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Internet-Millionär Kim Schmitz tauscht Knast gegen Partys

Internet-Millionär Kim Schmitz tauscht Knast gegen Partys

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Kim Schmitz steht unter Hausarrest. Doch den scheint der Internet-Millionär zu genießen. Foto: rtr
Megaupload-Gründer Kim Schmitz sollte von Neuseeland an die USA ausgeliefert werden. Daraus wurde nichts – juristische Hürden. Statt in Haft zu sitzen, steht der Millionär unter Hausarrest. In seiner Luxusvilla hat Kim Schmitz das Knast-Leben wieder mit Pool-Partys getauscht.

Essen. 

Eigentlich sollte er jetzt im Gefängnis sitzen. Missmutig und in Sorge vor einer Auslieferung in die USA. Wo ihn die Behörden wegen Verstößen gegen das Urheberrecht gerne für 20 Jahre hinter Gitter schicken würden. Mindestens. Doch die Bilder, die in den letzten Tagen im Internet aufgetaucht sind, zeigen Kim Schmitz lächelnd und scherzend in und vor dem Pool seines neuseeländischen Anwesens. Mollig, rund und wohlgenährt. Juristisch steht der 38-Jährige zwar immer noch unter „Hausarrest“, doch es mehren sich die Zeichen, das Schmitz mit einem sprichwörtlichen blauen Auge davonkommen könnte.

Es wäre nicht das erste Mal, dass der Mann, der sich selbst wahlweise mal, Dr. Kimble oder schlicht „King Kim“ nennt, wieder aus der Versenkung auftaucht. Man kennt das bei ihm schon. Mal ganz oben, mal ganz unten und zwischendurch einfach mal ganz verschwunden. Schnorrer und Hochstapler für die einen, Internet-Robin-Hood und genialer Hacker für die anderen.

Geld mit vollen Händen ausgegeben

Seit Jahren schon umweht Schmitz ein Mythos, an dem er selbst stark gestrickt hat. Deshalb muss man vorsichtig sein, bei den vielen Geschichten, die über ihn kursieren. Denn Schmitz ist wie Pippi Langstrumpf. Er macht die Welt, wie sie ihm gefällt.

Geboren wird er in Kiel. Vater Kapitän zur See, die finnische Mutter Putzfrau. Die Hauptschule bricht er ab, hält sich aber für „klüger als Bill Gates“. Banken will er gehackt, online 20 Millionen Mark auf Greenpeace-Konten überwiesen und Helmut Kohl Kreditkarten-Limit auf null gesetzt haben – nur so zum Spaß. Doch Hacker-Kollegen nennen seine Computerkenntnisse eher dilettantisch.

Irgendwann wird er erwischt, steht vor Gericht, bekommt aber Bewährung. Er gründet IT-Firmen, verkauft sie, gründet neue. Es sind die Jahre der New Economy. Das Geld fließt in Strömen und viel davon in die großen Taschen von Schmitz.

Er gibt es aus. Mit beiden Händen. Für schöne Frauen, schnelle Autos und rauschende Partys. So kauft er sich Freunde, kommt in die Zeitung. Alles ist „mega“. Vor allem er selbst. Gut drei Zentner Gewicht verteilt auf knapp zwei Meter Größe. Ein birnenförmiger Körper mit einem Mond als Kopf. Auf dem Nummernschild seines Autos steht „God“. Es ist ein Leben zwischen Geld und Größenwahn. Bis Schmitz 2002 wegen Insidergeschäften an der Börse festgenommen wird. Wieder gibt es Bewährung. Doch Schmitz taucht ab.

Als er fast zehn Jahre später wieder auftaucht, nennt er sich Kim Dotcom und hat den Filehoaster „Megaupload“ gegründet – einen riesigen Datenspeicher, über den Millionen von zahlenden Kunden via Internet Filme, Musik und Daten tauschen. Meist illegal, aber sehr gewinnbringend. Allein 2010 soll der Deutsche damit 42 Millionen Dollar verdient haben.

Luxus in Neuseeland

Genug, um sich auf einem 30-Millionen-Dollar-Anwesen in der Nähe von Auckland in Neuseeland einzumieten, wo der Swimming-Pool eine Unterwasser-Stereoanlage hat, die Garage groß genug ist, für die 15 Luxuslimousinen und niemand meckert, wenn der Hausherr mal kurz mit dem Hubschrauber zum Frühstück fliegt.

Hier wird Schmitz im Januar verhaftet und die US-Behörden feiern „den größten Schlag gegen Urheberrechtsverletzungen“. Mittlerweile ist es wieder Schmitz, der feiert. Formfehler in der Strafanzeige des FBI oder unzulässige Gerichtsbeschlüsse haben seine Anwälte gefunden. Aus Haft ist Hausarrest geworden, und die ersten gesperrten Konten sind auch wieder frei.

Im August soll über eine Auslieferung in die USA entschieden werden. Dafür muss ein Straftatbestand vorliegen, der mit mindestens fünf Jahren Freiheitsstrafe belegt ist. Schon das ist ein Problem für das FBI. Für Urheberrechtsverletzungen gibt es in Neuseeland maximal vier Jahre.