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Schauspieler Manfred Krug im Alter von 79 Jahren gestorben

Schauspieler Manfred Krug im Alter von 79 Jahren gestorben

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epd-bild-00268564-HighRes.jpg Foto: © epd-bild / KEYSTONE / Gegendru
  • Der gebürtige Duisburger ist in Berlin im Alter von 79 Jahren gestorben
  • Seine erste TV-Rolle im Westen hatte er als Fernfahrer in der Serie „Auf Achse“
  • Zwischen 1984 und 2001 stand Krug als Paul Stoever 41 Mal vor der „Tatort“-Kamera

Berlin. 

Er war „Tatort“-Kommissar, der Anwalt aus „Liebling Kreuzberg“ und zu DDR-Zeiten ein Star der DEFA-Filme: Manfred Krug ist tot. Er starb am vergangenen Freitag (21.10.) im Alter von 79 Jahren friedlich im Kreise seiner Familie in Berlin, wie sein Management am Donnerstag mitteilte. „Er wünschte sich eine Bestattung im engsten Familienkreis.“ Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung online über Krugs Tod berichtet.

Zuletzt war es stiller geworden um den in Ost wie West erfolgreichen Schauspieler. Krug hatte sich anders als viele Schauspielerkollegen mit dem Rentenalter aus dem Geschäft zurückgezogen. Und er war zufrieden damit: „Ich habe nichts zu jammern“, sagte Krug im April (2013), als er an der Seite seiner Frau Ottilie im Roten Rathaus in Berlin das Bundesverdienstkreuz bekam.

Manfred „Manne“ Krug, optisch ein bisschen die deutsche Antwort auf den glatzköpfigen „Kojak“. Er war nicht nur ein knorriger Schauspieler, sondern auch Autor und Musiker, ein Multitalent. Der gebürtige Duisburger kam als Kind mit seinem Vater 1949 in die gerade entstehende DDR. 1977 ging er nach seinem Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermanns in den Westen, wo er seine Karriere fortsetzen konnte. Schlagzeilen gab es, als Krug in den 90er Jahren für Telekom-Aktien warb. Später entschuldigte er sich bei den Aktionären für die erlittenen Verluste.

Der gelernte Stahlschmelzer kam „als Schauspieler auf die Welt“

Krug war gelernter Stahlschmelzer. Aber er sagte einmal über sich, er sei „als Schauspieler auf die Welt gekommen“. In frühen Jahren verehrte er Hollywoods Star-Cowboy Gary Cooper. Denn der „hat nie etwas anderes gespielt als sich selbst, und das ist die Hohe Schule“, schrieb Krug in seinen Jugenderinnerungen „Mein schönes Leben“ (Econ).

Krug, der vier Kinder hinterlässt, hatte viel zu erzählen. In der DDR war er der „Tausendsassa der DEFA-Filme“, wo er in den Babelsberger Studios seit 1961 unter Vertrag stand. Da gab es auch mal den einen oder anderen „schrecklichen Film“, wie er sich erinnert. Auch im Fernsehen seien es anfangs „oft klägliche agitatorische Ost-West-Stücke“ gewesen, wie er in seinem „Bilderbuch“ schreibt. „Aber ich wollte lernen, ich wollte spielen, ich wollte mich zeigen.“

Später war er im Westen das liebenswerte und auch manchmal ruppige „Raubein, das von drüben kam“, wie ihn Zeitungen nannten. Mit Filmen wie „Mir nach, Canaillen!“, „Wege übers Land“, „Fünf Patronenhülsen“ und „Auf der Sonnenseite“ wurde Krug einer der populärsten Kino- und Fernseh-Schauspieler im Osten Deutschlands. Von 1969 bis 1973 wurde er mehrmals zum Publikumsliebling gewählt. Später gehörte er zu den Künstlern, die auch in der Bundesrepublik – nach einigen Anlaufschwierigkeiten und Ängsten – den beruflichen Anschluss fanden.

Von 1984 bis 2001 war Manfred Krug „Tatort“-Kommissar 

Hier ermittelte er von 1984 bis 2001 als brummiger wie musikalischer „Tatort“-Kommissar Stoever in Hamburg. Als „Liebling Kreuzberg“ spielte er den populären Anwalt, der ein Herz für die kleinen Leute hat. Im ARD-Vorabendprogramm war Krug jahrelang der abenteuerlustige Truckerfahrer, der weltweit „Auf Achse“ war.

Gesundheitliche Warnschüsse wie ein Schlaganfall 1997 in seiner Berliner Wohnung, von dem er sich ironischerweise in einer Rehaklinik auf dem Gelände der einstigen „SED-Bonzensiedlung“ Wandlitz erholte, hatte Krug denn doch nicht ganz ignorieren wollen. Es wurde in den vergangenen Jahren still um ihn – bis auf musikalische Ausflüge als Jazzinterpret und Chansonsänger („Es steht ein Haus in New Orleans“), an seiner Seite Sängerin Uschi Brüning.


Er sei einer, der sich immer engagierte und den Mund nicht hielt – so lobte ihn einmal Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Wie vom Donner gerührt war der ansonsten eher unerschrockene Schauspieler, als der 1965 gedrehte Frank-Beyer-Film „Spur der Steine“ mit Krug als aufmüpfig-anarchistischer Baubrigadier von der SED verdammt wurde. „Meine bis dahin schönste Rolle – futsch.“ Der Film habe „zwei Sorten Elend“ in der DDR gezeigt, wie Krug in seinen „Bilderbuch“-Erinnerungen schrieb: „Die verheuchelte Parteimoral einerseits und die katastrophalen Arbeitsvoraussetzungen andererseits.“

Biermann-Ausbürgerung war Anlass für Krug, die DDR zu verlassen

Das Fass zum Überlaufen brachte dann die Biermann-Ausbürgerung im November 1976. Nach dem massenweisen Künstlerprotest, dem sich auch Krug angeschlossen hatte, wurde der Schauspieler beruflich kaltgestellt und von Stasi-Leuten verfolgt. Zum Thema Stasi hatte Krug eine eindeutige Haltung, er war gegen einen Schlussstrich unter die Stasi-Akten, auch nach über 20 Jahren nach dem Mauerfall. „Die sollen sich ruhig noch eine Weile gruseln davor, dass da noch was rauskommen kann.“

Das inzwischen legendäre Protest-Treffen gegen die Biermann-Ausbürgerung 1976 mit Künstlern und Schriftstellern wie Christa Wolf, Stefan Heym, Hilmar Thate und Jurek Becker in Krugs Haus mit dem SED-Politbüromitglied Werner Lamberz nahm der Schauspieler heimlich auf Tonband auf, heute ein einzigartiges Zeitdokument. Krug veröffentlichte das Tonbandprotokoll und seine Erinnerungen daran 1996 unter dem Titel „Abgehauen“, was vom Regisseur Frank Beyer später auch verfilmt wurde.

An seine Übersiedlung in den Westen 1977 erinnerte sich Krug noch sehr genau: „Ich hatte Angst, die größte Angst in meinem Leben. Nochmal von vorn anfangen? Aber kriech ich zu Kreuze, bin ich kaputt. Kriech ich nicht, machen sie mich kaputt.“ (dpa)