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Trash-TV-Autor packt aus: „Fette faule Mütter“ retten jede Scripted-Reality-Show

Trash-TV-Autor packt aus: „Fette faule Mütter ziehen immer“

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Man s hands on keyboard and touchpad of laptop, partial view model released Symbolfoto property released PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY VPIF00395 Foto: imago/Westend61
  • Ein Drehbuchautor erzählt aus seinem Arbeitsalltag
  • Die Zuschauer wollen die Figuren scheitern sehen
  • Besonders „fette faule Mütter“ und kaputte Familien sorgen für gute Quoten

Berlin. 

Wer beim Zappen schon mal rein zufällig über eine der vielen Familienstreit-, Polizei- oder Detektivsendungen gestolpert ist, hat sich bestimmt die Frage gestellt: „Wer schreibt sowas bitte?“ Auf spon.de packt nun der Drehbuchautor einer solchen Scripted-Reality-Show anonym aus.

Seine Richtlinie lautet beim Schreiben: „Möglichst assi soll es sein.“ Als Beispielsendungen für sein Metier nennt er „Familien im Brennpunkt“ oder „Die Trovatos – Detektive decken auf“. Hauptsächlich gehe es um Emotionen wie Wut – je mehr in einer Sendung herumgeschrien wird, desto befriedigender ist sie für die Zuschauer. Als Zielgruppe gibt er Hartz-IV-Empfänger und „Hausfrauen, die nachmittags bügeln oder so“ an.

Wie sieht der Arbeitsalltag des Trash-Autors aus?

Die Arbeit an einer Folge dauert ein bis zwei Wochen. Die Drehbücher schreibt er in einem Büro, wo er oft gemeinsam mit seinen Kollegen neue Geschichten ausdenkt – bei ziemlich heiterer Stimmung. Auch Schlagzeilen der Boulevardpresse verhelfen dem Autor zu Inspiration. Wenn ihm mal nichts einfällt, greift er einfach auf das Thema zurück, das immer zieht: „Fette faule Mütter.“ Ist die Quote besonders gut, wird im Büro auch mal ein Sekt geköpft.

Den groben Plot der Folge schreibt er zunächst auf zwei Seiten auf. Der Entwurf wird anschließend von Chef, Produzenten und Redakteuren des Senders abgesegnet und gegebenenfalls mit Änderungswünschen versehen.

Zuschauer wollen Protagonisten fallen sehen

Anschließend geht es an den Feinschliff: Er schreibt einzelne Szenen mit Beispieldialogen, die von den Laiendarstellern später frei wiedergegeben werden. Wichtig sei bei dem Handlungsverlauf in erster Linie, dass eine Figur immer weiter abstürzt. Gut ankommen würden besonders vermeintlich heile Familien, die sich im Sendungsverlauf als total kaputt entpuppen.

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Zu seinem Job ist er als Quereinsteiger gekommen. Freunde hatten ihm die Arbeit vermittelt. 3000 Euro brutto gab es für den Berufseinsteiger pro Monat. Nach sechs Jahren hat er mit dem Drehbuchschreiben aufgehört. Es sei schließlich gar nicht so einfach, am Fließband Geschichten zu produzieren – und außerdem wünscht er sich auch mal wieder neuen Input. (raer)