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Früher war doch nicht alles billiger

Früher war doch nicht alles billiger

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Foto: WR

Essen. 

„Früher war alles billiger.“ Ein oft gehörter Satz. Stimmt so aber nicht, sagt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). In einer neuen Studie weisen die Forscher nach: Die meisten Gebrauchsgüter sind – gemessen am Nettoeinkommen – günstiger geworden. Mit einer Ausnahme.

1960, so die Experten vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), hatte der Durchschnittsdeutsche umgerechnet 1,27 Euro netto pro geleisteter Arbeitsstunde zur Verfügung. Im vergangenen Jahr waren es 14,05 Euro, also gut elf Mal so viel wie vor 50 Jahren. Die Preise hätten sich seitdem im Durchschnitt aber nur vervierfacht, so das IW.

Ein Beispiel: Ein gängiger Schwarzweiß-Fernseher kostete da­mals im Schnitt die stolze Summe von umgerechnet 446,87 Euro. Dafür musste der Durchschnittsbürger West 351 Stunden und 38 Minuten arbeiten. Heute schlägt ein vergleichbarer (Röhren-)Fernseher gerade einmal mit knapp 188 Euro zu Buche, folglich muss der Deutsche dafür 13 Stunden und 23 Minuten arbeiten.

Fernseher an zwei Tagen verdient

Noch ein Beispiel: Ein halbes Pfund Butter (250 Gramm) kostete damals 83 Euro-Cent, heute 94 Cent. Früher musste man dafür 39 Minuten schaffen, heute gerade einmal vier Minuten. Ein ähnliches Bild beim Brathähnchen: Ein Kilo kostete damals 2,82 Euro. Folglich musste der Deutsche dafür zwei Stunden und 13 Minuten arbeiten, heute kostet das Hähnchen nur 13 Cent mehr, nämlich 2,95 Euro. In Arbeitszeit: 13 Minuten.

Auch wenn gerade das Beispiel mit dem Fernseher hinkt und der Großteil der Kunden heute wohl eher zum Flachbildschirm greift, zeigt die IW-Untersuchung: Die meisten Dinge des täglichen Ge­brauchs sind im Durchschnitt wesentlich günstiger geworden, weil die Kaufkraft massiv zugenommen hat.

Allerdings, so Christoph Schröder vom IW Köln, hänge die Ersparnis vom persönlichen Lebenswandel ab: „Wer sehr viel Wert auf neue Technik legt, sich jedes Jahr ein neues Handy kauft und sich ansonsten eher einschränkt, fährt günstiger als jemand, der viele Dienstleistungen in Anspruch nimmt.“ Wer oft zum Frisör gehe, Auto fahre und eine große Wohnung gemietet habe, habe einen wesentlich geringeren Kaufkraftgewinn.

Ausnahme Kabeljau

Immerhin: „Früher hatten die Leute weit weniger Geld für Luxusartikel übrig“, sagt Christoph Schröder. Ein solches Luxusgut ist wohl mittlerweile auch der Kabeljau. Er ist die Ausnahme im umfangreichen IW-Vergleich: Ein Kilogramm des Speisefisches kostete 1960 laut der Erhebung 1,19 Euro, heute sind es 15,52 Euro. Früher reichten dafür 56 Minuten Arbeit, heute muss sich der Durchschnittsdeutsche dafür eine Stunde und sechs Minuten abstrampeln…