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9,90 Euro Monatsbeitrag – Kette McFit plant Discount-Ableger

9,90 Euro Monatsbeitrag – Kette McFit plant Discount-Ableger

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Reportage Fitness-Studio Foto: Archiv/Ulrich von Born
Mit einem Kampfpreis will die Fitness-Kette McFit den Markt der Fitness-Studios aufmischen. Andere Discounter rücken ihr stark auf die Pelle.

Essen. 

Gemessen an den Mitgliedern, ist die Fitnessstudio-Kette McFit bundesweit die Nummer 1. In punkto Preisdumping haben ihr inzwischen andere den Rang abgelaufen, etwa die Essener Kette FitX, deren Studios auffallend oft in der Nähe zu McFit-Filialen eröffnen und mit gut fünf Euro weniger Monatsbeitrag werben. Nun will McFit wieder Oberwasser gewinnen – mit einem eigenen Discount-Ableger. Die Zeichen stehen auf Preis-Kampf.

„HIGH5“ soll die neue Kette heißen. 23 Studios sollen noch in diesem Jahr bundesweit eröffnet werden, sagt ein Firmensprecher, auch in Kleve, Oberhausen, Düsseldorf, Duisburg und Essen. Die Studios sollen den US-Trendsport „Functional Training“ in Deutschland verbreiten, „flächenmäßig nicht ganz so groß sein wie McFit-Anlagen“ und die Kette erstmals auch in kleineren Städten ansiedeln. 166 Studios betreibt McFit derzeit bundesweit, davon über 50 in NRW. Branchenbeobachter vermuten: „McFit geht es wohl um Marktverdrängung“. HIGH5 will auch eine „Friends Option“ anbieten, mit der Mitglieder einmal täglich kostenlos einen Freund mittrainieren lassen dürfen.

Ab 9.90 Euro Monatsbeitrag sind angekündigt. Ein Tiefstwert unter Sportstudios, der auch manchem Sportverein vor Ort zu schaffen machen dürfte. Durchschnittlich zahlen Kunden hierzulande 47,30 Euro im Monat fürs Fitnessstudio. Experten sehen 30 Euro als Dumping-Grenze. Bei McFit startet das günstigste Angebot bei 19.90 Euro.

Trainer müssen bei HIGH5 extra bezahlt werden – „zu fairen Preisen“

„Wo wollen die noch sparen?“ fragen sich da Branchenkenner. McFit sagt: „Die Ausstattung lässt keine Wünsche offen“. Darf sie auch nicht, heißt es dazu beim Sportstudio Verband DSSV: Die meisten Kunden trainierten zwischen 17 und 21 Uhr – „da braucht man genügend Geräte“.

In punkto Fachpersonal und Betreuung dürften Kunden von Dumpingstudios generell jedoch nicht viel erwarten, meint DSSV-Geschäftsführer Refid Kamberovic. Studios, die ihren Kunden stets verfügbare Profi-Trainer an die Seite stellen, müssten mindestens 30 Prozent Personalkosten kalkulieren, sagt er. Bei McFit liege der Anteil bereits jetzt unter zehn Prozent. Bei „HIGH5“ sollen die Mitglieder auf Wunsch „zertifizierte Personal Trainer“ hinzubuchen können, „zu fairen Preisen“, teilt das Unternehmen mit. Duschen hingegen sei im Preis inbegriffen, Getränke und Snacks kosteten extra – beides wie bei McFit.

„Mit 9.90 Euro Monatsbeitrag kann sich ein Fitnessstudio nicht rechnen“, glaubt unterdessen Refid Kamberovic, zumal netto pro Kunde nur 8.32 Euro in der Kasse bleiben. Mindestens 2000 Kunden müsse ein größeres Fitnessstudio haben, um die Kosten zu erwirtschaften. In Städten mit wenigen Zehntausend Einwohnern seien kaum mehr zu gewinnen. Angesichts von 1,2 Millionen Mitgliedern insgesamt, kommt McFit statistisch auf gut 7000 Kunden je Studio. Ein Grund, warum sich das Unternehmen einen Dumping-Ableger wohl leisten kann. Pro Standort geht es laut DSSV um gut 300.000 Euro Investitionen. Mit „HIGH5“ will McFit seine Hanteln jedoch auch in kleineren Städten deponieren.

Fitness-Studios sind ein Milliarden-Markt

Ohnehin sind es nicht die Monatsbeiträge, mit denen große Fitnessketten ihre Bilanzen in die Gewinnzone pumpen, sagt Niels Nagel, Geschäftsstellenleiter des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit (DIFG): „Es geht um die Vermarktung der Zielgruppe“. Schlechte Sportgeräte jedenfalls könnten sich Studios heute nicht mehr erlauben, meint Nagel: „Dazu ist der Markt zu umkämpft“.

Die Umsätze der Fitnessstudios hierzulande haben sich seit 2005 von 2,1 auf 4,55 Milliarden Euro im Jahr mehr als verdoppelt. „Und der Boom geht weiter“, erwartet Niels Nagel. Mit knapp neun Millionen Mitgliedern hätten Fitnessstudios in Deutschland mittlerweile sogar die Fußballvereine überholt.

Die neue Dumping-Kette wertet Nagel indes als „Bankrotterklärung der Discounter“. Marktpotential zeige sich dagegen im Gesundheitsbereich, wo auch die Krankenkassen Training finanziell unterstützen, und bei Spezialangeboten, etwa im Gesundheitsmanagement. Unternehmen wie RAG, MAN, Bayer oder ThyssenKrupp hätten mittlerweile eigene Fitnesseinrichtungen in Betrieben, sagt Nagel. Und statt 2000-Quadratmeter-Studios, wo sich Kunden anonym und angeleitet vom „Cybertrainer“ vor einer Videowand auspowern, lägen „Microstudios“ im Trend. Niels Nagel: „Kleine Studios mit speziellen Kundenlösungen“.

Und was sagen Mitbewerber? Alfred Enzensberger, Gründer und Chef von McFit-Rivale Clever Fit, gewinnt dem Vorstoß mit „HIGH5“ positives ab: „Je präsenter und flächendeckender die Fitnessstudios auftreten und je intensiver sie beworben werden, umso größer sind die Chancen für die gesamte Branche, zusätzliches Mitgliederpotenzial und auch breitere Zielgruppen erschließen zu können“. Die neue Dumping-Kette habe eine „ganz spezielle Zielgruppe“ im Blick, die auf „hartes, funktionell orientiertes Training in eher spartanischem Umfeld“ setze. Enzensberger sieht sein Unternehmen deshalb „nicht in direktem Wettbewerb zu High5 sondern eher als Mitstreiter in einem der Wachstumsmärkte schlechthin“. Die Zielgruppe seines Unternehmens sei „sehr viel breiter“.