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Jede vierte Toilette ist defekt

Jede vierte Toilette ist defekt

Hagen. 

31 Seiten lang ist die Analyse, die Deutschlands größter Verkehrsverbund VRR über den Zustand des Bahnverkehrs an Rhein und Ruhr gemacht hat. Einiges hellt die Stimmung auf – wie das Lob für das Personal in den Zügen. Ärgerlichste Schattenseiten: neben den Verspätungen die verschlossenen Klotüren. Die WCs sind oft verstopft.


Wie ist es mit der Pünktlichkeit?
Bei den Zügen von DB Regio wie von nichtbundeseigenen Bahnen ist sie 2014 „leicht bis mäßig“ zurückgegangen, insgesamt um 1,9 Prozent gegenüber 2013. Was auch an Streiks und dem Pfingststurm „Ela“ lag. Doch auf den Regionalexpress-Linien waren die Züge nur noch zu 83,1 Prozent pünktlich – wobei Verspätungen bis zu vier Minuten ja als „pünktlich“ gelten. Generell sagt der VRR, dass ein positiver Trend der letzten Jahre „durch externe Einflüsse“ – wie eben die Stürme – „gebremst wurde“.
Was ärgert Kunden besonders?
Die notorischen Zeit-Sünder. „Die häufigen Verspätungen der lang laufenden und auf der Hauptachse zwischen Düsseldorf und Dortmund verkehrenden RE-Linien stellen ein großes Problem dar“, schreibt VRR-Chef Martin Husemann in seinem Bericht. Der RE 5 zwischen Köln und Emmerich war nur zu 69 Prozent im Zeitplan, die Linie RE 1 von Aachen über das Ruhrgebiet nach Paderborn zu 73 Prozent, der RE 11 zu 75 Prozent. Die Strecken werden von DB Regio betrieben. Dagegen lobt der VRR die Privatbahn Abellio, die etwa die Ruhr-Sieg- bzw. Ruhr-Lenne-Bahn (Siegen/Iserlohn-Hagen-Essen) bedient: „geringe Ausfallquote, pünktliche Züge, gute Fahrgastinformationen“.


Fallen Züge komplett aus?
Das passiert wieder öfter, vier Mal so oft wie 2013. Es geht um 1,8 Prozent bis 2,4 Prozent der Fahrten. Wieder sind viele RE-Linien dabei. Die Ausfallquoten sind voriges Jahr durch zwei große Baustellen beeinflusst worden: den Arbeiten an den neuen Stellwerken Duisburg und Wuppertal, aber auch durch Signalstörungen, Umleitungen und Sturm „Ela“.


Was ist mit den Toiletten?
Ein übles Kapitel. Die WC in den Doppelstockwagen auf den Linien RE 1, RE 4 und RE 5, die von der DB AG in Aachen gewartet werden, sind oft defekt. Nur 77 Prozent auf der RE 1 funktionieren, sogar nur 60 Prozent auf der Niederrhein-Linie RE 5. Besser sei dies bei Abellio, wo die Aborte zu 90 Prozent nutzbar seien. „Wir werden 2015 intensiv auf die DB einwirken, um den Zustand der vom Werk Aachen betreuten Linien zu verbessern“, sagt VRR-Chef Husemann. Andererseits hat sich überall der Zustand der Fahrzeuge „leicht“ verbessert.
Gibt es Reisecenter-Tests?
Ja. 230 mal besuchten Tester incognito 32 Vertriebsstellen. Die durchschnittliche Wartezeit hat sich um eine halbe Minute auf dreieinhalb Minuten verlängert. Schlusslichter: Der Hauptbahnhof Düsseldorf mit zwölf Minuten. Peinlich: In Essen musste ein Tester 40 Minuten warten, bis er dran war. Der VRR: „Diese Wartezeiten sind untragbar.“ Recht gut ist die Beratungskompetenz eingestuft.


Wie ist das Klima zwischen Fahrgästen und Personal in den Zügen?
Tolle Werte für die Bahn-Mitarbeiter. Freundlichkeit, kompetentes Auftreten und Erscheinungsbild wurden durch Profitester bewertet. Es wurde generell ein „mehr als zufriedenstellender Wert“ zwischen 95 und 100 Prozent erreicht, sagt der Verkehrsverbund. Die Tester gaben „Schulnoten“, die im Schnitt bei 1,97 lagen.


Haben die Ergebnisse Einfluss auf künftige Vergaben?
Nein, sagt Thomas Ressel, stellvertretender Geschäftsführer beim Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Ruhr-Lippe (ZRL). Zwar seien Qualitätsanforderungen Bestandteil der Ausschreibungen; schlechte Ergebnisse aus früheren Bewertungen flössen aber bei der nächsten Vergabe nicht ein. Insbesondere seien „verschiedene Strecken nicht miteinander vergleichbar“. Außerdem verweist der ZRL, der den Nahverkehr u. a. im Märkischen Kreis, im Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest organisiert, auf seinen eigenen Qualitätsbericht – der aber noch „in Arbeit ist“.