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Hattinger Jungs sind für die 1Live Krone nominiert

Hattinger Jungs sind für die 1Live Krone nominiert

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Credit: Bullshit TV. Drei Youtube-Stars sind für die 1Live-Krone nominiert. Foto: Bullshit TV
Bullshit TV heißt ihr Youtube-Kanal. Drei Freunde aus Hattingen gehören zu der neuen Generation von Stars, die ihre Bekanntheit dem Internet verdanken.

Essen. 

Am Donnerstag Abend sitzen sie zwischen den großen der deutschen Unterhaltungsbranche – zwischen Cro und Sarah Connor, Andreas Bourani und Lena Meyer-Landrut, Sido und den Beatsteaks. Drei Jungs aus Hattingen bei der 1Live-Krone: Sebastian Meichsner, sein Bruder Philipp und sein bester Freund Chris Manazides mitten unter den großen Stars.

Stars sind die Drei auch. Eine neue Generation von Stars. Sie verdanken ihre Bekanntheit dem Internet. Nicht das Radio oder Film und Fernsehen sind ihre Plattform. Sondern Youtube. Mit ihrem Youtube-Kanal Bullshit TV sind sie für die 1Live-Krone in der Kategorie Video nominiert. Was als ein Spaß begann, erfährt seinen vorläufigen Höhepunkt.

„Es ist einfach total cool, bei diesem riesigen Radio- und Medienpreis dabei zu sein. Egal ob wir gewinnen oder nicht, wir werden das Event genießen“, sagt Sebastian Meichsner, der ein knappes Rennen um die Krone vorhersagt. „Bei dem Publikumspreis muss man seine Community mobilisieren. Die Konkurrenz ist stark.“

Job gekündigt für die Yotube-Karriere

Die Community, von der der 29-jährige Meichsner spricht, muss sich jedoch nicht verstecken: Über 1,3 Millionen Menschen haben den Youtube-Kanal der drei Freunde abonniert. Angefangen hat alles ganz klein. 2010 nahmen sie die ersten Videos aus einer Laune heraus auf. „Es war eigentlich nur ein Gag ohne Hintergedanken“, erinnert sich Meichsner, der damals noch Wirtschaftswissenschaften studierte. „Es waren vor allem Parodien auf andere Leute auf Youtube.“ Ein Dutzend Videos entstanden in den ersten beiden Jahren.

Bis 2012 die entscheide Wende kam: Die drei Freunde wurden unter die 25 besten Youtube-Nachwuchskünstler Europas gewählt. 3000 Euro in bar, Equipment im Wert von 4000 Euro und eine Reise in Youtube-Studios in London bekamen die Senkrechtstarter, die zu dieser Zeit 30.000 Fans hatten, als Preis. „Das hat uns Türen geöffnet. Mit der neuen Ausrüstung konnten wir ganz andere Dinge umsetzen, vor allem Streetcomedy.“

Im nächsten Jahr der große Schritt: Das Hobby wird zum Beruf. Die drei Freunde kündigen ihre Jobs, setzen alles auf die Karte Bullshit TV und gründen ihre eigene Medienfirma. „Klar war das ein Risiko. Unsere Eltern haben uns unterstützt, aber hatten nicht wirklich das beste Gefühl dabei“, erinnert sich Meichsner, der sich online C-Bas nennt. „Heute sind sich alle einig, dass es die richtige Entscheidung war.“

100.000 neue Abonnenten in einem Monat

Ab Sommer 2013 stecken die drei Freunde ihre gesamte Energie in das Projekt. Ihr Lohn: „Nach einem halben Jahr hatten wir 300.000 Abonnenten.“ Die Zahl steigt in Schüben. Neue Formate von Sketchen, Parodien und Streetcomedy treiben den Kanal voran. „Wir wollen so vielseitig wie möglich sein und uns immer neue Dinge ausdenken“, sagt Meichsner.

Ein Format ist im Sommer 2014 die Flachwitz Wasserschlacht. „Das ist wirklich durch die Decke gegangen und hat uns einen richtigen Schub gegeben.“ 100.000 neue Abonnenten innerhalb eines Monats verzeichnet das Trio. Die Idee: Zwei Personen sitzen sich gegenüber, den Mund voll mit Wasser. Dabei erzählt ein Dritter aus dem Off Witze, die so flach sind, dass sie schon wieder lustig sind. Wer zuerst lacht und dem Gegner das Wasser ins Gesicht spuckt, verliert. Oder der andere, ganz wie man es sehen will.

Mittlerweile wohnen Meichsner und seine Mitstreiter in Köln in einer WG. „Wir waren eh jeden Tag zusammen, haben gedreht oder Videos geschnitten. Außerdem ist Köln die Youtube-Hauptstadt Deutschlands.“ Zwei Videos pro Woche produzieren sie. „Eigentlich ist es ein 24/7-Job. Die wirkliche Arbeitszeit können wir nicht genau bemessen“, sagt Meichsner. Bullshit TV ist nicht mehr nur auf Youtube zu Hause. Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat – die gesamte Social-Media-Welt will bespielt werden. Doch auch darüber hinaus sind die Jungunternehmer auf der Überholspur.

Meichsner sitzt bei Sky mit Franz Beckenbauer im Studio 

Seit einem halben Jahr gibt es Merchandising-Artikel von Bullshit TV. T-Shirts, Pullis, Kappen oder Rucksäcke können Fans kaufen. Zudem haben die Freunde die App Pacoda entwickelt. „Die befindet sich noch in der Aufbauphase, aber das Ziel ist es, dass alle Bars und Clubs der großen deutschen Städte dort zu finden sind.“ Die Läden sollen sich dort vorstellen können, Coupons und Livebilder hochladen. Unentschlossene Partygänger sollen durch die App einen passenden Club finden.

Das größte und bei weitem medienwirksamste zweite Standbein übernimmt jedoch Sebastian Meichsner im Namen von Bullshit TV. Als Social-Media-Experte ist er bei jeder Champions-League-Übertragung von Sky dabei. Sitzt mit Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus, Ottmar Hitzfeld und all den anderen Fußballexperten im Studio, wenn dienstags und mittwochs die Königsklasse spielt. „Beim ersten Mal war ich extrem aufgeregt. Ich war noch nie im Fernsehen, und die Sendung ist ja auch noch live. Ich wurde einfach ins kalte Wasser geschmissen.“

Die Einnahmen werden geteilt

Die Einahmen aus dem Engagement kommen dem gesamten Trio zu Gute. „Darauf haben wir uns bei der Gründung geeinigt. Egal wer was macht, es wird durch drei geteilt“, sagt Meichsner. Am wichtigsten bliebe aber immer ihr Kanal, versichert er. Der Verdienst ist dort daran gekoppelt, wie oft ein Video geklickt wird. Die Youtuber erhalten eine Beteiligung an den Werbeeinnahmen. Neue Projekte treiben die Freunde vor allem voran, um sich weiter zu entwickeln, sagt Meichsner. Sie hätten noch weitere Dinge in der Pipeline, die aber noch nicht spruchreif sind – und nicht verraten werden.

Das Video, das die Nominierung zur Krone einbrachte, ist hingegen kein Geheim-Tipp. Es wurde bislang über 2,4 Millionen Mal angesehen. „Wenn wir beim ersten Date ehrlich wären“, heißt das vielleicht bald preisgekrönte Stück der Internetstars. Eine Rede haben sie für den Fall der Fälle nicht vorbereitet. „Das ist nicht unser Ding“, sagt Meichsner, „wenn lassen wir uns von dem Moment tragen.“