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Warum Hunderte Studenten in Texas mit Dildos zur Uni gehen

Warum Hunderte Studenten in Texas mit Dildos zur Uni gehen

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imago72991071h~b5829a30-4b4f-457a-8fe8-1e460b6d9749.jpg Foto: imago/ZUMA Press
In Texas darf man seit 1. August Waffen mit zur Uni nehmen. Viele Studenten sind dagegen – und protestieren auf ungewöhnliche Weise.

Berlin. 

Der unwissende Beobachter könnte meinen, die kollektive Wolllust sei ausgebrochen bei den Studenten im US-Bundesstaat Texas. Hunderte Studierende, Frauen wie Männer, sind am Mittwoch mit gut sichtbaren Dildos an ihren Taschen und Rucksäcken zur Uni erschienen. Allerdings verbirgt sich hinter der Aktion nichts Anrüchiges, sondern ein Protest. Seit August ist es Studenten mit einer entsprechenden Lizenz in Texas erlaubt, ihre Waffe mit auf den Campus zu nehmen. Nun, am ersten Tag des Wintersemesters, an dem alle Veranstaltungen stattfinden, kam es an der University of Texas zur Gegendemo. Das Motto: „Cocks not glocks“ (Penisse, keine Waffen).

Dieser „liebevolle“ Protest richtet sich nicht nur gegen das Waffenrecht, sondern auch gegen das gesamte Moralkonstrukt in Texas. Denn Sexspielzeuge sind im Gegensatz zu Waffen an den Unis streng verboten. Um die allgemeine Unschuld zu bewahren, so steht es in den Richtlinien, verbietet die Uni das Mitbringen von Dildos und Ähnlichem. Wer dagegen verstößt, muss bis zu 500 Dollar Strafe zahlen. Generell darf man als Texanerin oder als Texaner nicht mehr als sechs Dildos besitzen. Auch das ist Gesetz. Waffen ja, Sexspielzeug nein.

4500 gespendete Dildos verteilt

Die Studentin Jessica Jin hatte die „Cocks not glocks“-Protestbewegung im vergangenen Oktober ins Leben gerufen. Dem umstrittenen „Campus Carry“-Gesetz wollte sie den „Campus (Dildo) Carry“-Tag entgegensetzen. Sie gründete eine Facebook-Gruppe, ihr folgten Tausende Mitstreiter und ein lautes Medienecho, nicht nur in Texas. Auch in diesen Tagen schien die Begeisterung für die Aktion ungebrochen: Am Dienstag verteilten Jessica Jin und einige Mit-Organisatoren am Hauptcampus in Austin gespendete Dildos. Keine halbe Stunde dauerte es, da waren alle 4500 Sexspielzeuge vergriffen, berichtet „The Texas Tribune“.

Die Uni-Verwaltung legte den Demonstranten keine Steine in den Weg. In diesem Fall sei das Tragen von Sexspielzeug okay, sagte ein Sprecher; es sei in diesem Fall ein politisches Statement und damit nicht obszön. Auch von Seiten einiger Professoren und in der Führung der Uni war nach der Verabschiedung des „Campus Carry“-Gesetzes im Juni 2015 Protest laut geworden.

Die Organisatoren von „Cocks not Glocks“ bekamen am Mittwoch bei Facebook viel Zuspruch und Solidaritätsbekundungen aus den ganzen USA. Nun hoffen sie, dass ihr Anliegen nachhaltig wirkt. „Hoffentlich wir das nicht nur eine Eintagsfliege“, sagte Mit-Organisatorin Ana Lopez zu „The Texas Tribune“, „wir hoffen, wir haben Studenten dazu ermutigt, diese Botschaft für ihre eigenen Demonstrationen zu nutzen, nicht nur in Texas, sondern überall im Land.“