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Für einen Dollar pro Woche mit dem Wohnmobil durch die USA

Für einen Dollar pro Woche mit dem Wohnmobil durch die USA

Günstig Urlaub machen und gleichzeitig Dienstleister sein kann man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Denn einige Veranstalter vermitteln Überführungsfahrten für Wohnmobile quer durch die Nation. Doch wer die Sache zu naiv angeht, erlebt womöglich alles – nur keinen Traumurlaub.

Chicago. 

Amerika. Hier ist alles möglich. Auch Wohnmobil-Urlaub ab einem Dollar pro Woche. Das versprechen zumindest Angebote für sogenannte Überführungsfahrten. Dabei bringt der Urlauber ein fabrikneues Fahrzeug vom Herstellungsort zur Vermietstation. Wer weiß, was er bei diesen Offerten beachten muss, kann so eine traumhafte Urlaubsreise zu einem Schnäppchenpreis erleben.

Als Vermittler für amerikanische Wohnwagenhersteller wie Road Bear, Moturis, Apollo oder El Monte treten in Deutschland verschiedene Reiseveranstalter auf. So hat unter anderem Dertour die Wohnwagen-Überführungen im Programm. Der Veranstalter Canusa Touristik aus Hamburg bietet die Schnäppchen ebenfalls an – sowohl in den USA als auch in Kanada. „Wer eine Überführung bucht, muss flexibel in der Fahrstrecke und beim Termin sein“, erklärt Michael Thoss von usareisen.com. Auch er listet für seine Kunden die Fahrten von insgesamt acht Anbietern in den USA und Kanada auf.

Ausgangspunkt ist oft Chicago

Wohnmobil-Überführungen locken vor allem mit besonders günstigen Preisen. Während die normale Miete für zwei Wochen in der Hauptsaison bei mehreren Tausend Euro liegen kann, sind die Specials oft weit darunter. Die Preise unterscheiden sich jedoch von Veranstalter zu Veranstalter. „Jeder Vermieter hat andere Kosten oder Inklusivleistungen“, betont Karen Prante vom Team Campmobile USA/Kanada bei Dertour. Man sollte jedoch über einen deutschen Vermittler buchen, rät Thorsten Koch vom Verein Wohnmobil Abenteuer. Im Streitfall sei so der Gerichtsstand in Deutschland. Außerdem wichtig: ausreichender Versicherungsschutz. Unter Umständen sei eine Zusatzhaftpflichtversicherung nötig, empfiehlt der Experte.

Bei Dertour werden Überführungsfahrten oft von Wiederholungstätern gebucht, die zuvor schon einen oder mehrere Wohnmobil-Urlaube gemacht haben. Meist ist dabei der Weg das Ziel. Ausgangspunkt sind oft die großen Wohnmobilfabriken im Raum Chicago. Die Zielorte können dagegen stark variieren. „Das ist von Vermieter zu Vermieter unterschiedlich“, erklärt Karen Prante von Dertour. Thorsten Koch vom Verein Wohnmobil Abenteuer nennt die häufigsten: „Es gibt Touren nach Florida, nach Colorado, nach Las Vegas und natürlich Richtung Kalifornien mit L.A. und San Francisco.“

Route dem Wetter anpassen

Von San Francisco nach Boston beträgt die Strecke zum Beispiel 3000 Meilen, rund 4800 Kilometer. „Muss man diese in 14 Tagen runterreißen, hat das mit Urlaub nichts mehr zu tun“, betont Koch. Für interessante Highlights neben der Strecke bleibt da keine Zeit. Der Experte nennt damit zwei der wichtigsten Kriterien, die Urlauber bei der Buchung einer Wohnmobil-Überführung beachten sollten: Die Dauer, die für die Überführung veranschlagt ist, und die Anzahl der Freimeilen. Meist beinhaltet der Preis 2500 Freimeilen. „Ist man am Ende der Reise angekommen und hat mehr Meilen gefahren als vertraglich vereinbart, zahlt man für jede Meile extra“, so Koch. Der Urlauber sollte sich daher fragen, was er auf seiner Fahrt wirklich sehen will. Wer auf der Strecke von Chicago nach Los Angeles Abstecher zum Grand Canyon, nach Las Vegas oder in die Nationalparks plant, für den wird es schnell teurer. Da sei es oft sinnvoller, den Wagen vor Ort zu mieten und auf ein Frühbucher-Special zu setzen. Schließlich kommen auch noch Benzin- und Campingplatz-Kosten hinzu.

Auch die Jahreszeit spielt bei den Überführungsfahrten eine Rolle. „Meist sind die Fahrten im Frühjahr – März oder April“, gibt Karen Prante zu bedenken. Familien mit schulpflichtigen Kindern scheiden daher als Kunden aus. Außerdem sei es in den Übernahmeorten oft noch kalt, ergänzt die Fachfrau. Da könne man zum Beispiel auf dem Weg durch die Rocky Mountains überrascht werden. „Dann macht das Fahren eines Wohnmobils keinen Spaß mehr und kann zum Alptraum werden“, weiß Thorsten Koch. Bei Temperaturen im Minusbereich dürfen außerdem die Tanks des Wohnmobils nicht befüllt werden, weil das Leitungssystem durch den Frost zerstört werden kann – Schäden, für die der Mieter haftet. „Gegebenenfalls muss man seine Route dem Wetter anpassen“, betont auch Michael Thoss von usareisen.com. Das heißt, die Route sollte so schnell wie möglich von Chicago zum Golf von Mexiko und dann an der Küste entlang über New Mexiko nach Nevada oder Kalifornien führen. In den warmen Gefilden können dann auch alle Annehmlichkeiten genutzt werden.

Angebote schnell ausgebucht

Wohnmobil-Experte Thorsten Koch macht noch eine weitere Einschränkung, die der Urlauber beim Schnäppchen bedenken sollte. „Bei den Fahrzeugen handelt es sich um Neufahrzeuge. Die USA haben hier nicht die Fertigungsstandards der europäischen Wohnmobilbauer.“ Es könne durchaus passieren, dass es den einen oder anderen Werkstattbesuch gibt.

Die Angebote für Wohnmobil-Überführungen sind dennoch bei allen Anbietern meist in kürzester Zeit vergriffen. „Diese Specials sind bei uns sehr beliebt und teilweise wirklich schnell ausgebucht“, sagt Sandra Kaufmann von Canusa Touristik. Dertour gibt die Angebote tagesaktuell an die Reisebüros. Kunden können dann direkt vor Ort buchen. Die Anzahl der Überführungsfahrten variiert dabei jede Saison – „je nachdem, was die Vermieter an neuen Fahrzeugen kaufen“, erläutert Karen Prante.

Das bestätigt auch Michael Thoss von usareisen.com. Der Veranstalter legt deshalb im Vorfeld Interessentenlisten für bestimmte Vermieter an. „Wenn die Angebote dann rauskommen, sind sie oft innerhalb von ein, zwei Tagen ausgebucht“, erklärt er. Unbegrenzte Möglichkeiten ja. Aber eben keine unbegrenzte Auswahl.