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Bushido provoziert mit Paris-Posting nach dem Terror

Bushido provoziert mit Paris-Posting nach dem Terror

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Rapper Bushido: laut Stadtmagazin "Tip" peinlichster Berliner. Foto: Paul Zinken
Alles nur Marketing? Der Rapper hat schon mehrfach mit Aussagen für Ärger gesorgt, mit denen er sich in die Nähe von Islamisten manövriert.

Essen. 

Mit einem Facebook-Foto nach dem Terror von Paris

hat Rapper Bushido wieder einmal jede Menge Ärger im Netz produziert. Die Frage ist mittlerweile: provoziert der Deutsch-Tunesier nur um des Provozierens willen – oder fühlt er sich tatsächlich dem Islamismus verbunden? Die Liste der Hinweise darauf wird zusehends länger ..

„Bald gehts wieder rund…“ schreibt Bushido auf seiner Facebook-Seite, der knapp zwei Millionen meist junge Menschen folgen. Auf dem dazugehörigen Bild trägt er einen Pullover mit der Aufschrift „Paris“. Und das nur kurz, nachdem islamistische Terroristen zwölf Menschen in Paris ermordet hatten. Zwar weist er mit den Hashtags #ccn3 und #ccn3kommtundzerficktsoeiniges auf sein bald erscheinendes Album „Carlo Cokxxx Nutten 3“ hin. Gewollt oder ungewollt: Es bleibt natürlich eine Zweideutigkeit in seiner Aussage.


Und diese Zweideutigkeit hat System. Anis Mohamed Youssef Ferchichi, der unter dem Pseudonym „Bushido“ mittlerweile mehrere Nummer-Eins-Alben veröffentlicht hat, lebt von der Provokation. In seinen Texten beschreibt er immer wieder exzessive Gewalt, feiert sich als Idol der Unterschicht und äußert sich extrem abfällig über Frauen und Homosexuelle.

Jüngster Höhepunkt dieser Verkaufsstrategie war das Lied „Stress ohne Grund“, das im Sommer 2013 für viel Aufregung in Deutschland sorgte. Klaus Wowereit, Claudia Roth und andere Politiker wurden darin übel beleidigt. Zudem fabulierte der Rapper über den Tod von FDP-Mann Serkan Tören („Ich will, dass Serkan Tören jetzt ins Gras beißt“). Tören und Wowereit erstatteten Strafanzeige. Das Lied wurde indiziert, doch Bushido macht weiter – und sonnt sich dabei in der wohl kalkulierten Opferpose: Denn „Alle sind gegen mich“ ist eine Aussage, mit der sich ganz offensichtlich viele seiner meist jungen Fans gut identifizieren können.

Eine ganze Reihe ähnlicher Vorfälle

Während seine Texte immer wieder die gleichen Themen behandeln, hat der 36-Jährige sich optisch verändert. Seit einigen Jahren hat er einen Bart, wie ihn auch die Dschihadisten tragen. Daraus, dass er gläubiger und praktizierender Moslem ist, hat er nie ein Geheimnis gemacht. Doch wie weit gehen seine Sympathien für die radikalen Auslegungen seines Glaubens? Will er mit seinem jüngsten Facebook-Posting tatsächlich irgendwie Sympathie für die Attentäter von Paris ausdrücken?

Der Vorfall passt zumindest in eine Reihe ähnlicher Affären: Bereits im Januar 2013 sorgte Bushido bei Twitter für Entsetzen. Dort postete er eine Landkarte des Nahen Ostens, Israel und die Palästinenser-Gebiete waren komplett in Rot-Weiß-Schwarz-Grün eingefärbt, den Farben der palästinensischen Nationalflagge. Daneben steht „Free Palestine“. „Der will Israel ins Meer jagen“, kommentierte Grünen-Politiker Volker Beck. Das Emblem ziert bis heute seinen Twitter-Account.

Auch in seinem Lied „11. September“ aus dem Jahr 2006 spielt Bushido mit Versatzstücken terroristischer Drohung: „Vielleicht werde ich dieses Jahr ein Flugzeug entführen“, rappt er in der ersten Strophe. Im Refrain heißt es „Wenn ich will, seid ihr alle tot, ich bin ein Taliban“ und „Ich lass‘ euch bluten wie die Typen aus den Twin Towers“. Weiter heißt es: „Ich bin dieser Terrorist, an den die Jugend glaubt“. Alles nur Kunst, alles nur Provokation – alles ganz anders gemeint?

Der Bambi als Realsatire

Nichtsdestotrotz sind es befremdliche Aussagen eines Mannes, dem im Jahr 2011 der Bambi als Vorbild für gelungene Integration verliehen wurde. Die Begründung der Jury mutet aus heutiger Sicht eher als Realsatire an. Bushido habe einen „wertvollen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis sozialer Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln“ geleistet.

Auf die Frage, ob er nach dem Arabischen Frühling auf eine Modernisierung des Islam hoffe, antwortete er im selben Jahr in einem Zeit-Interview: „Man muss den Islam nicht modernisieren. Wenn man ihn so praktiziert, wie er im Koran niedergeschrieben wurde, hat man keine Probleme. Weder als Frau noch als Mann.“ Eine Aussage, die man sehr ähnlich auch in Salafisten-Kreisen zu hören bekommt.