Veröffentlicht inReise

Drei Skigebiete in den Rocky Mountains locken Urlauber an

Drei Skigebiete in den Rocky Mountains locken Urlauber an

Kanada Rocky Mountains.JPG
Foto: Keller
Sunshine Village, Mount Norquay und Lake Louise: In den Rocky Mountains in Kanada warten drei Skigebiete mit jeweils einem ganz eigenen Charakter.

Essen. 

S

onntagmorgen im Sunshine Village. Die erste, die Skifahrern an der Talstation über den Weg läuft, ist Maxime. „Eine heiße Schokolade?“ Maxime ist Snow Host im Skigebiet, immer am Wochenende steht sie vor ihrem Kakao-Pavillon. Ein bleibender erster Eindruck, der zweite ist wesentlich eisiger. Lookout Mountain, neben Goat’s Eye Mountain und Mount Standish einer der drei Skiberge im Sunshine Village: Ein Prisma, flachgelegt in die Landschaft der Rockies. Wie hatte Maxime gesagt? „Nehmt den Kakao ruhig mit nach oben – es könnte kalt sein.“ Wie recht sie doch hat!

Angekommen auf 2730 Metern Höhe, an der Bergstation des Great Divide Express Quad, pfeift ein eisiger Wind. Vier Pisten führen vom Gipfel des Lookout Mountain talwärts. Eine davon: Bye Bye Bowl – ein ansprechender Name. Skifahren unter erschwerten Bedingungen. Von links der Wind, dazu noch Nebel, nahezu keine Sicht – und eine Abfahrt, die ihrem Namen alle Ehre macht. Ein kleiner Sprunghügel im trüben Piste-Himmel-Mix ist an diesem Tag unsichtbar. Die Piste unter den Skiern sagt Bye Bye. Einige Meter weiter bohren sich die Carver senkrecht in 120 Zentimeter frischen Neuschnee, der auf über einem Meter Grundschnee ruht. Eine Bruchlandung vom Feinsten, sanft wie auf einer Daunendecke. Und von hinten der aufmunternde Kommentar: „Sicht wird überbewertet. Spüren musst’s.“ Danke!

Aufwärmen unterm Elchgeweih

Aufwärmen in der Sunshine Mountain Lodge. Die Chimney Corner spricht für sich. Ein Elchgeweih über prasselndem Kaminfeuer. Ein 16-Ender. Der Burger mit karamellisierten Zwiebeln und hausgemachten French Fries auf dem Teller ist kapital. Das eingefrorene Lächeln taut langsam wieder auf. Der Gedanke an den dampfenden Hot Tub im meterhohen Schnee vor der Türe tut sein Übriges. Pistenblick über, Blubberblasen unter der Wasseroberfläche.

Der nächste Tag, das nächste Skigebiet: Mount Norquay, der Hausberg in Banff. Das exakte Gegenteil vom Sunshine Village: Ein kleiner Fleck, 76 Hektar groß, sechs Lifte, die das Skigebiet erschließen. Ein nettes Skigebiet für den kurzen Aus(t)ritt. Simon ist hier der Station Manager. Er managt alles – vom Skiverleih über den Ticketverkauf bis hin zur Liftwartung. „I apologize for the crowds – Entschuldigung für die Menschenmassen“, feixt er. Für welche, bitte? Es ist Montag, es ist Nebensaison, kein Mensch ist im Skigebiet. Rein in den Lift, raus aus dem Lift. Abfahrt. Die Pisten sind bestens präpariert. Und Skifahrer? Fehlanzeige. Kein Mensch stört den Pistenschwung, kein Laut ist zu hören. Exklusivität kann so schön sein. Und so einsam.

Lake Louise, Nummer drei der „Big 3“, talaufwärts, mitten in den Rocky Mountains. Am Fuß der Pisten die beiden Ausgangspunkte – die „Whiskey Jack Lodge“ und die „Lodge of the Ten Peaks“. Sechs Lifte erschließen auch hier das Skigebiet – doch dieses zählt 1700 Hektar und ist das größte der „Big 3“. „Das Skigebiet ist so vielseitig: familienfreundlich, und in den Back Bowls wahnsinnig herausfordernd“, schwärmt Sophia, Skilehrerin aus Offenburg. Die Back Bowls und ihre berühmt-berüchtigten Double Diamond-Abfahrten, dazu der Ausblick auf unzählige Gipfel und auf das weitläufige Tal. Ein Ausblick zum Verlieben, auch für Sophia. Erst Arbeitsvisum, dann Saisonvertrag – so lief bislang die Kanada-Karriere der 23-Jährigen. Zuhause in Deutschland ist sie bei einer Bank beschäftigt. Bank, Banff, Bank, Banff – so lesen sich die letzten beiden Jahre der jungen Badenerin. Im Mai ist erst mal Schluss mit Kanada. Vorläufig! Dann wieder Bank. Aushilfsweise. Aber: „Klar will ich im nächsten Winter wiederkommen“, sagt Sophia.

Lake Louise hat es ihr angetan, trotz seiner Küche. Mit der kanadischen Burger- und Steakkultur kann sich die junge Deutsche nicht wirklich anfreunden. Spätzle und Sauerbraten werden schmerzlich vermisst. Trost spendet das Champagne Powder in der Bergwelt rund um Banff. Und wenn auch das nicht mehr hilft, ist Maximes heiße Schokolade sonntags im Sunshine Village die allerletzte Rettung.