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Geiselnehmer Degowski mit Herzproblemen in Klinik

Geiselnehmer Degowski mit Herzproblemen in Klinik

Dieter Degowski, einer der beiden Täter des Gladbecker Geiseldramas, liegt im Krankenhaus. Wegen des Verdachts auf einen Herzinfarkt wurde er ins Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg gebracht. Seit 26 Jahren ist er in Haft – nun wird seine Freilassung vorbereitet

Werl. 

Gerade hat er sich zum ersten Mal nach 26 Jahren wieder außerhalb von Gefängnis-Mauern bewegen dürfen, da spielt ihm das Herz einen Streich. Dieter Degowski, einer der Gladbecker Geiselgangster, die im August 1988 drei Tage lang Deutschland in einen Ausnahmezustand versetzten, wird seit Mittwoch im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg behandelt. Am Vortag war er, so heißt es, wegen des Verdachts auf Herzinfarkt eilig in ein Werler Krankenhaus gebracht worden.

Offenbar jedoch waren die Herzprobleme nicht ganz so bedrohlich wie angenommen. Schon einen Tag nach dem vermeintlichen Infarkt war der 58-Jährige zumindest wieder transportfähig, bestätigt Peter Marchlewski, Sprecher des Justizministeriums. Sicherlich auch eine Erleichterung für das Krankenhaus, in dem Degowski akut behandelt wurde. Schließlich bedingt die Behandlung eines Straftäters wie Degowski unangenehme Einschränkungen, etwa Wachen vor der Zimmertür.

Über den Gesundheitszustand von Degowski will das Justizministerium jedoch keinerlei Angaben machen. Nur so viel: Auch das Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg verfüge über acht Intensivbetten.

Das Duo Degowski und Hans-Jürgen Rösner hatte 1988 im Verlauf eines Banküberfalls zwei Bankangestellte, später die Insassen eines Linienbusses als Geiseln genommen. Dabei kamen drei Menschen ums Leben. Rösner und Degowski wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Der im ostwestfälischen Werl einsitzende Degowski wird seit Anfang des Jahres auf das Haftende vorbereitet. Dies kann Jahre dauern und beginnt mit psychologischer Vorbereitung auf eine Welt, die sich in 26 Haftjahren extrem verändert hat. Ersten begleiteten Ausgängen in Handschellen folgen ungefesselte und am Ende unbegleitete.

„Degowski hatte inzwischen fünf Ausgänge in Begleitung“, sagt Andreas Jellentrup, der stellv. Leiter des Werler Gefängnisses. Wenn Degowski sich an die Regeln hält, könnte er schließlich in eine Region entlassen werden, in der er soziale Kontakte hat. „Aber“, so Marchlewski, „Degowski hat nur noch sehr wenige soziale Kontakte.“