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Studenten aus aller Welt lernen Essen und das Ruhrgebiet kennen und schätzen

Studenten aus aller Welt lernen Essen und das Revier lieben

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Foto: WAZ FotoPool
46 Studenten aus Peru, Kolumbien, Brasilien, Chile, Argentinien, Neuseeland und Peru nahmen am Hochschulwinterkurs der Uni Duisbuirg-Essen teil. Fünf von ihnen berichten über ihre Erfahrungen – zum Beispiel über den ersten Schnee ihres Lebens.

Essen. 

Nicht nur der erste Schnee seines Lebens wird Juan Moreno in Erinnerung bleiben. Für den Kolumbianer, der gemeinsam mit 45 Stipendiaten aus Ländern der südlichen Hemisphäre am diesjährigen Hochschulwinterkurs der Uni Duisburg-Essen teilgenommen hat, waren es die intensivsten Wochen seines Lebens. Zum ersten Mal außerhalb seines Kontinents, hat der 20-Jährige Philosophiestudent die Stadt, das Revier und seine Bewohner kennen- und schätzen gelernt. Seine Highlights? „Folkwangmuseum und Zeche Zollverein“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.

Viele Vorurteile gegenüber Deutschland

Lais Oliviera Leite (22) ist mit vielen Vorurteilen nach Deutschland gekommen, „und musste alle revidieren“, sagt die Brasilianerin. Ernst, nüchtern und emotionslos, so hat sich die Studentin die Deutschen vorgestellt, „und dann habe ich in Essen viele warme, freundliche Menschen getroffen“. Auch die Stadt hat sie immer wieder überrascht, „so kulturell, so lebendig und mitten in einem riesigen Ballungsgebiet.“

Pickepacke voll war das Programm, dass Ramona Karatas, Leiterin der Sektion Internationale Beziehungen am geisteswissenschaftlichen Institut für die Stipendiaten zusammengestellt hatte. Dazu gehörten, neben Sprachunterricht und Landeskunde, auch Exkursionen nach Köln, Münster und Düsseldorf. Ein bisschen zu viel für Malena Wenzel. „Ich fühlte mich manchmal zu verplant, hätte gerne mehr Freizeit gehabt“ , klagt die Argentinierin. Überraschend war für die Schiffsbaustudentin die Pünktlichkeit der Dozenten: „Bei uns kommen die Lehrer immer später oder gar nicht.“

Keine deutsche Pünktlichkeit im Winter

Die Begegnung mit dem Ruhrpottdeutsch war für Luis Miguel Rojas Berscia eine echte Erfahrung. Der peruanische Sprachwissenschaftler, der 15 Sprachen fließend spricht, hat sich sofort ein kleines Wörterbuch gekauft, „um mitreden zu können“. Ganz andere Erfahrungen hat er mit dem Klischee von der deutschen Pünktlichkeit gemacht: „Als der erste Schnee fiel, brach das Nahverkehrssystem im Ruhrgebiet zusammen.“ Aus Frankfurt kommend, strandete der 21-Jährige in Siegen. „Da musste ich notdürftig im Reisezentrum übernachten.“

Alle vier Studenten haben die kurze Zeit genutzt und sich Stipendien verschafft: Juan Moreno geht für sechs Monate an die Mannheimer Uni, Lais wird im März ein Jahr Psychologie in Tübingen studieren, Malena Wenzel macht ein Praktikum in einer Kieler Werft und Luis hat ein Promotionsstipendium in Nijmegen. Einzig die Peruanerin Frida Haag Watanabe fliegt nach Hause. Doch: „Sobald ich mein Studium in Lima beendet habe, komme ich wieder.“