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Warum die Bochumer Stadtwerke so reich sind

Warum die Stadtwerke Bochum so reich sind

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Foto: Stadtwerke Bochum
Wieso sind die Bochumer Stadtwerke eigentlich so reich, dass sie für einen schönen Abend mit Senta Berger über hunderttausend Euro aus der Firmenkasse blättern können? Geschäftsführer Bernd Wilmert, wegen der Honorar-Affäre massiv in der Kritik, herrscht über ein beachtliches Wirtschaftsimperium.

Bochum. 

Die Stadtwerke-Affäre bestimmt seit Tagen immer wieder die schlagzeilen. Aber wieso sind die Bochumer Stadtwerke eigentlich so reich, dass sie für einen schönen Abend mit Senta Berger (um mal nicht Steinbrück oder Joschka Fischer zu nennen) über hunderttausend Euro aus der Firmenkasse blättern können? Sozusagen für Weib, Wein und Gesang, alles für die Hausmarke „Atriumtalk“ und ihren Gästen.

Diese Frage wird immer wieder von erbosten Stadtwerke-Kunden aufgeworfen, seitdem die Stadtwerke-Affäre um üppige Rednerhonorare für Prominente bekannt wurde und die Stadtwerke fast am selben Tag die Erhöhung des Strompreises ankündigten. Dass sie alljährlich vier Millionen Euro für Marketing und Sponsoring ausschütten, können viele nicht fassen. Allenfalls die 173 Empfänger – vom VfL Bochum bis zum Kleinzirkus Ratz Fatz.

Der Geldspeicher war gut gefüllt

Reich? – Schon im Juni 2012 kündigte Geschäftsführer Bernd Wilmert (60) an, dass bald Schluss mit lustig sein könnte. Die Strompreiserhöhung diene nicht dazu, „den Geldspeicher zum Bersten zu bringen“. Im Neubau der Stadtwerke herrscht Geschäftsführer Bernd Wilmert über ein beachtliches Wirtschaftsimperium. Der Mann für alle Fälle, für Finanzen, Politik, Gesellschaftspflege und allerlei. Um die Technik kümmert sich Mitgeschäftsführer Dietmar Spohn.

Wilmerts größter Coup war unstreitig der Kauf der Gelsenwasser AG zu knapp 50 Prozent. 23 Millionen Euro Gewinn wirft das alljährlich für die Stadtwerke ab. In den Jahren danach brauchte der SPD-fromme Mann nicht mehr jedem Unterparteitag beizuwohnen, führende Lokalpolitiker auch der CDU, der Grünen und der FDP lobten sein Geschick. Das änderte sich, nachdem die Stadtwerke mit anderen Stadtwerken 51 Prozent des Stromriesen STEAG kauften.

Hohe Risiken

Von Anfang an warnte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Franz vor zu hohen Risiken. Im letzten Jahr wurde der zugesicherte Gewinn zwar ausgezahlt, aber dafür musste die STEAG ihre Rücklagen angreifen.

Neben Gelsenwasser und STEAG mit ihren Beteiligungen in aller Welt haben die Stadtwerke auch anderes unter ihren Fittichen: Über ihre Fernheizgesellschaft verwalten sie das städtische RWE-Aktienvermögen, mehrere hundert Millionen Euro wert, je nach Kurs. Enge Verflechtungen gibt es u.a. auch mit dem städtischen Entsorger USB und dem halbstädtischen Wohnungsbauunternehmen VBW. Ein Kranz Beteiligungen vom Lokalradio bis zum Windpark Borkum West II kommt hinzu.

Die Stadtwerke hantieren mit Milliarden Euro. Da mögen einige Millionen Euro für gesellschaftliches Engagement und frohe Feste marktkonform wirken – was viele Kunden kaum trösten dürfte.