Veröffentlicht inPanorama

„Bang Boom Bang“ – der Ruhrpott-Kultfilm feiert Geburtstag

„Bang Boom Bang“ – der Ruhrpott-Kultfilm feiert Geburtstag

15 Jahre ist es her, das die Ruhrgebietskomödie „Bang Boom Bang“ auf den Kinoleinwänden gezeigt wurde. Als Kleinganove „Schlucke“ ist Martin Semmelrogge bei vielen Fans unvergessen. An die Dreharbeiten erinnert sich der Schauspieler, als ob es gestern gewesen wäre.

Elspe/Bochum. 

Es regnet. In Strömen. Und kalt ist es auch. Aber Martin Semmelrogge winkt ab. „Macht nichts“, sagt er. Was man so sagt, wenn man geschützt mit Hut, dicker Lederjacke, warmer Hose und derben Schuhen durch den Regen stapft, der über dem Sauerland niedergeht, wo der gebürtige Schwabe zur Zeit bei den Karl-May-Festspielen in Elspe einen Bösen spielt. Er hat jedenfalls schon Schlimmeres erlebt. Damals im Ruhrgebiet, in Unna. „Gleich am ersten Tag bei den Dreharbeiten für Bang Boom Bang“, erinnert sich der 58-Jährige.

„Da habe ich bei so einem Wetter tot in einer Kuhle gelegen und Oliver Korittke hat mit einem Messer im Hals herumgestochert.“ Semmelrogge weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre. Dabei ist es 15 Jahre her. Auf den Tag genau. Deshalb feiern sie ja am Freitagabend auch im Kinocenter im Bochumer Ruhrpark, wo der Film immer noch jeden Freitag läuft.

Regisseur Peter Thorwarth, Ralf Richter und die Söhne des verstorbenen Diether Krebs haben sich angesagt. Von ein paar tausend Fans ganz zu schweigen. Klar wäre Semmelrogge auch gerne gekommen. „Kann aber nicht“, sagt er und erzählt von einer Lesung, die er halten muss. „Ist schon lange zugesagt.“ Trotzdem irgendwie schade. „Ist ja nicht irgendein Film.“

„Die beste Ruhrpott-Komödie überhaupt“

Stimmt. Von Kult ist oft die Rede oder von „der besten Ruhrpott-Komödie“ überhaupt. Semmelrogge kann das verstehen. „Eine abgefahrene Geschichte mit viel schwarzem Humor und Figuren, die ganz typisch sind für ihre Region, das findet man nicht oft.“ Ganz grob gesagt geht es in dieser Geschichte um Gauner, die sich gegenseitig immer wieder übers Ohr hauen. Oliver Korittke ist dabei, Markus Knüfken, Ralf Richter, Alexandra Neldel und Diether Krebs in seiner letzten Rolle. Und eben Martin Semmelrogge. Einen kleinen Ganoven spielt er. Nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber bei den Fans schnell einer der beliebtesten Charaktere: „Schlucke“.

„Ja, der Schlucke“, sagt der Schauspieler und grinst sein Spitzbuben- und Streunergrinsen. „Eine Rolle, die mir fast noch mehr ans Herz gewachsen ist als der Wachoffizier beim ,Boot’.“ Vielleicht auch weil er den Kleinganoven anders angelegt hat, als das Drehbuch es vorsah. „Ich habe seine Biografie verändert, wollte ihn argloser spielen. Ich habe mir ja selbst auch eine gewisse Arglosigkeit erhalten.“ Was am Ende herausgekommen ist, nennt Semmelrogge einen „liebenswerten Unsympathen“. Eine Figur, deren Filmtod er bis heute sehr bedauert. „Schlucke hätte ich gerne länger gespielt.“

Kuriositäten bei den Dreharbeiten

Manchmal lässt er ihn wieder aufleben. „Ich bin da was am planen dran“, zitiert er seine Bang-Boom-Bang-Figur, wenn es auf der Elsper Freilichtbühne um den Überfall auf einen Siedlertreck geht. „Ein todsicheres Ding.“ Und im Publikum findet sich dann fast immer jemand, der „Jau, Schlucke“ ruft. „Hier in der Gegend“, hat Semmelrogge festgestellt, „kennt fast jeder den Film.“

Ruhrgebiets-FilmeEr selbst hat ihn schon länger nicht geguckt. Trotzdem kann er viele Dialoge noch immer auswendig. Und manche Kuriosität der Dreharbeiten wird er nie vergessen. Wie den bissigen Hund, der Schlucke nicht beißen wollte. „War ein total lieber Kerl. Damit er mich wenigstens ansprang, musste ich mir immer eine Wurst unter die Achsel klemmen.“

Film und Fernsehen warten mit neuen Aufgaben

In Elspe, wo die Karl-May-Saison nächste Woche endet, ging es auch ohne solche Tricks. „Tolle Gegend, nette Leute, gute Produktion“, zieht Semmelrogge Bilanz. Nur den Regen, den muss er nicht mehr haben. Deshalb geht es nach der letzten Vorstellung gleich Richtung Mallorca. „Die Knochen in die Sonne legen.“ Aber nur kurz. Film und Fernsehen warten mit neuen Aufgaben. „Einzelheiten darf ich noch nicht verraten.“ Ist aber was Realistisches. Schließlich ist er ja nicht so’n Hans-guck-in-die-Luft.