehmen die Mindesthaltbarkeit zumeist mit 30 bis 36 Monaten angeben, kommt das Unternehmen Procter & Gamble, Hersteller von Meister Proper und Lenor, zu einem anderen Schluss. Es hält ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) für Reinigungsprodukte laut Verbraucherzentrale NRW für sinnlos. „Es ist nicht nötig und nicht gesetzlich erforderlich, Wasch- oder Reinigungsmittel mit einem MHD zu versehen“, teilte der Konzern mit.

Putzige Erklärungen der Unternehmen

Da wirken die Erklärungen der Handelsketten geradezu putzig, wenn es um die Rechtfertigung für ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bei Putzmitteln geht. So warnt Lidl nach Ablauf des MHD vor „Einbußen der Leistung des Duftes und der Farben.“ Edeka verleiht seiner Sorge Ausdruck, dass beispielsweise „der Alkoholanteil bei Glasreinigern verfliegen und die Wirkleistung auch bei anderen Produkten nach dem MHD gemindert sein könnte.“ Dem widerspricht aber Konkurrent Rewe: „Die Reinigungsleistung bleibt erhalten.“

Für Verbraucherschützer Tryba ist klar, was verunsicherte Konsumenten nach Ablauf des MHD in den häufigsten Fällen machen werden. „Die meisten werden die Haushaltsreiniger die Toilette herunterspülen“. Und das habe ganz schlechte Auswirkungen für die Umwelt. Diese Sorge teilt Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege und Waschmittel. Die unnötige Entsorgung habe zudem eine „enorme Verschwendung von Ressourcen“ zur Folge.

„Oft reichen Wasser, Essig und ein Schwamm für den Hausputz“

Tryba hat daneben die Befürchtung, dass weitere Handelsunternehmen bei dem MHD nachziehen könnten. „Und plötzlich kann so etwas sogar in einem Gesetz stehen.“ Überhaupt bräuchten Verbraucher in vielen Fällen keine speziellen Reiniger für den Hausputz. „Oft reichen dafür Wasser, Essig und ein Schwamm“, so der Verbraucherschützer. Er fordert den sofortigen Stopp der MHD-Hinweise.