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Music Circus Ruhr sorgt in Oberhausen für Glücksgefühle in der Manege

Music Circus Ruhr sorgt für Glücksgefühle in der Manege

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Foto: WAZ FotoPool
Die T-Shirts: schweißdurchtränkt. Die Beine: müde. Der Plan: weitertanzen. 3500 Fans zelebrieren die Rückkehr des „Music Circus Ruhr“ in der Nacht von Montag auf Dienstag als eine leidenschaftliche Wiederauferstehung. Bei der Getränkeversorgung hakte es allerdings spürbar.

Oberhausen. 

Die T-Shirts: schweißdurchtränkt. Die Beine: müde. Der Plan: weitertanzen. 3500 Fans zelebrieren die Rückkehr des „Music Circus Ruhr“ in der Nacht von Montag auf Dienstag als eine leidenschaftliche Wiederauferstehung. 25 Jahre nach der Eröffnung des Discozeltes, das von 1987 bis 1996 das Nachleben der Stadt entscheidend prägte. Die Chronologie einer denkwürdigen Nacht.

19 Uhr: Keine Karte, also stehen wir an

Der Schulte-Ostrop-Park an der Lindnerstraße hat schon ruhigere Zeiten erlebt. Zumindest bis Torsten Sievert, Volker Schur, Ingo Stöck, Burkhard Sickelmann und Olaf Hasenbein den Entschluss fassten, das Discozelt „Music Circus Ruhr“ wieder aufzubauen. Für eine Nacht. Für eine Revival-Party. Sie traten eine Lawine los. 3000 Karten gingen im Vorverkauf weg – über Nacht.

„Als wir angefragt haben, waren schon alle Tickets futsch!“ Eine Gruppe mit Mädels reiht sich in die Warteschlange ein. Die Menschen drängen sich meterlang bis auf die Max-Eyth-Straße. Und es werden immer mehr. 500 Karten liegen an der Abendkasse. Zu wenig für das riesige Interesse. 1000 Menschen warten vor dem Tanz-Wigwam vergebens. „Das Zelt“ ist randvoll.

20 Uhr: Gucken, Staunen, Schnuppern

Manege frei. Tanzkörper vermehren sich. „Ich dreh’ erst mal ‘ne Runde!“ Den Kult-Spruch aus dem Zelt tragen einige auf T-Shirts. Wie sieht’s aus? Links der Raubtierkäfig. Die Empore. Rechts der Disc-jockey. Hinten die Theke. Daneben eine Leinwand, auf der Disco-Bilder aus den 80er und 90er Jahren laufen. Sogar die Promis sind retro: Ex-OB Burkhard Drescher und Ex-Centro-Chef Michael Grundmann werden gesichtet.

Die Stimmung fährt hoch wie bei einem Floppy eines C64. Tief Luft holen. Die Temperatur steigt. Kleine Schweißperlen bilden sich auf der Haut. Der Platz auf der Tanzfläche wird knapp. Die dröhnenden Bässe drängen selbst träge Körper zur Bewegung. Die Schallplatte mit den Erinnerungen beginnt bei einigen Gästen zu spielen. „Raubtierkäfig… weißt du noch… mit Marcel… damals!“

22 Uhr: Mensch’, dich kenn’ ich doch

Menschen gucken. So wie früher. Die kleinen Drehtische sind komplett besetzt. Die Revival-Party soll das Publikum von damals ansprechen. Kein Jungvolk. Die Tür ist streng: Ü 33. Veranstalter Olaf Hasenbein: „Im Vorfeld haben uns viele angesprochen, die ihren Kindern zeigen wollten, wo ihre Eltern gefeiert haben – sich vielleicht sogar kennengelernt haben. Aber es soll eine Party nur für die Gäste von damals sein.“ Immerhin: Zwei Jahre Alterstoleranz ist drin.

Anfang Dreißiger, Ende Vierziger. Auf der Tanzfläche knubbelt sich eine Ausgeh-Generation. Wie beim gigantischen Klassentreffen. Häufigster Satz: „Mensch’, ich kenn’ dich doch!“

23 Uhr: Klamotten, Küsse und Konzerte

Claudia erinnert sich: „Ich war Ende der 80er Jahre jedes Wochenende im Zelt.“ Mitte Zwanzig war sie damals. Woran erinnert sie sich? „An sehr gute Konzerte. Die Ärzte waren klasse.“ Freundin Sabine fallen Pärchen ein, die die Intimität der Zeltplane suchten. Küsse in den Klamotten der 80er Jahre. „Die waren früher manchmal schon ziemlich geschmacksfrei.“

Freund Holger blickt mit Freude auf den schnellen Snack nach der Disco zurück. „Damals gab es noch keine McDonalds-Läden, die 24 Stunden geöffnet hatten. Wir sind früh morgens immer zur Raststätte Hünxe gefahren.“ Ein Kult-Ort nach einer durchtanzten Nacht.

0 Uhr: Durst, einfach nur Durst

An den Theken auf der Tanzfläche, im alten Stil eines Zirkuswagens, ist der Teufel los. In Sechserreihen drängen die Besucher an den Tresen. Einige beschweren sich über die langen Wartezeiten. „Bis zu 45 Minuten“, heißt es. Auch im Außenbereich, wo Imbissstände und ein Bierwagen stehen, kein anderes Bild.

Die Veranstalter entschuldigen sich. Die Tänzer klagen über Trockenübungen. Es wird gleich körbeweise bestellt. Ablenkung naht: Im Hintergrund purzeln Luftballons in die voll besetzte Tanz-Manege. Folge: Glücksmomente und viele Erinnerungen. Der DJ (von damals) legt auf: Snap – „The Power“.

1 – 5 Uhr: Der tanzbare Wahnsinn

Es wird etwas leerer. Die Situation an der Theke entspannt sich. „Der Wahnsinn“, japst eine Tänzerin nach dem x-ten Besuch der Manege. Erst um 5 Uhr gehen am Zirkus-Zelt die Lampen aus. Feierabend! Der große Lichtkegel vor dem Zelt wird im Morgenhimmel überflüssig.