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Hoeneß will schnell wieder in ein normales Leben zurück

Hoeneß will schnell wieder in ein normales Leben zurück

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Foto: Imago
Uli Hoeneß akzeptiert seine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren und tritt von seinen Ämtern als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München zurück. Offenbar will er die Dinge so schnell wie möglich wieder bereinigen, um dann wieder in ein normales Leben zurückkehren zu können.

München. 

Keine Revision, stattdessen direkt ins Gefängnis: Es ist der Befreiungsschlag am Morgen nach dem Urteil. In einer persönlichen Erklärung verkündet Uli Hoeneß, er werde nicht in die Revision gehen und sämtliche Ämter beim FC Bayern München mit sofortiger Wirkung niederlegen. So habe er das mit seiner Familie besprochen. “Ich habe meine Anwälte beauftragt, nicht in die Revision zu gehen. Das entspricht meinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung.”

Von dieser Entscheidung ist offenbar auch sein Frankfurter Verteidiger Hanns W. Feigen völlig überrascht. Seine Kanzlei wollte deshalb am Vormittag noch keine Stellungnahme zu der Hoeneß-Erklärung abgeben. Der FC Bayern München hat für den Nachmittag eine Pressekonferenz angekündigt.

Hoeneß wollte Zustand so schnell wie möglich beenden

Aus Hoeneß‘ Umfeld ist zu erfahren, er habe sich die Reaktionen von Juristen auf seinen Urteilsspruch angesehen, die dieses als fair und eher milde eingeordnet haben. Die Entscheidung habe er alleine getroffen, auch um wieder das Heft in die Hand zu bekommen. Während des viertägigen Prozesses war er, der Patriarch und Macher, anderen ausgeliefert gewesen. Dem Gericht, seinem sehr selbstbewusst auftretendem Anwalt, der ihn sogar ein, zweimal maßregelte. Ein Zustand, den Hoeness offenbar lieber heute als morgen beenden wollte.

Wortwörtlich heißt es in dem Hoeneß-Schreiben: „Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich. Außerdem lege ich mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München e.V. und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG nieder. Ich möchte damit Schaden von meinem Verein abwenden. Der FC Bayern München ist mein Lebenswerk, und er wird es immer bleiben. Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben solange ich lebe.”

Hoeneß wollte nur raus aus dem Gerichtssaal

Sichtlich geschockt hatte Uli Hoeneß das Urteil des Landgerichts München aufgenommen. Mit zusammengepressten Lippen hörte er zu, wie der Vorsitzende Richter Rupert Heindl seine Steuerhinterziehung, sein Verhalten juristisch bewertete. Danach gab es für ihn kein Halten mehr, er wollte raus aus dem Gerichtssaal. Ehefrau Susanne, die jeden Tag vis a vis von ihm gesessen hatte, folgte ihm.

Hoeneß hat sich wohl am Abend mit seiner Familie beraten, wie er sich nun am besten verhalten solle. Offenbar will er die Dinge so schnell wie möglich wieder bereinigen. Heißt, seine Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren annehmen, die Steuerschuld von 28,4 Millionen Euro begleichen, um dann wieder in ein normales Leben zurückkehren zu können.

Bei dreieinhalb Jahren Haft kann man davon ausgehen, dass Hoeneß nach Zweidrittel der Zeit wieder auf freiem Fuß sein wird. Möglicherweise kann er einen größeren Teil der Haft als sogenannter Freigänger absolvieren. Heißt, er kann tagsüber seiner Arbeit nachgehen und muss lediglich die Nacht in Haft verbringen. Das ist kein Promi-Bonus, sondern ein übliches Verfahren. Eine Revision, wie sie sein Verteidiger nach dem Urteil ankündigte, würde sicherlich weitere lange Monate der Unsicherheit bedeuten. Zudem wäre ungewiss, wie eine vom Bundesgerichtshof zugelassene Revision sich letztendlich auswirken würde. Eine andere Kammer des Landgerichts München II würde das Verfahren noch einmal neu aufrollen. Uli Hoeneß ist 62 Jahre alt, da überlegt man genauer, wie die nahe Zukunft aussehen soll.