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Strenge Kunst tanzt aus der Reihe

Strenge Kunst tanzt aus der Reihe

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Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Ruhr-Universität richtet die neue Ausstellung im Kubus Weitmar den Blick auf die Entwicklung der Seriellen Kunst.

Bochum. 

Eine auf den ersten Blick eher spröde Ausstellung im Kubus von Situation Kunst im Schlosspark Weitmar entpuppt sich bei näherem Hinsehen als große Überraschung: Denn die Übersichtsschau „Gleich und gleich und gleich und anders“ spielt nicht nur mit ihrem Titel, sondern auch mit möglichen Vorbehalten des Betrachters. Geboten werden exemplarische Beispiele der Seriellen Kunst, die allerdings so gar nichts von „Eintönigkeit“ haben.

Anlass der Schau ist das 50-jährige Bestehen der Ruhr-Universität, denn die Serielle Kunst erfuhr gerade in den 1960er Jahren – der Entstehungszeit der RUB – gerade in Westeuropa eine wesentliche Zuspitzung. Das Prinzip der Reihung, dem zu folgen damals einem allgemeinen Zeitgeist entsprach, und das auch in der zunehmenden Demokratisierung der Gesellschaft begründet lag, ist seitdem eigentlich nie „aus der Mode gekommen“. Vielmehr erfuhr das Serielle immer neue Ausprägungen. Und brachte eine erstaunliche Vielfalt der künstlerischen Äußerungen hervor; ein Phänomen, das bis in die Jetztzeit anhält.

Typisch für die Nachkriegsjahre

Der Kunstschau im Kubus geht es dabei nicht um den gesamthistorischen Überblick. Schließlich ist die Idee, Kunstwerke in Reihe oder Serie zu malen/zu produzieren, spätestens seit den „Seerosen“-Bildern eines Monet oder den Stillleben eines Cezanne bekannt. Hier geht es vielmehr um serielle Strukturen und Verfahren, die für die Kunst der Nachkriegsjahre typisch sind. Und das heißt, dass immer auch die Technik eine unterschwellige, aber bedeutende Rolle einnimmt.

Individuell wie die künstlerischen Temperamente sind die ausgestellten Gemälde, Drucke, Plastiken, Fotografien, Assemblagen, Installationen und Collagen. Da stehen die strengen Farbquadrate eines Josef Albers neben der s/w-Industriefotografie von Bernd und Hilla Becher, die konzeptionellen, quasi-dokumentarischen Text-Abschriften einer Hanne Darboven neben verspielten Malereien eines Claude Viallat. Und die ins Dreidimensionale drängenden „Raum-Linien“ eines Günther Uecker neben Andy Warhols berühmten „Electric Chairs“-Motiven. Eine kleine, betörende Arbeit, bestehend aus roten Punkten, erinnert an den Bochumer Künstler Kuno Gonschior, der in diesem Monat 80 geworden wäre.

Man sollte sich für diese Ausstellung Zeit nehmen und eine gewisse Offenheit, aber auch Neugierde mitbringen. Denn das, was in Serie produziert wurde und eigentlich „gleich und gleich“ aussieht, ist es deshalb noch lange nicht. Gerade das ist ja die Kunst.