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„Steele TV bleibt auf Sendung“

„Steele TV bleibt auf Sendung“

Mitte Januar dieses Jahres erwachte das vom Land unterstützte lokale Fernsehen „Steele TV“ zu seinem unterhaltsam-informativen Leben – mit dem Ziel, schon bald autark arbeiten zu können. Ende September läuft die Förderung aus. Mit dem Projektleiter, Medienproduzenten und Musiker Prof. Christian Börsing sprach Michael Heiße über dessen Erfahrungen und ein Projekt, das flügge geworden ist.

Herr Börsing, mit Ende der Landesförderung endet auch ihr Vertrag als Honorarkraft und Projektleiter. Bleibt den Steelensern das Lokalfernsehen dennoch erhalten?

Prof. Christian Börsing:

Davon bin ich überzeugt. Als wir das Projekt begannen, haben sich 25 Interessierte im Steeler Stadtgarten eingefunden. Heute zählt die Gruppe noch immer 22 kreative Köpfe.

Wie erklärt sich dies?

Es hat nie einen Stimmungseinbruch gegeben. Obwohl dieses Projekt sehr arbeitsintensiv ist, ist die Teamarbeit hochspannend geblieben – auch für mich. Als wir im April erstmals „on air“ gingen, hat uns das zusätzlich motiviert.

Das Team bekam also noch einmal einen Schub durch Erfolg?

Das Projekt war bewusst so angelegt, dass Anfänger mitmachen können. Sicherlich haben einige bereits Medienerfahrung. Videofilmer, Fotografen und auch Künstler. Doch für viele war Steele TV anfangs abstrakt. Doch als NRWision den ersten Beitrag sendete, da dachten sich auch die Novizen: „Mensch, das kann ich ja auch.“

Die Gruppe ist heterogen besetzt. Hat das die Aufgabe eher erschwert oder erleichtert?

Eher erleichtert, denn so entstand eine positive Gruppendynamik. Alle haben voneinander gelernt. Die Neulinge erfuhren Know-how, die Erfahreneren bekamen im Umgang mit ihnen neue Impulse. Zudem habe ich das Projekt didaktisch so konzipiert, dass wir uns kontinuierlich verbessern. So blieben alle ständig gefordert.

Können Sie diese Fortschritte näher beschreiben?

Derzeit arbeiten wir an einem halbstündigen Magazin. Mit An- und Abmoderation, Beiträge unterschiedlicher Rubriken und Veranstaltungstipps. Der Arbeitstitel lautet: Steele TV – das Monatsmagazin. Dies ist deutlich anspruchsvoller als unsere ersten, kurzen Einzelbeiträge. Dass wir dies in Angriff nehmen können, zeigt die Lernerfolge und auch das gewachsene Selbstvertrauen aller.

Was macht Sie so sicher, dass Steele TV auch ohne ihre Hilfe funktionieren wird, als nachhaltig bleibt?

Die Tatsache, dass die Gruppe schon jetzt autark arbeitet und funktioniert. Da weiß jeder, was er zu tun hat. Das Team ist mittlerweile so selbstständig, die Einzelnen so zuverlässig, dass da eine Vielzahl von Automatismen greifen.

Dennoch, die Förderung läuft aus…

Das ist wahr. Aber ich hoffe, die Steelenser haben ihr Lokalfernsehen so lieb gewonnen, dass sie es vielleicht finanziell unterstützen wollen. Jede Spende ist willkommen und wird direkt an dieses Projekt weitergeleitet. Unterstützer können uns stets kontaktieren.

Wie wollen Sie persönlich ihren Abschied gestalten?

Noch bin ich ja gar nicht weg. Am 20. und 21. September werde ich einen Workshop im Steeler Stadtgarten veranstalten – für jedermann. Dort werde ich über Fernsehproduktion, Schnitt, Kameraführung und ähnliches referieren. Als letzte Amtshandlung, sozusagen. Ab 10 Uhr geht es los. Und wer weiß, vielleicht stößt ja der eine oder die andere neu zur Gruppe.

Wie geht es bei Ihnen weiter?

Ich beschreite neue Wege in der Lehrerausbildung und leite ein Projekt der Uni Duisburg/Essen: Die landesweit erste TV-Lehr- und Lernredaktion in der Lehrerbildung, die von der Landesanstalt für Medien NRW gefördert wird.

Behalten Sie „Steele TV“ im Auge?

Natürlich, zumal da im Laufe der Zeit Freundschaften entstanden sind. Ich bleibe sogar Mitglied in der Gruppe. Und soll ich Ihnen etwas sagen? Ich werde die Freiheit, mal nicht den Taktgeber spielen zu müssen, in vollen Zügen genießen.