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RVR-Chef – das Ruhrgebiet sucht ein Gesicht

Das Ruhrgebiet sucht ein Gesicht

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Foto: WAZ FotoPool

Essen. 

Der Posten des RVR-Direktors ist offenbar nicht besonders begehrt. Schon lange sucht der Regionalverband Ruhr einen Nachfolger für Heinz-Dieter Klink (SPD). Seit der frühere Eon-Manager Christoph Dänzer-Vanotti Ende 2010 aus gesundheitlichen Gründen verzichtete, ist es eine verzweifelte Suche.

Die Ruhr-SPD gründete extra eine „Findungskommission“. Im kleinen Kreis ließen sie die Köpfe rauchen und Namen kursieren. Junge Hoffnungsträger sollen genannt worden sein. Wie Hertens Bürgermeister Uli Paetzel. Am Ende steht der Name Karola Geiß-Netthöfel, Regierungs-Vizepräsidentin in Arnsberg. Eine Frau, die über große Verwaltungs-Erfahrung verfügt, die aber in Essen, Bochum oder Mülheim kein Mensch auf der Straße erkennt.

Ist sie in der Lage, das Ruhrgebiet zu repräsentieren? Einer ihrer Fürsprecher, Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski, hat eigentlich stets für eine echte Identifikationsfigur geworben. „Die Region braucht eine Persönlichkeit“, sagte der Sozialdemokrat noch vor zwei Wochen der WAZ. Am besten eine, die direkt von den Revierbürgern gewählt wird.

„Entwürdigende Suche“

Die Opposition im Ruhrparlament reagiert mit Spott auf die Kandidaten-Kür der SPD. „Das ist eine Not-Kandidatin, ausgewählt am Ende einer entwürdigenden Suche“, wettert FDP-Fraktionschef Thomas Nückel. Roland Mitschke (CDU) hält das ganze offizielle Auswahlverfahren für eine Farce. „SPD und Grüne sprechen sich da doch sowieso ab. Das ist eine Art Machtkartell. Bewerber von außen haben überhaupt keine Chance. Die SPD schlägt den RVR-Direktor vor und die Grünen den Planungsdezernenten, fertig. Das ist seit Jahren das System.“

Die Linke schickte einen bösen Brief an die RVR-Spitze. „Wir haben bis heute nicht einmal eine Übersicht über die bis zum Bewerbungsschluss am 28. Februar vorliegenden Bewerbungen“, zürnt Linken-Sprecher Wolfgang Freye.

Abseits dieser Gefechte wissen alle Mitglieder des Ruhrparlaments, warum sich nie „Hochkaräter“ aus Politik und Wirtschaft auf den Posten des RVR-Direktors bewerben. Der Job ist einfach zu schlecht bezahlt, allenfalls attraktiv für Leute aus der mittleren Verwaltungsebene. Warum sollte sich zum Beispiel ein Großstadt-Oberbürgermeister mit Besoldungsstufe B10 (Grundgehalt 10 700 Euro) für die RVR-Direktoren-Besoldung B 8 (8500 Euro) interessieren? Profis aus der Wirtschaft winken bei diesen Summen erst recht lachend ab. Dabei ist der Posten, den Karola Geiß-Netthöfel anstrebt, kein gemütlicher Händeschüttel-Job. Der Regionalverband Ruhr ist auf dem besten Weg, sich aus der Bedeutungslosigkeit zu lösen, und der künftige RVR-Chef braucht Manager-Qualitäten.

Zu große Machtfülle?

Seit Kurzem ist der RVR für die Regionalplanung im Re­vier zuständig. Er muss in den nächsten Jahren einen Ge­bietsentwicklungsplan Ruhr aufstellen. Der RVR spricht auch mit, wenn es um Kultur, Städtebau, Straßen- und Radwegebau geht. Inzwischen werden sogar Stimmen von außerhalb laut, die vor einer zu großen Machtfülle des Verbandes warnen. Karola Geiß-Netthöfel will das nicht kommentieren: „Ich bin ja noch nicht gewählt.“ Sie sagt aber, dass sie aus Arnsberg Erfahrungen in der Regionalplanung mitbringe. „Außerdem kenne ich mich zumindest im östlichen Revier aus.“ Geiß-Netthöfel sagte, sie werde im Falle ihrer Wahl „mit einer weiblichen Vision“ antreten.

Im Verband gibt es inzwischen viele, die sich eine Wahl des Direktors und des Ruhrparlaments direkt durch die Bürger wünschen. Denn das könnte die Parteien zwingen, Kandidaten mit Kontur in den Wahlkampf zu schicken. Frank Baranowski steht jedenfalls zur Idee einer Direktwahl. Auch der Noch-RVR-Chef Heinz-Dieter Klink fände es gut, wenn seine Nachfolger „von den Bürgern der Metropole Ruhr“ gewählt würden.