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Warum Schalke ein eingetragener Verein bleiben will

Warum Schalke ein eingetragener Verein bleiben will

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Foto: WAZ
Schalkes Finanzvorstand Peters bekräftigt, dass sein Klub die Zukunft weiterhin als eingetragener Verein sieht. Dennoch kündigte er Veränderungen an.

Gelsenkirchen. 

Schalkes Finanzvorstand Peter Peters hat bei einer Diskussionsveranstaltung mit Fans bekräftigt, dass der FC Schalke 04 seine Zukunft auch weiterhin als eingetragener Verein sieht und keine Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft plant. „Unser oberstes Ziel wird bleiben, dass Schalke der Herr im eigenen Hause ist“, erklärte Peter Peters am Samstag in der Gelsenkirchener Flora. Allerdings bereitete er die Anhänger auch auf Veränderungen vor, damit Schalke weiter konkurrenzfähig bleiben kann.

„Die Welt verändert sich“, sagte Peters: „Der VfL Wolfsburg steht in der Bundesliga oben, weil er eine ganz starke Unterstützung durch das VW-Werk hat. So haben wir einen Mitbewerber, mit dem wir in den 90-er Jahren nicht gerechnet haben.“ Und mit RB Leipzig komme demnächst ein weiterer Konkurrent hinzu, dessen Aufstieg „wir nicht verhindern können.“ In diesem neuen Umfeld müsse sich Schalke behaupten und dabei auch neue Wege gehen: „Natürlich haben wir das Ziel, weiter oben mitzuspielen, und natürlich bringt das mit sich, den einen oder anderen Kompromiss zu machen“, erklärte Peters. „Es gibt Veränderungen, aber wir müssen die Seele mitnehmen.“

Keine Umwandlung in ein Kapitalgesellschaft

Deutlich wurde: Schalkes Finanzchef, zugleich Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, lehnt Kapitalgesellschaften im Fußball nicht grundsätzlich ab. „Es gibt auch Kapitalgesellschaften, bei denen sich die Menschen mitgenommen fühlen – zum Beispiel bei Borussia Mönchengladbach“, sagte Peters. Er warnte davor, von Gut und Böse zu reden, wenn es um Vereine und Kapitalgesellschaften gehe. Nur sei eine Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft nicht der Weg, den Schalke gehen wolle. Schalke wolle auch in Zukunft weiter über sich selbst bestimmen, anstatt einen Mitbesitzer ins Boot zu holen. Bei diesem Grundsatz erinnerte Peters an die 90-er Jahre, als sein Klub darauf verzichtete, die Rechte an der Vermarktung oder am Catering an Dritte zu verkaufen: „Damals haben wir nicht mal eben 30 Millionen vom Caterer genommen oder 70 Millionen vom Vermarkter. Wir wollten lieber der Herr im eigenen Hause bleiben und mussten uns dann das Geld leihen, um die Arena zu finanzieren.“

Auch heute hält er die Finanzierung durch Fremdkapital nicht für den schlechtesten Weg: „Schalke profitiert von den Veränderungen an den Kapitalmärkten und den niedrigen Zinsen“, erklärt der S04-Finanzchef. So stehe die eigene Anleihe, die Schalke herausgegeben hat, derzeit bei einem Kurs von 108 weit über dem Ausgabepreis.

Ein schwieriger Spagat für Schalke

Peters sieht Schalke auch ohne Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft gut vorbereitet. Er begrüßt das von der Uefa eingeführte „Financial Fair-Play“, das die Auswüchse von Kapitalgesellschaften einschränken werde. Neben Schalke haben in der Bundesliga nur vier weitere Vereine (der SC Freiburg, Mainz 05, der SC Paderborn und der VfB Stuttgart) ihre Profiabteilung noch nicht ausgegliedert.

Die Veränderungen, die Peters dennoch ankündigt, um konkurrenzfähig zu bleiben, betreffen damit wohl insbesondere das Gewinnen neuer Geldgeber auf konservativem Weg – und das kann durchaus ein schwieriger Spagat werden. Noch nicht vergessen ist das unschöne Erlebnis mit Viagogo – Peters räumt ein, dass er die eine Million Euro Sponsorengeld „gerne gehabt“ hätte, aber letztlich sei dieser Vertrag eine „falsche Entscheidung“ gewesen. Für Schalkes Aufsichtsrats-Mitglied Ingolf Müller stehen auch Sponsorenverträge mit der Rüstungsindustrie, der Erotikbranche oder Finanzvermittlern auf der Tabu-Liste. Und keine Überraschung, dass die Fans auch den Vertrag mit Gazprom oder die Partnerschaft mit Katar kritisch sehen.

„Es gibt Geldquellen, die nicht zu uns passen“, erklärte Rainer Vollmer, der Sprecher der Schalke-Fans im Bündnis „Unsere Kurve.“ Sollte sich in Zukunft wieder einmal ein Fall wie Viagogo ereignen, „werden wir auch künftig wieder den Finger in die Wunde legen.“