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Ob Wüst oder Kutschaty: Experte schlägt Alarm – „Das größte Problem“

Ob Wüst oder Kutschaty: Experte schlägt Alarm – „Das größte Problem“

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Ob Wüst oder Kutschaty: Experte schlägt Alarm – „Das größte Problem“

Ob Wüst oder Kutschaty: Experte schlägt Alarm – „Das größte Problem“

Landtag NRW: Hier werden die Entscheidungen getroffen

In Düsseldorf liegt das politische Machtzentrum von Nordrhein-Westfalen. Doch seit wann ist das so und wie viele Politiker sitzen eigentlich im Landtag.

Klima, Krieg und Corona. Die globalen Krisen haben den Wahlkampf von Hendrik Wüst, Thomas Kutschaty und Co. maßgeblich beeinflusst.

Dadurch geriet ein wichtiges Thema vor der NRW-Wahl 2022 in den Hintergrund. Dabei gehört es zu einer der größten Baustellen, die die neue Regierung um Hendrik Wüst oder Thomas Kutschaty in NRW in Angriff nehmen muss.

Ob Wüst oder Kutschaty: Experte klagt – „Will doch keiner machen“

Marode Schulen, Lehrermangel und Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Für die Wähler ist der Themenkomplex Bildung und Schule das zweitgrößte Problem in NRW. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des „ZDF-Politbarometers“ kurz vor der Landtagswahl.

Im Ländervergleich hinkt NRW deutlich hinterher. Beim Bildungsmonitor 2021 erreichte das bevölkerungsreichste Bundesland mit Platz 12 erneut nur einen Platz im unteren Mittelfeld.

Nach Ansicht von Stephan Bayer müsste das Schul- und Bildungsministerium daher einen viel höheren Stellenwert in der Landespolitik genießen. Bayer ist der Gründer der digitalen Lernplattform „Sofatutor“. Als studierter Soziologe und Politologe weiß er: „Das will doch keiner machen in den Parteien, weil du weißt: ‚Da kann ich nur verlieren‘.“

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Das ist „Sofatutor“:

  • Digitale Lernplattform mit über 11.000 Videos
  • Gründer des gleichnamigen Unternehmens ist Stephan Bayer
  • Für „Sofatutor“ arbeiten 250 Mitarbeiter
  • Nach eigenen hat jeder vierte deutsche Lehrer einen „Sofatutor“-Account
  • Wöchentliche Nutzer: 1,5 Millionen (Stand: Mai 2022)

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Baustelle Bildung: Appell an Wüst und Kutschaty

Insbesondere während der Pandemie hat die amtierende Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer (FDP), für ihre Kurswechsel reichlich Prügel einstecken müssen. Der Vorsitzende der NRW-FDP, Joachim Stamp, hat seine Parteikollegin verteidigt und eine wichtige Forderung gestellt (mehr dazu hier).

+++ News-Blog zur NRW-Wahl 2022 +++

Stephan Bayer fordert jetzt den neuen Ministerpräsidenten dazu auf, „Bildung wieder zur Chefsache zu machen“. Der Appell des Bildungsexperten vor der NRW-Wahl 2022: „Liebe Parteien, wer es auch immer wird: Schickt eure besten Politiker in das Bildungsressort.“

Corona verschärft Bildungs-Probleme

Die Pandemie hat die Probleme der Bildungslandschaft schonungslos offengelegt. Allerdings mit gewaltigen Unterschieden je nach Haushalt. „Kinder haben teilweise besser gelernt als im normalen Schulsetting, weil sie nicht in derselben Sekunde, denselben Gedanken mit 30 anderen Kindern teilen mussten“, erklärt Bayer.

„Aber was ist mit den Kindern, die in einer 2-Raum-Wohnung mit Geschwistern zum Lernen aufs Klos gehen mussten, weil es da mal ruhig war? Die ihre Videokamera nicht einschalten wollten, weil es ihnen peinlich war? Und die sich möglicherweise noch ein Device mit mehreren teilen mussten.“

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Mehr zur NRW-Wahl 2022:

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Solche Kinder aus armen und bildungsfernen Verhältnissen müssten nach Ansicht von Bayer mit eigenen Geräten ausgestattet werden. Apps wie der „Sofatutor“ könnten jene Schüler mit Nachhilfe-Lehrern unterstützen, wenn es niemanden gibt, der bei Schulaufgaben helfen kann.

„Das kann ein irrer Treiber sein, diese Schere zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern wieder zusammenzubringen“, findet der Bildungsexperte.

Mehr Geld für bestimmte Lehrer – Wüst und Kutschaty gefordert

Als Betreiber der Lernplattform hat Stephan Bayer natürlich ein großes Interesse daran, für sein Produkt zu werben.

Er weiß aber auch, dass ein Problem alles überschattet: „Wir haben einen krassen Lehrermangel insbesondere an Brennpunkt-Schulen.“

Als Anreiz für den Lehrerberuf fordert er als ersten Schritt gleiche Bezüge für alle Lehrer. Diejenigen, die an Brennpunkt-Schulen arbeiten und den Schülern aus bildungsfernen Familien helfen wollen, hätten zudem einen finanziellen Bonus verdient.

So können Kutschaty und Wüst die Gesellschaft vor Populismus schützen

„Es reicht aber nicht, an der Gehaltsschraube zu drehen. Wir müssen in das Marketing des Lehrerberufs investieren. Dass die geeigneten Schulabgänger sich für den Lehrerberuf entscheiden – aus den richtigen Motiven, das Ganze zu machen.“

Wer gegen die ungleichen Bildungschancen von Kindern kämpfe, könne auch den Unmut in Teilen der Bevölkerung abfedern: „Eine Kluft zwischen ‚schlau und nicht so schlau‘ und ‚arm und reich‘ ist das größte Problem, das eine Gesellschaft in den Populismus treibt“, attestiert Bayer.

Corona als Treiber des Populismus

Um den Lehrern den Rücken für den Unterricht freizuhalten, brauche es zudem mehr nicht-pädagogisches Personal an Schulen.

Etwa Sozialarbeiter und Schul-Psychologen, die allerdings auch auf dem Arbeitsmarkt fehlen, weiß Bayer, der aber als Anregung auf die USA verweist: „Dort ist das Jugendamt etwa direkt an die Schule gekoppelt, weil die Problemfälle hier greifbar sind.“

Wenn dann noch mehr Freiräume für Weiterbildungen von Lehrern geschaffen werden – etwa durch die Einladung außerschule Akteure – könne NRW seine Bildungsprobleme mittelfristig in den Griff bekommen.

Dazu brauche es nach Ansicht des „Sofatutor“-Gründers außerschulische Akteure, die Projekttage mit Schülern gestalten, um Lehrern Weiterbildungen etwa im Bereich der digitalen Bildung zu ermöglichen.

Denn, so fragt Stephan Bayer angesichts des angespannten Stundenplans durch den Fachkräftemangel: „Welcher Lehrer soll sich denn am Abend oder in den Ferien noch mit digitaler Bildung beschäftigen?“