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Frauen-Verführer Richard Chamberlain wird 80

Frauen-Verführer Richard Chamberlain wird 80

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Foto: Cinetext Bildarchiv
„Die Dornenvögel“ wurden zur Rolle seines Leben: Richard Chamberlain verkörperte in den 80ern einen katholischen Pfarrer zwischen Kirche und Liebe. Schon zuvor galt der amerikanische Schauspieler als Mann, dem die Frauen vertrauen. Und das, obwohl er eher Männern zugeneigt war.

Los Angeles. 

Man macht sich keiner Übertreibung verdächtig, wenn man sagt, dieser Mann habe Millionen Frauen zu Tränen gerührt. Denn so war es, auch und gerade in Deutschland, damals in den frühen 80ern, als er den gutaussehenden Priester spielt, der sein Gelübde bricht, weil ihn die Liebe in die Arme der schönsten Farmerstochter treibt, die je im Fernsehen zu sehen war. Das Serienrührstück „Die Dornenvögel“ machte den amerikanischen Schauspieler Richard Chamberlain zum Weltstar. Heute wird er 80.

Seinen größten Auftritt hatte er indes vor elf Jahren beim US-Fernsehsender NBC. Chamberlain, der in ungezählten Filmrollen ungezählte Frauen verführt hatte und dem ungezählte Affären mit weiblichen Stars angedichtet wurden, bekannte sich angesichts seiner frisch gedruckten Autobiographie erstmals in einem Interview zu seiner Homosexualität. „Ich spiele jetzt keine romantischen Männerrollen mehr, und deshalb brauche ich dieses Image auch nicht mehr zu pflegen“, sagte er.

„Ich konnte mich selbst nicht ausstehen“

In einem Interview zehn Jahre zuvor hatte er bereits einer Zeitschrift anvertraut, dass er „das Versteckspiel satt“ sei. Als er heranwuchs, sei es verpönt gewesen, schwul zu sein. „Ich konnte mich selbst nicht ausstehen, und ich fürchtete diesen Teil meines Ichs“, erzählte er. Um ihn zu verstecken, „musste ich der perfekte Richard, der ,All American Boy’ werden“.

Das Manöver gelang ihm perfekt: Schon in den Sechzigern begeisterte Chamberlain als Serienarzt Dr. Kildare ein überwiegend weibliches Publikum mit seinem eleganten Charme, in dem stets etwas Aristokratisches anklingt – ein Verführer mit Klasse eben. Um seine schauspielerischen Qualitäten zu würdigen, muss man erwähnen, dass der Mann aus Los Angeles zu einer Handvoll Amerikaner gehört, denen britische Bühnen Shakespeare anvertrauen. Chamberlain wurde als junger Hamlet in London von Kritik und Zuschauern einst gleichermaßem gefeiert.

Gleichwohl machte er sich vor allem im Unterhaltungskino der 70er- und 80er-Jahre einen Namen, ob in Krimis wie „Agent ohne Namen“ oder Kostümschinken wie Richard Lesters unschlagbar rasanter, humorvoller Version von „Die drei Musketiere“, „Der Graf von Monte Christo“ oder „Der Mann mit der eisernen Maske“.

Gastrollen fürs Fernsehen

Bevor er als nach Australien strafversetzter katholischer Pater Ralph de Bricassart in „Die Dornenvögel“ zum weltweiten Tagesgespräch wurde, eroberte er auch im Mehrteiler „Shogun“ die Bildschirme: Chamberlain spielte in der packenden Reihe nach dem Roman von James Clavell einen britischen Navigator im japanischen Kulturkampf des 17. Jahrhunderts.

Nachdem er sich für ein paar Jahre mit seinem Lebenspartner nach Hawaii zurückgezogen hatte, ist Richard Chamberlain seit ein paar Jahren wieder zurück in seiner Heimatstadt und ist zuweilen noch in Gastrollen in mittelprächtigen Fernsehserien zu erleben. Ab und zu sucht er noch einmal die Bühne auf. Zum Weinen bringt er heute damit vermutlich niemanden mehr. Muss er ja auch nicht.