Veröffentlicht inPanorama

Drohnenkrieg – So funktioniert der Tod auf Knopfdruck

Drohnenkrieg – So funktioniert der Tod auf Knopfdruck

US-Drohne.jpg
Foto: dpa
ZDF-Doku „Drohnenkrieg – Tod aus der Luft“ ist aufwändigst recherchiert und zeigt ohne Partei zu ergreifen die gnadenlose, kalte Jagd auf Menschen.

Seit „Call of Duty: Modern Warfare“ (moderne Kriegsführung) kennt man die Sicht der Drohne auf ihr Ziel. Das allsehende Auge, das sein Ziel gnadenlos eliminiert. Monochrome Farben der Wärmebildkamera, Fadenkreuz, helle Punkte – Menschen, Ziele – , die weglaufen, sich verstecken bis eine gewaltige Explosion kurz die Sicht nimmt.

Zurück bleibt ein Trümmerfeld; hier wurden Menschen getötet. Anonym, aus der Distanz, per Knopfdruck. Und es ist kein PC-Spiel, was wir Montagabend im Film „Drohnenkrieg – Tod aus der Luft“ (ZDF, 23.50 Uhr) sehen. Sondern die Realität. Töten ist leicht geworden mit dieser Technologie – und billig.

Die Szenen sind von fast unerträglicher Monstrosität. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Film wird dem ebenso umstrittenen wie komplexen Thema gerecht. Er macht sich nicht gemein mit irgendeiner Partei, sondern erzählt die Geschichte und Geschichten dahinter, fasert Kontroversen auf. US-Rüstungslobby, ehemalige Operatoren (Piloten), Angehörige von Opfern, deutsche Politiker und Bedenkenträger – wirklich alle kommen zu Wort.

Denn die Debatte ist längst hier angekommen. Nicht nur, weil Deutschland die Anschaffung von Kampfdrohnen erwägt, sondern auch, weil es eine wichtige Rolle beim internationalen Knopfdruck-Töten spielt, als Erfüllungsgehilfe der USA in deren sogenannten Krieg gegen den Terror.

Intensive Recherche

Besonders eindrücklich wird diese Distanz, die der Film trotz intensiver Recherche wahrt, im Interview mit der Ehefrau eines in Pakistan umgekommenen Drohnen-Opfers. Klar, man kann sich fragen, was sie und ihr Mann dort verloren hatten und das wird auch nicht beschönigt. Ob aber jemand mit Terroristen sympathisiert oder nicht, die Drohne macht da keinen Unterschied. Und genau das soll ja erzählt werden.

„Tod aus der Luft“ nimmt sich Zeit, erinnert darin an ein ausgiebiges Radiofeature; die Sprecherin ordnet ein, erklärt, kommentiert, was Kameras nicht zeigen können. Dazwischen immer wieder die emotionslose Sicht der Drohne. Doch eine Art Computerspiel, per Knopfdruck, auf die Distanz, maschinell abgefertigt.

Wie sagt ein ehemaliger Drohnenpilot? „Das ist viel einfacher als Truppen zu schicken, die das vor Ort regeln“. Das ist doppelt perfide. Das Töten von Menschen wird nicht einmal mehr beim Namen genannt. Und: In dieser Logik geht es überhaupt nicht mehr um das Ob, nur noch um das Wie. Da zeigt sich: Ein Menschenleben ist wohl nicht mehr viel Wert.

Montag, 27. Juli, ZDF, 23.50 Uhr