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DJH Resort Neuharlingersiel – Das neue Bild der Jugendherbergen

DJH Resort Neuharlingersiel – Neue Art von Jugendherberge

Mit Jugendherbergen verbindet man in der Regel Etagenbetten, Katinenessen und viel Hagebutten- und Pfefferminztee. Aber das alles Geschichte: Das „DJH Resort Neuharlingersiel“ zeigt uns das neue Bild der Jugendherbergen. Kein Tischdienst, keine selbstbezogenen Betten, aber ein eigenes Kinderhaus.

Neuharlingersiel. 

Um die wichtigsten Fragen gleich zu beantworten: Nein, wir mussten unsere Betten nicht selbst beziehen. Nein, Tischdienst gab es auch nicht. Ja, doch, es ist eine Jugendherberge. Man benötigt auch einen Jugendherbergsausweis, aber den kann man notfalls auch vor Ort erwerben. Das Essen? Alles andere als Kantine. Und die Zimmer? Könnten in einem Hotel auch nicht viel besser sein.

Wer im „DJH Resort Neuharlingersiel“ Urlaub macht, sollte so ziemlich alles vergessen, was er bislang über Jugendherbergen gehört hat. Sicher, es gibt immer noch ein paar Etagenbetten, auf Wunsch in einigen wenigen Familienzimmern. Selbst den legendären Hagebuttentee würde man vielleicht sogar noch bekommen. Aber sonst hat die „erste Club-Jugendherberge der Welt“, die das Deutsche Jugendherbergswerk im Frühjahr 2013 hier in einer ehemaligen Reha-Klinik eröffnet hat, mit den Herbergen vergangener Schulzeiten wenig gemein.

Club-Gefühl und Pädagogik

Das „Resort“ liegt inmitten sattgrüner Wiesen, rund einen Kilometer hinter dem Nordseedeich. Zum Hafen und zum Strand von Neuharlingersiel sind es zu Fuß etwa 20 Minuten. Die insgesamt 398 Betten verteilen sich auf 78 Apartments, sechs Bungalows und das „Friesenhaus“ mit seinen 14 Doppelzimmern. Es gibt bereits erste Stammgäste, zum Beispiel eine Familie aus Berlin, die schon vier Mal gebucht hat. Aber auch Sportgruppen und Schulklassen checken hier ein.

infoDie Annehmlichkeiten eines Clubs koppeln mit dem pädagogischen Anspruch der Jugendherbergen, das ist der Leitgedanke. Angebote wie das Bemalen von T-Shirts, eine Familien-Rallye oder die Stranderkundung mögen vielleicht nicht weiter ungewöhnlich sein. Aber ein eigenes Kinderhaus mit Snoozle-Raum und Kreativ-Ecke? Oder ein „Wattlabor“, in dem Kinder ihre Strandfunde unter die Lupe nehmen können, betreut von einer Fachkraft? Bei Gudrun Messner merken Kinder jedenfalls nicht, dass sie etwas lernen. Und die zertifizierte Nationalpark-Gästeführerin beantwortet selbst schwierigste Fragen („Trinkt ein Fisch?“).

Fast wie zuhause 

Nachhaltig in Erinnerung bleibt auch die Begegnung mit Marion Ammermann. Wer sich von ihr durch den Ort führen lässt, über den Deich und vorbei am schmucken Hafen, der hört Geschichten, die nur jemand erzählen kann, der hier groß geworden ist. Und weil Ammermann aus der Region kommt, ist sie auch bestens qualifiziert für die Vermittlung von Elementarwissen in Sachen Teetrinken. Denn gäbe es nicht die Teezeremonie, man könnte glatt vergessen, dass man mitten in Ostfriesland ist.

Ammermann ist aber auch noch Sporttrainerin. Und es hat einen ganz besonderen Reiz, wenn sie die Figuren bei einem neuseeländischen Kriegstanz namens Aroha in lupenreinem Plattdeutsch erklärt. „Ein wunderbares Herz-Kreislauftraining“, schwärmt sie. „Da kommt man so richtig in Wallung“.

Einmal die Woche ist „Veggie-Day“

Mit seinem Muskelkater begibt man sich danach am besten geradewegs zu Ines Schönbohm. Die Massagen der Heilpraktikerin gehören zu den wenigen kostenpflichtigen Angeboten. „Rücken und Nacken“ sind besonders gefragt. Kurzum: Die Tagesplanung in dieser Jugendherberge erfordert Organisationsgeschick. Unterbrochen wird das Programm eigentlich nur von den Mahlzeiten. Verantwortlich dafür ist Carsten Küddelsmann van Osten.

Der 25-Jährige hat in einem Fünf-Sterne-Hotel gelernt, war bereits Sous-Chef in mehreren nicht minder klassifizierten Häusern und suchte eine neue berufliche Herausforderung. Die hat er gefunden, vor allem in logistischer Hinsicht: „Die Tür geht auf und 300 hungrige Leute kommen rein.“ Sechs Köche wirbeln unter seinem Kommando, alle voll ausgebildet, und dazu noch ein paar Stewards. Küddelsmann van Osten versucht, so viel wie möglich frische und regionale Produkte zu verarbeiten – vor allem: Fisch. Den gibt es jeden Tag in unterschiedlichen Variationen, außer am „Veggie-Day“. Einmal in der Woche fleischlos, so halten es die Jugendherbergen bundesweit, wobei in Neuharlingersiel Vegetarier auch an allen anderen Tagen bedacht werden.

Lobende Worteaus Übersee

Ähnlich wie in Neuharlingersiel wurden auch in Nürnberg und Berchtesgaden DJH-Häuser aufwändig saniert. Die Nürnberger Herberge firmiert nun als „modernste Burg-Jugendherberge Europas“, das „Haus Untersberg“ in Berchtesgaden als „Designer-Jugendherberge“. Für deren ökologisch orientierte Architektur fand selbst die „New York Times“ lobende Worte. Und im friesländischen Schillighörn – unweit von Neuharlingersiel – eröffnete jetzt eine neue „Team-Jugendherberge“.